Entwicklung

Anforderungs-Management in großen Projekten - mit Scrum

15.05.2013
Von Sebastian Neus und Martin Wrangel

Schätzen von Anforderungen und Aufgaben

Es gibt verschiedene Arten, dokumentierte Anforderungen zu schätzen. In Scrum werden grundsätzlich zwei Arten verwendet.

Planning Poker:

Die erste Variante ist das "Planning Poker". Hier werden Aufwandskategorien definiert, die man den Items oder Tasks zuordnet. Nach der fachlichen Beschreibung der Aufwandskategorien ordnet man ihnen je nach Höhe des Aufwands Zahlen zu. Geeignet dafür ist zum Beispiel die Fibonacci-Reihe, da hier die Abstände zwischen den Zahlen immer größer werden und sich somit Unsicherheiten deutlicher offenbaren:

1 = sehr geringer Aufwand

2 = geringer Aufwand

3 = neutraler Aufwand

5 = höherer Aufwand

8 = sehr hoher Aufwand

13 = extrem hoher Aufwand.

Das Team trifft sich zum Planning Poker und bewertet einzelne Items mit einer Zahl der Fibonacci-Reihe. Der Erste versieht das Item beispielsweise mit 3; das zweite Teammitglied ordnet ihm eine 2 zu und das dritte Teammitglied eine 8. Somit variiert die Bewertung um einige Punkte. Dieses Beispiel zeigt, dass das Team offenbar Schwierigkeiten hat, sich einer gemeinsamen Aufwandskategorie anzunähern - hier besteht Klärungsbedarf. Das Team muss nun das Item oder die Task weiter detaillieren, um eine besser übereinstimmende und damit genauere Schätzung zu erreichen. Anschließend wird pro Sprint eine gewisse Anzahl von Tasks aufgenommen. Aufgrund der jeweils zugeordneten Aufwandskategorien findet das Team von Sprint zu Sprint heraus, wie viele Tasks nach den oben genannten Kategorien pro Sprint realisiert werden können.

Reale Tage und die Beta-Verteilung:

In der zweiten Variante geht es um das Schätzen und Planen von realen Tagen. Es wird zunächst festgehalten, wie viele Stunden real zur Entwicklung pro Tag zur Verfügung stehen - beispielsweise fünf von acht Arbeitsstunden pro Tag. Diese werden dann vom Team verplant. Jedes Item wird um seine Tasks erweitert und von den Teammitgliedern geschätzt. Hier lassen sich unterschiedliche Schätzverfahren einsetzen, zum Beispiel die Dreipunktschätzung, ein Verfahren aus klassischen Projekt-Management-Rahmenwerken. Folgende drei Werte sind relevant:

- Der Aufwand im besten Fall (Bestcase),

- Aufwand im Durchschnitt (Avaragecase) und

- Aufwand im schlechtesten Fall (Worstcase).

Durch diese Drei-Punkt-Schätzung erhält die Task automatisch eine subjektive Bewertung des Schätzers. Wenn Tasks von mehreren Personen geschätzt werden, lässt sich eine mittlere Dauer berechnen.