Plus neue Gartner-Prognose

Andy Rubin wittert FUD-Attacke gegen Android

07.04.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Googles Android-Chef Andy Rubin versichert, dass der Internet-Konzern nicht nach mehr Kontrolle über Android strebt. Derweil schätzt Gartner, dass Android bis Ende 2012 fast 50 Marktanteil bei Smartphones erreichen wird.
Googles Android-Chef Andy Rubin
Googles Android-Chef Andy Rubin
Foto: Google

Mit einem Blog-Eintrag im Android Developers Blog reagiert Google-Manager Rubin auf einen "Businessweek"-Bericht von letzter Woche. Darin hatte es geheißen, Google ziehe bei Android die Zügel schärfer an, um eine weitere Fragmentierung des mobilen Betriebssystems zu verhindern.

Alles nur FUD, schreibt Rubin - Google erlaube Gerätherstellern wie schon in der Vergangenheit quasi beliebige Änderungen, um einzigartige und differenzierende Funktionen zu ermöglichen, es gebe keine Sperren oder Restriktionen gegen Anpassungen der Benutzeroberfläche, es gebe keinerlei Bestrebungen, Android auf eine bestimmte Chip-Architektur festzulegen, und last, but not least bleibe Android Open Source.

Die Einschränkungen des Gesagten sind laut Rubin ebenfalls alle nicht neu - wer Google-Apps auf sein Android-Gerät packen will, muss bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, und schon seit Android 1.0 gibt es ein "Anti-Fragmentierungs"-Programm, dem 2007 auch alle Gründungsmitglieder der Open Handset Alliance (OHA) zugestimmt hatten. Den Quellcode der bislang nur auf wenigen Tablets wie Motorolas "Xoom" verfügbaren Android-Version 3.0 "Honeycomb" wird Google laut Rubin veröffentlichen, wenn er dafür reif ist. "Während ich dies schreibe, arbeitet das Android-Team hart daran, all die neuen Honeycomb-Features auch auf Telefone zu bringen", so Rubin. "Sobald das erledigt ist, werden wir den Code veröffentlichen." Diese vorübergehende Verzögerung stelle aber keinen Strategiewechsel dar.

"Die Zahl und Unterschiedlichkeit der Android-Geräte auf dem Markt übertriff auch weiterhin selbst unsere kühnsten Erwartungen", schließt der Android-Mann. "Wir werden weiter an einem offenen und gesunden Ökosystem arbeiten, weil wir glauben, dass dies für die Industrie und die Verbraucher das Beste ist."

Gartner sieht Android auf Höhenflug

Unterdessen hat die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner neue Prognosen zum Smartphone-Markt veröffentlicht. Die Experten erwarten, dass in diesem Jahr 468 Millionen computerähnliche Mobiltelefone verkauft werden, dass wären 57,7 Prozent mehr als 2010. Für Android prognostizieren die Auguren, dass es sich bis Ende 2011 zur populärsten Smartphone-Plattform aufschwingt und bis Ende 2012 sogar mit 49 Prozent beinahe die "absolute Mehrheit" bei den Markanteilen erreicht.

Außerdem sieht Gartner die Smartphone-Preise deutlich sinken. "Bis 2015 werden 67 Prozent aller Open-OS-Geräte [Betriebssystem mit SDK und APIs, mit denen Entwickler native Apps schreiben können] im Schnitt 300 Dollar oder darunter kosten", glaubt Roberta Cozza, Principal Analyst bei Gartner. "Das beweist, dass Smartphones endlich wirklich demokratisiert sind."

Cozza geht davon aus, dass die Position von Android im oberen Marktsegment zwar stark bleiben, sich das Google-System auf längere Sicht aber auch auf Midrange- und preiswerten Telefonen für Schwellenmärkte etablieren wird, was Stückzahlen und Marktanteil natürlich besonders zuträglich ist.

Apples iOS sieht Gartner bis 2014 im Smartphone-Markt auf dem zweiten Platz. Apple wolle eher seine (hohen) Margen halten als über eine neue Preisstrategie mehr Markanteil erreichen. Für Windows Phone haben die Auguren ihre Prognose aufgrund der Allianz von Microsoft und Nokia erhöht. Sie erwarten nun, das Nokia Windows Phone bis Ende 2012 auf breiter Front im mittleren Segment seines Portfolios einführt und damit im weltweiten Ranking auf den dritten Platz hievt. Das sei zwar eine ordentliche Leistung, liege aber deutlich hinter dem in der Vergangenheit mit Symbian Erreichten.