Berater gründet neue Geschäftseinheit

Andersen vergibt Venture Capital für E-Commerce

14.01.2000
MÜNCHEN (CW/IDG) - Mit der Gründung einer Venture-Capital-Einheit für E-Commerce-Unternehmen will sich das Beratungshaus Andersen Consulting ein Standbein im wachstumsträchtigen Internet-Geschäft schaffen.

Rund eine Milliarde Dollar soll die neue Geschäftseinheit Andersen Consulting Ventures innerhalb der nächsten fünf Jahre in aufstrebende E-Commerce-Firmen investieren. Die Muttergesellschaft pumpt etwa 500 Millionen Dollar in den Geschäftszweig. Den noch ausstehenden Kapitalbedarf sollen andere Venture-Capital-Firmen und Investment-Banken aufbringen.

Kopf der neuen Sparte wird der 52jährige Jack Wilson. Er verantwortete als Managing Partner den Bereich Global Markets von Andersen Consulting. Mit dem Venture-Capital-Arm wolle man sich auf Unternehmen konzentrieren, die virtuelle Märkte für den Austausch verschiedenster Produkte über das Internet schaffen, erklärte Wilson. Neben direkten finanziellen Hilfen sei auch an Aktienbeteiligungen an Unternehmen in Nordamerika, Asien und Europa gedacht.

Andersen ist nicht das einzige große Beratungshaus, das seine Geschäftstätigkeiten auf das World Wide Web ausweiten will. Konkurrenten wie Ernst & Young, KPMG, Pricewaterhouse-Coopers oder EDS verfolgen ebenfalls ambitionierte Internet-Strategien.

In der Branche stößt das Vorhaben Andersens indes nicht nur auf Zustimmung. Tom Rodenhauser etwa, Analyst bei Consultinginfo.com, hält die Verbindung des Beratungs- und des Venture-Capital-Geschäfts unter einem Firmendach für problematisch. Interessenkonflikte seien dabei unvermeidlich. Rodenhauser: "Man kann nicht gleichzeitig Investor und Berater sein." Ein Berater sei aufgrund seiner detaillierten Kenntnisse stets der Versuchung ausgesetzt, Insidergeschäfte zu tätigen.

Roxanne Taylor, Sprecherin von Andersen Consulting, mag diese Bedenken nicht teilen. Interessenkonflikte stellten nach ihrer Auffassung kein ernstes Problem dar. Andersen Consulting Ventures werde als selbständige Einheit am Markt agieren. Die Vertraulichkeit von Kundenfinformationen würde respektiert.

Rodenhauser sieht das ganz anders: "Im Grunde genommen können sie keinen Anspruch mehr auf Objektivität erheben. Die neue Einheit verändert die Rolle des Consultants für immer."