Anwender brauchen flexible Lernlösungen

14.02.2002
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Durch zusätzliche Aktionen wurden die Mitarbeiter bei Laune gehalten und immer wieder motiviert, weiterzulernen. So beteiligten sich an einem Online-Gewinnspiel 13 400 Beschäftigte, ein Ergebnis, mit dem die Organisatoren nie gerechnet hatten, erzählt Szymanski stolz. Was geschieht nun aber mit dieser aufwändig aufgebauten Infrastruktur? Der Audi-Personaler ist sich der Konsequenzen bewusst. Er weiß, dass die Mitarbeiter IT-Blut geleckt haben und dass es irgendwie weitergehen muss. Dazu gebe es schon viele Überlegungen, sagt Szymanski.

Beispielsweise sollen die Lieferanten künftig verpflichtet werden, ihre Maschinen mit einem zusätzlichen Lernprogramm auszuliefern. Damit könnten sich dann die Arbeiter gleich am Arbeitsplatz das notwendige Know-how beibringen. Grundsätzlich lässt sich sagen: Wo auf Anwenderseite Überzeugungstäter am Werk sind, hat E-Learning gute Chancen, sich durchzusetzen.

Wissens-Management bei der Commerzbank

Bestes Beispiel ist die Commerzbank. In der IT-Abteilung sitzt der Personalexperte Günther Szogs, der mit großem missionarischem Eifer dabei ist, ein Knowledge-Management-System zum Laufen zu bringen. Angefangen hatte das Ganze damit, dass er die Informationen über die freiberuflichen IT-Spezialisten dokumentierte. Eine Datenbank enthält alle wichtigen Informationen vom Know-how der Profis bis hin zum Tagessatz.

In einem weiteren Schritt wird nun dieses System leicht verändert auch auf die internen Mitarbeiter übertragen. Dabei üben die Personaler indirekt Druck auf ihre Mitarbeiter aus, denn auch sie standen vor dem Problem, mit dem alle Firmen kämpfen: Wie lässt sich das Wissen der Mitarbeiter dokumentieren, und wie bekommt man die Beschäftigen dazu, dass sie ihr Know-how weitergeben? Zum Beispiel indem die Personaler selbst diese Datenbank mit Informationen über die Mitarbeiter auffüllen. Sie schauen sich die Definition eines Projekts an, ziehen daraus ihre Schlüsse, was die einzelnen Beteiligten können müssen, und erfassen es elektronisch.

Szogs ist dabei, sein System kontinuierlich auszubauen. So besteht für IT-Mitarbeiter jetzt schon die Möglichkeit, einen Überblick über die gesamten Projekte mit all ihren Anforderungen, dem Verlauf, der Dokumentation und den Mitarbeitern zu erhalten, Der Commerzbank-Mann formulierte es in Karlsruhe so: „Wir wollen aus Wissenskomsumenten Wissensträger machen.“

Die Hersteller passen sich den Wünschen der Anwender an. Sie wissen, dass teure Lernplattformen nicht besonders beliebt sind. So wurde auf der Messe die Geschichte einer Versicherung kolportiert, die sich solch ein umfangreiches Learning-Management-System (LMS) ins Haus holte, das mehrere Millionen Mark kostete, und monatelang an der Implementierung arbeitete. Dann ging der Anbieter Pleite, es herrschte wochenlang Stillstand, weil keiner weiterwusste und gelernt hatten die Mitarbeiter auch noch nichts. Propagiert wurde deshalb in Karlsruhe von einigen Firmen das Application-Service-Proving-ASP-Modell, das in der IT-Industrie schon seit längerem ein Thema ist.

Individuelles Web Based Training

Der Anwender soll dabei nur mieten, was er benötigt, um hohe Investitionen zu vermeiden. In eine ähnliche Richtung gehen die Überlegungen der imc AG. Die Saarbrücker haben ein „Self-Authoring-Werkzeug“ entwickelt und auf der Messe vorgestellt. Damit soll jeder, der unterrichtet, sein Web Based Training selbst entwickeln.

Im Prinzip, so die Vorstellung der Geschäftsführer Volker Zimmermann und Wolfgang Kraemer, ließe sich aus jeder Powerpoint-Präsentation mit Ton und wenn nötig Videoaufnahmen ein Lernprogramm basteln. So könne das Wissen im Unternehmen endlich gewinnbringend weiterverwertet werden, und die "Tausende von Präsentationen müssten nicht vergammeln“, wie es Kraemer formulierte. Über eines müssten sich die Unternehmen allerdings im Klaren sein:

Die neue E-Learning-Welt birgt auch ihre Gefahren. Ksenija Razum von Unilog Integrata Training macht vor allem auf einen Punkt aufmerksam. Wer sich Online-Wissensvermittlung ins Haus holt, hat damit auch alle Prozesse, die damit zusammenhängen, im Unternehmen. Früher schickte man den Mitarbeiter zur Weiterbildung, und der kam gebildet oder auch nicht zurück. Wer nun aber auf Online-Training setzt, dem muss klar sein, dass er sich um die Administration der technischen Lerninfrastruktur und auch um die Inhaltsbeschaffung und -erstellung zu kümmern hat.