Electronic Data Interchange/

Anpassung als Methode zum Ueberleben

12.04.1996

Die juengste Rezession hat der deutschen Industrie schmerzlich vor Augen gefuehrt, dass sie von schlanken Unternehmensstrukturen in der Regel noch weit entfernt ist (war). Doch ein Sprichwort sagt: Kein Schaden ohne Nutzen. In den Unternehmen hat die Wirtschaftskrise jedenfalls das Bewusstsein dafuer geschaerft, Kommunikationsstrukturen kritischer unter die Lupe zu nehmen.

Am Beispiel des Electronic Data Interchange (EDI) wird diese Entwicklung besonders sichtbar. Waehrend der elektronische Austausch von Handelsdaten bis vor kurzem fast ausschliesslich durch die technische Brille gesehen wurde, hat sich die Sichtweise mittlerweile geaendert. EDI wird mehr und mehr zu einer festen, unverzichtbaren Groesse in Lean-Company-Konzepten und findet deshalb in den Fuehrungsetagen der Unternehmen mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Mit anderen Worten: EDI wird als ein Mittel zum Zweck betrachtet, die interne wie zum Teil auch externe Ablauforganisation der Geschaeftsprozesse zu optimieren.

Auf den Trichter, dass es ohne EDI heute kaum noch geht, kommen immer mehr Firmen - mehr oder weniger freiwillig. Insbesondere der Mittelstand muss in den vermeintlich sauren Apfel der EDI- Implementierung beissen, handelt es sich bei diesen Companies doch meist um Zulieferer von Grosskonzernen. Als ein Glied in der Wertschoepfungskette sind solche Unternehmen heute gezwungen, schnell und flexibel auf die Just-in-time-Anforderungen der Auftraggeber zu reagieren. Wer dieses Kriterium nicht erfuellt, weil er unter anderem keine EDI-Loesung realisiert, steht als Zulieferer rasch im Abseits.

Die Zeiten, wo Konzerne wie Karstadt noch mit Engelszungen auf ihre Lieferanten einreden, um sie vom EDI-Gedanken zu ueberzeugen, gehoeren sicher bald der Vergangenheit an. Nicht nur die Broetchengeber selbst, sondern auch der knallharte Wettbewerb setzen den Zauderern die Pistole auf die Brust. EDI wird zum Ueberlebensfaktor!

Kein Wunder also, dass Marktforscher EDI ein starkes Wachstum prophezeien. Die Analysten von Ovum erwarten zum Beispiel bis zum Jahr 2001 ein Marktvolumen von rund zwei Milliarden Mark. Bei einem Umsatz von zirka 700 Millionen Mark im vergangenen Jahr bedeutet dies ein jaehrliches Wachstum von 20 Prozent. Manche Dienstleister reiben sich schon die Haende. Sie wittern im EDI- Outsurcing ein Geschaeft und wollen so aus der Not der anderen eine Tugend fuer den eigenen Geldbeutel machen.