Telekooperationssysteme: Selten stimmt der Rahmen

Anwender blockieren bei der Einführung

31.10.1997

Am Markt gibt es viele Telekooperations-Systeme, die zeitgleiche und zeitversetzte Zusammenarbeit räumlich verteilter Manager und Fachspezialisten unterstützen. Für die synchrone, also zeitgleiche Kooperation werden heute sehr kostengünstig ISDN- und LAN-basierte Audio/Video-Konferenzsysteme angeboten. Mit diesen Systemen lassen sich in aller Regel sowohl Punkt-zu-Punkt- als auch Mehrpunkt-Konferenzen organisieren, die bereits auf schmalbandiger Basis zu befriedigender Bild- und Tonqualität führen.

Zusätzlich zu dem A/V-Conferencing bietet die Mehrzahl dieser Systeme weitere nützliche Funktionen wie das gemeinschaftliche Bearbeiten von Dokumenten (Application Sharing), das zeitgleiche Analysieren und Kommentieren von Unterlagen (White Boarding) sowie den Austausch von Dateien (File-Transfer). Bei der Auswahl von Systemen für die asynchrone, also zeitverschobene Zusammenarbeit werden die Anwender hingegen meist mit größerer Komplexität konfrontiert, da hier lediglich wenige integrierte Lösungen existieren, die sämtlichen Anforderungen gerecht werden.

Systeme fristen ein Schattendasein

Will ein Unternehmen integrierte Telekooperations-Systeme aufbauen, die sowohl synchrone als auch asynchrone Komponenten beinhalten, kann es nicht auf schlüsselfertige Systeme zurückgreifen. Vielmehr sind diese Anwendungen stets unternehmensindividuell zu entwickeln, wobei sich die angebotenen Basissysteme ausschließlich als Standardkomponenten heranziehen lassen. Diese müssen situationsspezifisch modifiziert beziehungsweise zusammengeführt und somit den technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Unternehmens angepaßt werden.

Wie jedoch eine Expertenbefragung im Sommer 1997 in über 40 deutschen Unternehmen ergab, wurde gerade dieser Punkt in nicht wenigen Organisationen zu Projektbeginn vernachlässigt. So bescheinigten die Interviewten, daß die Systeme häufig ohne explizite Ist-, Schwachstellen- und Potentialanalysen aufgebaut wurden, wobei im Vorfeld auch den technischen und organisatorischen Randbedingungen der Unternehmen zuwenig Beachtung geschenkt wurde.

In einigen Fällen fristeten diese Systeme daher lediglich ein Schattendasein und wurden von den Benutzern nach anfänglicher Nutzung abgelehnt. Spöttische Aussagen wie "Lösung sucht Problem" waren nicht selten zu hören.

Die Erkenntnisse aus diesen empirischen Untersuchungen und die Erfahrungen, die im Rahmen von realen Entwicklungsprozessen gesammelt werden konnten, stehen im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die von der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Information Works und dem Systemanbieter Intel am 7. November in Köln organisiert wird. Um auf dem eintägigen Intensivseminar einen regen Meinungsaustausch zu gewährleisten, ist das Auditorium auf maximal 25 Teilnehmer beschränkt. Informationen zum Seminar sind erhältlich am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informations-Management, Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln, Telefon 0221/470-5325 oder im Internet http://www.wi-im.uni-koeln.de/tele97).

*Dr. Hans-Georg Kemper arbeitet an der Universität zu Köln am Lehrstuhl für Wirtschaftinformatik, Diplomkaufmann Ralf Finger ist Berater bei der InformationWorks Unternehmensberatung & Informationssysteme GmbH, Köln.