Ansaetze zur Realisierung in Produkten Smalltalk: Mit Repository und Code-Management teamfaehig

18.11.1994

FRANKFURT/M. (qua) - Die Crux bei Smalltalk ist die Tatsache, dass diese Programmiersprache eigentlich nicht fuer die Teamarbeit konzipiert wurde. Moderne Smalltalk-Umgebungen bieten allerdings die Moeglichkeit, das Single-Image-Konzept zu umgehen. Anlaesslich eines Treffens der deutschen Smalltalk-User-Group wurden einige dieser Ansaetze vorgestellt.

"Smalltalk ist dafuer ausgelegt, dass die Entwickler nicht zusammenarbeiten, sondern jeder fuer sich sein Image mit Objekten beschiesst. Das ist die Realitaet, aber damit koennen wir nicht leben." So begann Raymund Vorwerk, Geschaeftsfuehrer der VC Software Construction GmbH, Braunschweig, seinen Vortrag.

Vorwerk legte eine Liste von Voraussetzungen vor, die eine Smalltalk-Umgebung erfuellen muss, um den Anspruechen von Entwicklerteams gerecht zu werden: Neben einer zentralen Objektverwaltung und einem gesicherten Freigabeverfahren ist vor allem eine Versions- und Konfigurationsverwaltung notwendig. Darueber hinaus fehle oft ein Mechanismus, mit dessen Hilfe vorhandene Objekte als nuetzlich identifiziert werden koennten. "Nichts ist weiter entfernt als die Klassenbeschreibung im Schrank des Nachbarn", spottete der Unternehmensberater.

Das Fazit aus diesem Forderungskatalog lautet: Weg vom Single Image, hin zur Object-Engine. Ansaetze dafuer sind in den heute verfuegbaren Produkten teilweise schon vorhanden.

So nutzen beispielsweise "Team IV" von Digitalk oder "Object Studio" von Knowledgeware das Sourcecode-Management-System "PVCS" von Intersolv. Das Softwarewerkzeug ermoeglicht ein Konfigurations- und Versions-Management, indem es automatisch Revisionsnummern anbietet und eine Definition derjenigen Personen zulaesst, die zu einer Ueberarbeitung der jeweiligen Quelle berechtigt sind. Fuer Vorwerk stellt das Sourcecode-Management aus der Sicht eines Smalltalk-Entwicklers jedoch allenfalls "eine Kruecke" dar. "Wir erzeugen keinen Sourcecode, sondern Objekte", konstatierte der Berater.

Die Object Technology International Inc. (OTI) waehlt einen anderen Ansatz: Das Produkt "Envy Developer" des IBM-Entwicklungspartners basiert auf einem Repository. Dessen Nachteil ist laut Vorwerk, dass es in das Smalltalk-Image integriert, also eng an die Programmiersprache gekoppelt ist. Zudem fordere der Umgang mit dem Envy-Repository dem Entwickler zusaetzliche Arbeit ab: "Team IV kann man intuitiv einsehen, Envy Devloper muss man organisieren", so der Berater. Auf der Habenseite duerfe OTI hingegen verbuchen, dass Envy als einziges am Markt verfuegbares System die Moeglichkeit biete, Prerequisites (Voraussetzungen) zu definieren. Ein unabhaengig von Smalltalk realisiertes Repository offeriert die IC&C GmbH, Elmshorn, mit "Teambase". Die Entwicklungsdatenbank ist speziell fuer die Arbeit mit "Visual Works" von Parcplace Systems konzipiert.

Last, but not least, stellt Vorwerk auch sein eigenes "Distributed Smalltalk Software Development Environment" (DSSDE) vor. Es basiert auf der von VC Software Construction vertriebenen Objektdatenbank ODBMS 2.0. Neben der Faehigkeit zum Management von Smalltalk-Sourcecode bietet DSSDE die Moeglichkeit, Klassen und Methoden - ebenfalls in Quellenform - zu verwalten. Das Produkt laesst sich mit Visual Works und mit dem Digitalk-Produkt "Parts" integrieren.