Google Play Protect fällt durch

Anti-Malware für Android im Test

22.10.2018
Von 
Frank Ziemann war 20 Jahre lang selbstständiger IT-Sicherheitsberater und Übersetzer englischsprachiger Fachartikel. Er ist Gründer des Hoax-Info-Service (http://hoax-info.de) an der TU Berlin, den er seit 1997 betreibt.
Das Magdeburger AV-Test Institut hat 20 Schutzlösungen für Android getestet. Dabei haben neun Sicherheits-Apps die volle Punktzahl erreicht, nur Google Play Protect ist durchgefallen.

Das AV-Test Institut hat im September und Oktober 20 mobile Schutzlösungen für Android-Geräte geprüft, die ihre Hersteller zur Zertifizierung eingereicht hatten. Die App des Herstellers Alibaba haben wir aussortiert, denn sie ist nur mit chinesischer Bedienoberfläche erhältlich. Neu im Test ist INetCop OnVaccine. Google Play Protect bleibt deutlich hinter dem Rest des Testfelds zurück.

Anti-Malware für Android im Test
Anti-Malware für Android im Test
Foto: AV-Test

Die Tests unterteilen sich in die Kategorien Schutzwirkung und Benutzbarkeit. Der Schutz vor Malware wird zum einen mit über 3200 Schädlingen geprüft, die nicht älter als vier Wochen sind. Zum anderen werden bei den so genannten Real-Time-Tests alle Apps gleichzeitig auf identischen Smartphones mit knapp 3000 Vertretern tagesaktueller Malware konfrontiert. In die Benutzbarkeit gehen Beeinträchtigungen der Akkulaufzeit und der Geschwindigkeit sowie der durch die Apps erzeugte Datenverkehr ein. Außerdem werden die Fehlalarme eingerechnet, die die Schutzlösungen bei über 3100 harmlosen Apps produzieren.

Für sinnvolle zusätzliche Sicherheitsfunktionen, etwa Backup, Diebstahlschutz oder Web-Filter, gibt es einen Zusatzpunkt. Schutzlösungen, die in der Summe mehr als acht der möglichen 13 Punkte erreichen, erhalten ein Zertifikat. Die Tests werden stets auf echter Hardware (kein Emulator) unter Android 8.0.0 durchgeführt. Die Testkandidaten können jederzeit auf neueste Updates sowie Cloud-Dienste zugreifen.

Anti-Malware für Android: Grafik der Testergebnisse September/Oktober 2018
Anti-Malware für Android: Grafik der Testergebnisse September/Oktober 2018
Foto:

Die Testergebnisse

Die Mindestanforderungen für ein Zertifikat haben alle getesteten Apps außer Google Play Protect erfüllt. Googles automatischer App-Scan hat in beiden Schutztests das Klassenziel klar verfehlt. Bei den bis zu vier Wochen alten Schädlingen hat Protect lediglich knapp zwei Drittel erkannt, im Real-Time-Test sogar nur etwas mehr als die Hälfte. Auf Google Play Protect allein sollten Sie sich also besser nicht verlassen.

Die vollen 13 Punkte haben neun der Testkandidaten erreicht. Weitere zwei Schutz-Apps folgen mit einem halben Punkt Abstand, dahinter noch eine mit 12 Punkten. Neueinsteiger INetCop OnVaccine wird vor Google Play Protect Vorletzter. OnVaccine bekommt sogar noch ein Zertifikat, weil es mit 8,5 Punkten gerade noch die Mindestanforderung erreicht.

Immerhin 13 Apps haben bei der Schutzwirkung volle sechs Punkte erzielt. Im Real-Time-Test beträgt die durchschnittliche Erkennungsrate 97,8 Prozent, ohne Google Play Protect wären es sogar 99,6 Prozent. Im zweiten Test mit bis zu vier Wochen alter Malware liegt der Schnitt bei 97,5 Prozent, ohne Google bei knapp 99,9 Prozent.

In der Kategorie Benutzbarkeit ist das Bild recht ausgeglichen. Keine Schutzlösungen beeinträchtigt die Systemgeschwindigkeit, das freie Datenvolumen oder die Akkulaufzeit nennenswert. Acht Apps haben nicht die vollen sechs Punkte erreicht. Diese Punktabzüge sind einzig auf Fehlalarme zurückzuführen. Unrühmliche Spitzenreiter hierbei sind Antiy AVL und Cheetah Mobile mit je zehn Fehldiagnosen, davon jeweils sechs in Google Play und vier bei Apps aus anderen Bezugsquellen. INetCop OnVaccine kommt auf fünf Fehlalarme, Ikarus auf drei, AhnLab, F-Secure und Google auf je einen. Sophos hat seine im Frühjahr noch sehr hohe Fehlerquote inzwischen auf null reduziert. Somit haben 12 von 19 Apps die Tests absolviert, ohne falschen Alarm auszulösen.

Funktionsumfang

Zum Teil erhebliche Unterschiede gibt es beim Funktionsumfang der Security-Apps. Die Bandbreite der Ausstattung mit Zusatzfunktionen reicht von INetCop OnVaccine, das keinerlei zusätzliche Funktionen bietet, bis Quick Mobile Security, das fast alles mitbringt, was das Herz begehrt. Fast alle haben Funktionen zum Diebstahlschutz an Bord, können das Gerät also im Verlustfall orten, sperren und/oder alle Daten löschen. Ebenfalls recht häufig findet sich ein Web-Filter, der den Zugriff auf dubiose oder gefährliche Websites blockiert oder zumindest davor warnt.

Viele der kostenlos installierbaren Apps, die Sie bei Google Play finden, sind abgespeckte Versionen der jeweiligen kostenpflichtigen Lösung und machen für diese Werbung. Wer die eine oder andere Zusatzfunktion dauerhaft nutzen will, kann meist per In-App-Kauf zur Premium-Version wechseln. Die ausführlichen Testergebnisse finden Sie auf der Website des AV-Test Instituts.

Produkt

Schutz

Benutzbarkeit

Zusatzfunktionen

Summe

Avast Mobile Security 6.11

6,0

6,0

1

13,0

AVG AntiVirus FREE 6.10

6,0

6,0

1

13,0

Bitdefender Mobile Security 3.3

6,0

6,0

1

13,0

G Data Internet Security 26.4

6,0

6,0

1

13,0

Kaspersky Lab Internet Security 11.17

6,0

6,0

1

13,0

McAfee Mobile Security 5.0

6,0

6,0

1

13,0

Symantec Norton Mobile Security 4.3

6,0

6,0

1

13,0

Tencent WeSecure 1.4

6,0

6,0

1

13,0

Trend Micro Mobile Security 9.5

6,0

6,0

1

13,0

F-Secure SAFE 17.4

6,0

5,5

1

12,5

Avira Antivirus Security 5.3

5,5

6,0

1

12,5

AhnLab V3 Mobile Security 3.1

5,5

5,5

1

12,0

Quick Heal Mobile Security 2.05

4,5

6,0

1

11,5

Ikarus mobile.security 1.7

5,0

4,5

1

10,5

Antiy AVL 2.7

6,0

3,0

1

10,0

Cheetah Mobile Security Master 4.7

6,0

3,0

1

10,0

Sophos Mobile Security 8.5

6,0

3,0

1

10,0

INetCop OnVaccine 1.0

5,0

3,5

0

8,5

Google Play Protect 10.0

0,0

5,5

0

5,5

(PC-Welt)