Update angekündigt

Android sendet heimlich Standortdaten an Google

22.11.2017
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
Android übermittelt heimlich die Standortdaten von Android-Nutzern an Google-Server. Sogar wenn der Nutzer standortbasierte Dienste abschaltet.

Android-Smartphones und Android-Tablets speichern ihre Standortdaten und übertragen diese an Google-Server sogar dann, wenn die Android-Nutzer die Standortdienste abgeschaltet haben, sie keine standortbasierten Apps verwenden oder gar keine SIM-Karte eingelegt ist. Das berichtet die Technikseite Quartz.

Android sendet heimlich Standortdaten an Google. Das Foto zeigt den LTE-Sendemast in Kyritz/Brandenburg.
Android sendet heimlich Standortdaten an Google. Das Foto zeigt den LTE-Sendemast in Kyritz/Brandenburg.
Foto: Deutsche Telekom

Google benutzt die Einwahldaten des Androiden bei mehreren nahe gelegenen Mobilfunkmasten, um über Triangulation den Standort des Android-Nutzers zu ermitteln. Die Standortdaten werden verschlüsselt vom Androidbetriebssystem an die Google-Server (Google Push Notification and Messaging Management System) übermittelt, sobald das Smartphone wieder mit dem Internet verbunden ist.

Gegenüber der IT-Nachrichtenseite The Verge erklärte ein Google-Sprecher, dass alle modernen Android-Smartphones ein Network-Sync-System nutzen würden, dass die “Cell ID Codes” der Mobilfunkmasten dafür benutzen würde, um Push-Nachrichten schneller zustellen zu können. Anscheinend benutzt Google die Mobilfunkmastendaten zur Verbesserung seines Firebase Cloud Messaging. Hierzu müssen die Androidgeräte den Server in regelmäßigen Intervallen anpingen, damit Nachrichten zeitnah zugestellt werden können. Firebase Cloud Messaging läuft standardmäßig auf allen Android-Geräten. Google würde diese Standort-Daten aber nicht dauerhaft speichern, wie das Unternehmen gegenüber US-Medien betont.

Seit Januar 2017 soll Google die dadurch ermittelten Standortdaten von allen einigermaßen neuen Androidgeräten erfassen. Android-Besitzer können dieses Datensammeln nicht abstellen. Selbst das Zurücksetzen eines Android-Smartphones auf die Werkseinstellungen soll laut Quartz das Datensammeln nicht beenden können. Besonders fies: Sogar Androiden ohne SIM-Karte übertragen ihre Standortdaten an Google. In diesem Fall handelt es sich dann um die WLAN-Einwahldaten beim letzten Mobilfunkmasten, wie Quartz betont.

Android-Nutzer können Tracking nicht verhindern

Android-Nutzer werden also von Google getrackt, ob sie das nun wollen oder nicht. Und Hacker können diese Standortdaten vielleicht sogar erbeuten und missbrauchen, wenn es ihnen gelingt, die Verschlüsselung zu knacken. Denn aufgrund der für jedes Mobilgerät einzigartigen IMEI-Nummer können die Bewegungsdaten genau einem Nutzer zugewiesen werden.

Das Überraschende an der Entdeckung: Bisher gingen alle Beobachter davon aus, dass die von den Mobilfunkdaten erfassten Standortdaten der Smartphone-Besitzer ausschließlich die Mobilfunknetzbetreiber, also beispielsweise Deutsche Telekom, Vodafone oder O2, besitzen würden. Nur in Ausnahmefällen würden die Mobilfunknetzbetreiber diese Daten mit anderen Unternehmen (oder Behörden) teilen. Doch nach dieser Entdeckung ist klar, dass Google standardmäßig auf diese Standortdaten zugreifen kann, obwohl Google doch überhaupt kein eigenes Mobilnutznetz besitzt. Neben den Mobilfunkmastendaten verwendet Google auch GPS-Daten und WLAN-Access-Point-Daten. In seiner vage formulierten Datenschutzerklärung weist Google unter anderem auf die Benutzung von Daten von WLAN-Zugangspunkten und Mobilfunkmasten hin.

Google will nun Ende November 2017 ein Update für Android veröffentlichen, das dieses Sammeln der Standortdaten beenden soll. (PC-Welt)