Trotz schwächeren Umsatzwachstums

Andersen will Mitarbeiter stärker beteiligen

26.11.1999
MÜNCHEN (CW) - Mit Problemen muß sich Andersen Consulting herumschlagen: Zum schwächeren Umsatzwachstum kommt der Trend, daß in den USA immer mehr Mitarbeiter zu Startups abwandern. Zudem reichte das Beratungshaus gegen Mitbewerber CSC eine Klage ein, da es sich über die Bezahlung in einem Outsourcing-Projekt nicht einigen konnte.

Andersen Consulting gehört offenbar zu den Opfern des Investitionshemmers Problem 2000: Der Systemintegrator meldete für das abgelaufene Geschäftsjahr (Ende: 31. August 1999) ein Umsatzwachstum von "nur" 19 Prozent auf neun Milliarden Dollar. In den drei vorangegangenen Geschäftsjahren hatte die Unternehmensberatung, die über ihre Profite traditionell nicht informiert, jeweils bei den Einnahmen um rund 25 Prozent zugelegt. Besonders ärgerlich: Der vom Mutterkonzern Arthur Andersen ins Leben gerufene konkurrierende Beratungszweig konnte im gleichen Zeitraum um 36 Prozent zulegen und kam auf Umsätze von 1,4 Milliarden Dollar. Im nächsten Jahr soll vor Gericht entschieden werden, ob Andersen Consulting als eigenständiges Unternehmen agieren kann. Die Muttergesellschaft fordert 14,6 Milliarden Dollar, damit sich die Beratungstochter freikaufen kann.

Bis zum September 2000 will die Beratung auch ihr Bonussystem verbessern, um nicht zu viele gute Mitarbeiter an besser zahlende Startups zu verlieren. Da sie als nicht börsennotierte Firma aber keine Stock Options bieten kann, soll künftig der Weg zu einer Karriere als Partner einfacher werden. Bislang braucht man zwischen 13 und 15 Jahren, bis man als Partner vom Gewinn des Unternehmens profitieren kann. In Zukunft sollen es nur noch neun bis zehn Jahre sein, sagte Andersen-Sprecherin Roxanne Taylor gegenüber der CW. Zugleich sollen nicht nur die 1300 Partner, sondern ein erweiterter Kreis der insgesamt 65000 Mitarbeiter in den Genuß von Bonuszahlungen kommen.

Neben dem Problem der Mitarbeiterbindung muß sich Andersen Consulting in den USA mit Wettbewerber Computer Sciences Corp. (CSC) herumschlagen. CSC hatte sich Andersen vor drei Jahren als Unterauftragnehmer für ein Outsourcing-Projekt bei der Investmentbank JP Morgan an Bord geholt, Arbeitsleistungen im Wert von zehn Millionen Dollar aber noch nicht bezahlt. Darum reichte Andersen jetzt am Obersten Gericht des Staates New York eine Klage ein. Zugleich versicherten die Berater der Investmentbank, daß sie weiter ihre Dienstleistungen im IT-Bereich erbringen werden.