Andrew Morton: Der Linux-Kernel wird immer buggier

08.05.2006
Andrew Morton, Lead Maintainer des produktiven Linux-Kernels, sorgt sich um immer mehr Fehler in Version 2.6 und erwägt bereits drastische Maßnahmen.

"Ich glaube, der Kernel 2.6 wird langsam immer fehlerbehafteter", sagte Morton am Freitag auf der LinuxTag-Konferenz in Wiesbaden. "Es scheint als würden wir mehr Bugs hinzufügen als wir fixen." Das habe er zwar noch nicht statistisch nachgewiesen, aber er bekomme immer mehr E-Mails mit Fehlerberichten. Sollte sich dieses Bauchgefühl verifizieren lassen, will Morton den Entwicklungsprozess temporär einfrieren und der Fehlerbehebung Priorität einräumen (hm - erinnert irgendwie an Bill Gates' "Trustworthy-Computing"-Appell, Anm. d. Red.).

"Ich habe mir unter anderem zur Aufgabe gemacht, die steigende Fehlerrate zu bestätigten", so Morton weiter. "Wenn das so ist, müssen wir etwas unternehmen." Die Entwickler müssten ihre Zeiteinteilung ändern und sich stärker den Korrekturen widmen. "Wir werden möglicherweise einen reinen Bugfix-Zyklus einziehen, um ausschließlich länger bekannte Probleme zu beheben."

Ein Problem sei, dass nur wenige Developer motiviert seien, an Fehlern zu arbeiten. Schwierig sei dies insbesondere bei Bugs, die älteren Rechner oder Peripherie beträfen. Die für Unternehmen tätigen Kernel-Programmierer scherten sich für gewöhnlich nicht um veraltete Hardware.

Morton unterstellte gleichzeitig, dass speziell für Hardwarefirmen tätige Programmierer Interessenkonflikte schwerlich vermeiden könnten. "Wenn Sie als Hersteller einen Kernel Maintainer beschäftigen, haben Sie kein Interesse daran, dass dieser an einem fünf Jahre alten Peripherieteil arbeitet, das keine mehr verkauft. Das verstehe ich zwar, es ist aber ein Problem, weil Leute diese Hardware noch immer benutzen." (tc)