Anti-Programmierer-Tools

27.07.1979

"DP managers, take note", schrieb die COMPUTERWORLD in ihrer Ausgabe vom 16. April 1979. Ausgelöst wurde dieses "Gebt-acht-Kommando" der CW-Schwesterpublikation durch die "surprising results" (Originalton) einer amerikanischen Gehaltsstudie, des 79er "salary survey" der Administrative Management Society.

Die "überraschenden Ergebnisse" der AMS-Erhebung beunruhigen Programmierer und Systemanalytiker im Stammland der elektronischen Datenverarbeitung: Einkommenssteigerungen zwischen fünf und sechs Prozent steht eine allgemeine Teuerungsrate von rund sieben Prozent gegenüber, so daß die DV-Spezialisten zwischen New York und L.A. realiter Einkommensverluste hinnehmen mußten, wie das DV-Wochenblatt konstatierte.

Klar, daß diese Entwicklung auch bundesdeutsche EDV-Manager nicht ganz kalt lassen sollte. Nicht, daß sich die Inflation auch hierzulande anschickte, die Gehaltssteigerungen im DV-Bereich (derzeit im Schnitt zwölf Prozent im Jahr) aufzufressen. Davon kann wahrlich nicht die Rede sein. Im Gegenteil: EDV-Spezialisten, zumal mit Datenbank- oder Datenfernverarbeitungskenntnissen, können bei uns derzeit verlangen, was sie wollen. Indes: Dies ist jenseits des Atlantiks momentan nicht anders - klotzige Inserataktionen trockenliegender DP-Departments beweisen es. Ein nur scheinbarer Widerspruch, den folgende COMPUTERWORLD-Argumentation auflöst: Zunehmend kommen drüben "mächtige" Utility-Softwarewerkzeuge zum Einsatz, was einen Abbau überschüssiger Programmierkapazitäten zur Folge hat. Ergebnis: Wenige Spitzenprogrammierer und -systemanalytiker verdienen überdurchschnittlich gut - die Masse der Wald-und-Wiesen-Programmierer sitzt über kurz oder lang auf der Straße.

Auch wenn die Uhren bei uns bekanntlich anders gehen: Auf lange Sicht könnte dieser verstärkte Einsatz von Softwarewerkzeugen zur Programmentwicklung auch über Europa und die Bundesrepublik hereinbrechen.