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Anonymität oder Kontrolle: Online-User im Zwiespalt

27.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Deutsche Internet-Nutzer stecken nach den Terroranschlägen in den USA offenbar in einem Gewissenskonflikt: Auf der einen Seite legen sie großen Wert auf Anonymität im World Wide Web, andererseits plädieren sie aber auch für eine bessere Überwachung im Netz, wenn es um die Verhinderung von Straftaten geht. Zu diesem Ergebnis kommen die Marktforscher von Fittkau & Maaß in ihrer mittlerweile 13. Internet-Benutzer-Analyse "W3B". Im Rahmen der Studie wurden im Zeitraum vom 1. Oktober bis 5. November diesen Jahres mehr als 96.000 deutschsprachige Online-User unter anderem auch zum Thema Internet-Überwachung befragt.

Gut zwei Drittel der Interviewten betrachteten es demnach als "wichtig" oder "sehr wichtig", anonym im Web surfen zu können. Lediglich jedem zehnten User ist seine Anonymität "gar nicht wichtig". Gleichzeitig sind aber insgesamt gut die Hälfte der Nutzer mit schärferen Überwachungsmaßnahmen zur Verbrechungsbekämpfung einverstanden. Nur 20,3 Prozent lehnen - vor allem aus Angst vor Missbrauch - stärkere Kontrollen kategorisch ab.

Besonders bemerkenswert ist nach Ansicht der Marktforscher, dass viele Online-User zwischen dem Wunsch nach persönlicher Anonymität einerseits und einer verschärften Online-Überwachung andererseits entweder keinen Widerspruch erkennen oder die möglichen Konsequenzen bewusst in Kauf nehmen: Von den knapp 46 Prozent der Befragten, die die Anonymität im Web als "sehr wichtig" erachteten, sprach sich rund die Hälfte gleichzeitig auch für schärfere Kontrollen aus. (jw)