Anwender fördern das Auslandsgeschäft deutscher IT-Dienstleister

28.02.2007
Die Internationalisierung deutscher IT-Dienstleister kann sich sehen lassen. Basis der Expansion ins Ausland sind länderübergreifende Kundenprojekte.

Deutschland zählt sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen von IT-Dienstleistungen im internationalen Vergleich zu den führenden Nationen. Das ist das vorläufige Ergebnis des Forschungsprojekts "Interdig", das die Chancen und Risiken der Internationalisierung von IT-Dienstleistern und Softwareanbietern in Deutschland auslotet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Projektpartner sind das Analystenhaus Berlecon Research, die Universität Mannheim, das RWI in Essen und das ZEW in Mannheim. Sie haben nun Halbzeitbilanz des Projekts gezogen.

Demnach liegt Deutschland beim Export von IT-Dienstleistungen im Wert von knapp acht Milliarden Euro im Jahr 2005 weltweit auf dem vierten Platz. Für das Jahr 2006 erwarten die Experten des RWI einen weiteren Anstieg der Ausfuhren um etwa 13 Prozent. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Einfuhren ab. Hier lag Deutschland in 2005 im internationalen Vergleich an erster Stelle.

Deutschland ist nach Irland, Indien und Großbritannien der weltweit viertgrößte Exporteur von IT-Services, noch vor den USA. (Quelle: RWI-Essen, Forschungsprojekt INTERDIG)
Deutschland ist nach Irland, Indien und Großbritannien der weltweit viertgrößte Exporteur von IT-Services, noch vor den USA. (Quelle: RWI-Essen, Forschungsprojekt INTERDIG)

Die Befragung hat gezeigt, dass den Kunden der IT-Dienstleister eine zentrale Rolle bei der Expansion ins Ausland obliegt. Sie fordern von ihrem IT-Servicepartner Betreuungsdienste an ausländischen Standorten ein. "Das Verlangen nach einer länderübergreifenden Unterstützung durch die Dienstleister ist im Exportland Deutschland natürlich besonders ausgeprägt", erläutert Andreas Stiehler, Senior Analyst bei Berlecon Research und Projektkoordinator. Die Universität Mannheim, hat sich insbesondere die Internationalisierungsstrategien mittelständischer Softwareanbieter angesehen. Hier zeigte sich ein vergleichbares Muster: "Die Bedienung von Kundenwünschen war bei den meisten Befragten der Auslöser für die Auslandsaktivitäten. Aktive Strategien mit dem Ziel, neue Märkte zu erschließen, folgen dagegen häufig erst im zweiten Schritt", schildert Jessica Winkler, Forschungsassistentin an der Universität Mannheim.

Die internationalen Aktivitäten der deutschen Industrie sind zugleich Chance und Herausforderung für die hier ansässigen IT-Dienstleister. Einerseits können deutsche IT-Dienstleister und Softwareanbieter im Auslandsgeschäft auf einen vorhandenen Kundenstamm aufbauen und von den Erfahrungen der auslandserfahrenen Kunden profitieren. Andererseits ist eine Ausweitung der Auslandsaktivitäten nicht für jeden Anbieter in allen Ländern profitabel. "Speziell für kleinere IT-Dienstleister stellt sich diese Herausforderung oft als Wahl zwischen Pest und Cholera dar - im Ausland Verluste machen oder im Inland Kunden verlieren", bringt es Stiehler auf den Punkt. Die ersten Forschungsergebnisse lassen sich auf der Interdig-Homepage einsehen. (jha)