Ansturm auf .eu-Domains

11.04.2006
Hunderttausende EU-Bürger haben eine Internet-Adresse mit dem Europa-Kürzel beantragt.

Der Vergabestart von privaten .eu-Web- und E-Mail-Adressen stieß am vergangenen Freitag auf ein großes Echo. Nach dem Motto "First come, first serve" gingen laut EU-Vergabestelle Eurid innerhalb des ersten Tages rund 880 000 Anträge bei den über 1000 zugelassenen Registrierstellen ein. Der größte Andrang kam dabei aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Unter den ersten Meldungen waren Domains wie dekoration.eu, buchung.eu, tankstellen.eu, exhibitionist.eu und eurorechner.eu. Die für die Aufgabenfelder Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding reagierte geradezu euphorisch auf das große Interesse: Ein Traum sei wahr geworden. Künftig gebe es eine eigene europäische Identität im Internet.

Das Verfahren hatte im Vorfeld für Unmut gesorgt, da es nicht gelungen war, Mehrfachakkreditierungen der Dienstleister zu unterbinden. Zwar erlauben die Eurid-Regeln nur eine Anmeldung pro Registrar, doch fanden Interessenten über Scheingründungen neuer Firmen oder Geschäftsbereiche einen Weg, das Prozedere auszuhebeln. Dadurch kam es laut Marktbeobachter zu einem regelrechten Wettlauf zwischen den Anbietern, die bei Preisen von mindestens zwölf Euro pro Domain möglichst viele Kunden an sich ziehen wollen.

Der als "Landrush" bezeichneten öffentlichen Domain-Vergabe waren zwei als äußert komplex kritisierte "Sunrise"-Phasen vorausgegangen. Dabei wurden im Dezember 2005 zunächst nur Registrierwünsche von öffentlichen Einrichtungen und eingetragenen Markeninhabern berücksichtigt. Im Februar konnten sich dann auch Inhaber von Firmen- oder anderen rechtlich geschützten Namen für .eu-Domains in Rahmen vorregistrieren lassen. Das "Markengrabbing" in diesen beiden Phasen wird vermutlich noch für juristische Nachspiele und Geldforderungen sorgen. Aktuell liegen aus den drei Phasen fast 1,4 Millionen Bewerbungen vor. (as)