Staatsbahn verpflichtet auch Tandem und Siemens

Andersen zieht in Ungarn einen Millionenauftrag an Land

27.09.1991

FRANKFURT (CW) - Einen Systemintegrationsauftrag im Wert von rund 25 Millionen Mark hat die deutsche Andersen-Consulting-Niederlassung in Sulzbach bei Frankfurt von der Ungarischen Staatsbahn (MAV) erhalten. Die Berater betreuen als Generalunternehmer ein Projekt, für das auch Tandem Computers (siehe CW Nr. 38 vom 20. September 1991, Seite 4) und Siemens Hard- und Software liefern.

Andersen bietet den Ungarn eine "Business-Integration"-Lösung, in deren Rahmen der Aufbau eines landesweiten Transportmanagement-Informationssystems zur Abwicklung des gesamten Güter- und Frachtverkehrs durchgeführt werden soll. "Strategische, personelle, organisatorische und technologische Faktoren", so der Wortlaut einer Pressemitteilung, sollen mit einer ganzheitlichen Unternehmenslösung des Consulting-Unternehmens abgedeckt werden.

Tandems bislang größtes Ostgeschäft

Technologische Basis des Projekts sind ausfallsichere Parallelrechner und Arbeitsplatzcomputer von der österreichischen Tandem-Filiale. Als Subunternehmer von Andersen Consulting steuert das Unternehmen Hardware für etwa elf Millionen Mark bei - das größte Geschäft, das Tandem jemals mit einem Ost-Unternehmen abschließen konnte. Der Computerhersteller liefert als Hauptsystem einen "CLX 880"-Rechner sowie als Entwicklungs- und Testsystem eine "CLX 820".

Weitere sieben Rechner dieses Typs sowie acht "CLX 720"-Systeme kommen als regionale Netzknotenrechner zum Einsatz. Auf Arbeitsplatzebene werden die Ungarn 830 Tandem-PSX-Systeme einsetzen. Zweiter Subunternehmer neben Tandem ist die Siemens AG, die sich von dem Gesamtauftrag immerhin noch vier Millionen Mark sichern kann. Die Bayern liefern Hardware und Systemsoftware für das X.25-Netzwerk.

Projekt auf drei Jahre ausgelegt

Bei der Entwicklung des Transportmanagement-Systems bezieht sich Andersen Consulting auf ein vergleichbares Projekt, das 1990 bei der norwegischen Staatseisenbahn durchgeführt wurde. Etwa 20 Andersen-Mitarbeiter aus Norwegen, Österreich, Ungarn, Finnland, Großbritannien und Deutschland sollen beteiligt sein. Die ungarische Staatsbahn selbst stellt ebenfalls 35 Mitarbeiter zur Entwicklung des Systems ab. Die Federführung des gesamten Projektes liegt bei der Düsseldorfer Andersen-Consulting Filiale, deren Geschäftsführer Thomas Köhler verantwortlich zeichnet. Da in Ungarn etwa 40 Prozent des gesamten Transportvolumens per Bahn abgewickelt wird - zum Vergleich: in den alten Bundesländern Deutschlands beträgt dieser Anteil gerade 25 Prozent -, hat das auf drei Jahre veranschlagte Projekt ein besonderes Gewicht für das Land. Um gegenüber konkurrierenden Speditionen und anderen Transportalternativen wettbewerbsfähig bleiben zu können, wollen die Eisenbahner den Nutzungsgrad vorhandener Waggonparks und Gleisanlagen deutlich erhöhen. Vorgesehen ist neben der Reduzierung von Stand- und Wagenlaufzeiten eine genauere Information über die Standorte der Waggons, die verbesserte Zuordnung von Spezialwaggons und eine effizientere Steuerung in den Rangierbahnhöfen.