Softwareanbieter müssen anders wirtschaften

Andreessen geht mit der New Economy ins Gericht

19.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Internet-Pionier und Netscape-Gründer Marc Andreessen hat der Dotcom-Ökonomie ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Seiner Meinung nach wird von den großen Anbietern lediglich das Online-Kaufhaus Amazon.com überleben.

"Amerika hat gegenwärtig Kopfschmerzen nach dem vielen Champagner", so Andreessen in einem Interview mit der "Financial Times". Für die vielen neu gegründeten Unternehmen der so genannten New Economy fand der Browser-Entwickler harsche Worte: "Im Dotcom-Hype wurde gepredigt, dass Companies um jeden Preis wachsen müssten, andernfalls könnten sie sich von der Bildfläche verabschieden." Dies sei jedoch nicht eingetreten. Andreessen: "Mit Ausnahme von Amazon hält sich keine Firma, die sich an diesem Modell orientiert hat."

Skeptisch äußerte sich der Netscape-Gründer zum Geschäftsmodell einiger Unternehmen, massive Preisabschläge zu gewähren und die Waren zudem kostenlos auszuliefern: "Die Ära, in der alles umsonst erhältlich ist, ist vorbei." Gleiches gilt seiner Meinung nach auch für Startups, die in den Handel zwischen Unternehmen eingestiegen sind - viele neu gegründete Firmen hätten keine Chance.

Betroffen von der zunehmenden Ausbreitung des Internet seien vor allem die klassischen Anbieter von Software, wo Andreessen starke Veränderungen im Markt erwartet. Die Tools würden künftig verstärkt über das Web genutzt, wodurch sich die Entwickler mehr auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen müssten. Einfach nur Programme zu verkaufen, Geld zu kassieren und sich um die Probleme der Anwender keine Gedanken zu machen funktioniere bald nicht mehr: "Die Anbieter werden mehr Verantwortung dafür übernehmen, dass ihre Produkte laufen", so Andreessen. Im Mittelpunkt steht künftig die Beziehungspflege von Unternehmen zu ihren Kunden.