And the winners are ...

02.11.2010
Der Wettbewerb "GreenIT Best Practice Award 2010" ist entschieden. Mit dem Logistiker Dachser, der SAP AG, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband und – als Träger des Sonderpreises – der Horatio GmbH gibt es vier Gewinner.

Das Netzwerk GreenIT-BB und die Partner CIOCircle, CIOColloquium, die Computerwoche und die Green-IT-Allianz hatten den Wettbewerb "GreenIT Best Practice Award 2010" initiiert. Dieser will ökologische ITK-Szenarien befördern. Besonders herausragende Green-IT-Konzepte sollten ins Rampenlicht gestellt und prämiert werden.

Am 3. November 2010 nun war es im Berliner Umspannwerk in Kreuzberg so weit: In den drei Kategorien "Energieeffiziente IT-Systeme", "Unternehmen (Enterprise)" und "Visionen" wurden die jeweiligen Kategoriegewinner sowie ein Sonderpreisträger ausgezeichnet.

Sieger Kategorie 1: Dachser

Das Logistikunternehmen Dachser fährt zweigleisig in eine grüne Zukunft. Zum einen hat der Konzern seine Client-Landschaft stark vereinheitlicht. Nutzte das Unternehmen früher Workstations, stehen heute an zwei von drei Arbeitsplätzen Network Computer – insgesamt rund 7000 NCs, die im Vergleich zu normalen PCs einen signifikant niedrigeren Energieverbrauch aufweisen. Die Leistungsaufnahme eines NC inklusive der anteiligen Server-Leistung liegt bei knapp zehn Prozent eines herkömmlichen PC. Die Auswirkungen auf die Stromrechnung waren unübersehbar: Dachser spart durch den massiven Einsatz von NCs mehr als 920.000 Kilowattstunden (kWh) jährlich ein, was einer Kostenersparnis von knapp 140.000 Euro per annum entspricht.

Die CO2-Emissionen wurden durch den NC-Einsatz um über 581 Tonnen reduziert. Dachsers IT-Verantwortliche rechnen vor, dass diese Verringerung dem CO2-Ausstoß von über 170 Mittelklasseautos mit einer jährlichen Fahrleistung von jeweils 20.000 Kilometern entspricht. Dachser macht noch eine andere anschauliche Rechnung auf: Um eine Tonne CO2 zu binden, müssten zirka 80 Bäume gepflanzt werden. Die wegen des NC-Einsatzes um 581 Tonnen reduzierten Kohlendioxidemissionen würden demnach 46.500 Bäumen entsprechen – ein veritables Wäldchen mithin.

Die Umstellung auf Thin Clients führte naturgemäß zu einem höheren Bedarf an Servern. Dachser geriet an die Grenzen seiner Rechenzentrumskapazität und entschied sich für einen Neubau. Ein neues RZ aber muss gekühlt werden, was energetisch relativ aufwendig ist. Der Stromverbrauch steigt, und es entsteht vor allem mehr Abwärme. Da der Logistikkonzern in den vergangenen Jahren auch ein signifikantes Unternehmenswachstum verzeichnete, musste auch ein neues Bürogebäude gebaut werden.

Und so kamen die Allgäuer auf eine Idee: Wenn schon ein neues Rechenzentrum gebaut werden musste, wieso leitet man dann dessen Abwärme nicht in den Büroneubau um? Genau diesen ökologisch sinnvollen Architekturansatz verwirklichte Dachser. Der Logistikkonzern ist überzeugt davon, dass die beiden miteinander verwobenen Projekte (NC-Einsatz und Nutzung der Abwärme für ein Bürogebäude) für andere Firmen Modellcharakter besitzen. Dachser verschweigt nicht, dass "nicht unerhebliche Bau- und Installationskosten" anfielen. Wegen der sinkenden Stromkosten werde sich dieser Aufwand aber innerhalb einiger Jahre amortisieren. Wichtiger allerdings ist den Verantwortlichen aus Kempten, dass Außenstehende die "Geisteshaltung" ihres Projekts verstehen und nach Möglichkeit ähnliche Initiativen anregen. Wenn "man durch ökologisch nachhaltiges Wirken anderen eine Orientierung bietet, dann ist dieses Ziel erreicht", schrieb das Unternehmen in seiner Bewerbung.

Auch die Nutzung der Abwärme für ein Bürogebäude lässt sich in einer Kosten-Nutzen-Analyse darstellen: Benötigt werden laut Dachser rund 480.000 Kilowattstunden, was Kosten von etwa 34.000 Euro jährlich bedeuten würde. Zur Nutzung der Abwärme muss das Unternehmen rund 11.000 Euro für Wärmetauscher und Fernheizleitung abziehen, so dass die Einsparungen bei summa summarum jährlich rund 23.000 Euro liegen.

Sieger Kategorie 2: SAP

In der Kategorie "Unternehmen (Enterprise)" trug SAP mit einem umfassenden Ansatz den Sieg davon. Die Walldorfer verfolgen ein ehrgeiziges Ziel: Das größte deutsche Softwarehaus will bis zum Jahr 2020 die Emissionen von Kohlendioxid auf das Niveau des Jahres 2000 reduzieren. Das würde einer Halbierung des CO2-Ausstoßes von 2007 entsprechen. SAP hat, um dieses Ziel zu erreichen, drei Projekte verwirklicht:

Mit SAP Carbon Impact zu mehr Transparenz

Zum einen wollte das Unternehmen Voraussetzungen schaffen, um den Fortschritt seiner Öko-Bemühungen transparenter, einfacher und häufiger zu protokollieren. Um die Selbstkontrolle der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie zu verbessern, sollte es eine über Software gesteuerte Lösung möglich machen, automatisiert mindestens viermal im Jahr einen Bericht zu erstellen.

Die Sustainability-Lösung "SAP Carbon Impact" stellt eine Plattform bereit, die alle in diesem Zusammenhang relevanten Geschäftsprozesse unterstützt. Zunächst gilt es, sämtliche Öko-relevanten Daten einzusammeln. Diese werden in CO2-spezifische Werte umgerechnet. Die aus dem Prozedere gewonnenen Ergebnisse müssen dann ausgewertet und – unter verschiedenen Aspekten und in unterschiedlichen Zusammenhängen – auch dargestellt werden können. Aus den eruierten Fakten leiten sich schließlich Maßnahmen zur Reduzierung von Kohlendioxid ab, die ebenfalls via Softwareunterstützung gesteuert werden.

Das SAP-Projektteam wertet heute 37 quantitative und qualitative Umweltfaktoren aus. Hinzu kommen mehr als 30 Faktoren aus den Bereichen Wirtschaftlichkeit und soziales Engagement sowie weitere Kennzahlen für Trendbetrachtungen, die in den Berichten zusammenfließen. Insgesamt nehmen fast 200 KPIs (Key Performance Indicators) Einfluss auf die Lösung.

Im hausinternen Geschäftsbereich "Sustainability Operations" hat SAP das Verfahren so aufgesetzt, dass es auch an SAP-Kunden verkauft werden kann. SAP ist also quasi der Referenzkunde für seine eigene Lösung.

Corporate Compute Cloud oder: Grün vor Virtualisierung

"SAP Corporate Compute Cloud" (SAP C3) ist das zweite Projekt, das SAP dem Ziel nahebringen soll, bis 2020 die CO2-Emissionen auf das Niveau des Jahrs 2000 zu reduzieren. Mit SAP C3 werden auf breiter Basis Virtualisierungstechniken eingeführt. Ziel dieses Projekts ist es, virtuelle Server als Infrastructure-as-a-Service-Angebot (IaaS) für SAP-interne Nutzer beziehungsweise Kunden bereitzustellen. Statt einer konventionellen Server- und Systembereitstellung steht bei diesem Ansatz eine On-Demand-Infrastrukturlösung im Vordergrund.

Das Konzept der Server-Virtualisierung zeigte schnell eindeutige Ergebnisse: Trotz eines wirtschaftlichen Wachstums des Unternehmens ließ sich 2009 erstmals die Zahl der physischen Server durch Virtualisierungstechniken reduzieren. Um 3,5 Prozent, das waren mehrere 100 Maschinen, verkleinerte sich der Gerätepark. Das hatte erhebliche Folgen für den Energieverbrauch (Betrieb und Kühlung). 2009 wurde in den SAP-Rechenzentren deutschlandweit rund 55 Millionen Kilowattstunden Strom eingespart. Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch von 15.000 Haushalten mit durchschnittlich 2,3 Personen. Gemessen an der Gesamtzahl der vorhandenen Server hat sich die Virtualisierungsrate mittlerweile bei rund 47 Prozent eingependelt. Insgesamt will SAP in seinen Data Centers einen Virtualisierungsgrad von etwa 80 Prozent erreichen. Die Server-Auslastung soll dann deutlich über 50 Prozent betragen.

Output-Management und PC-Energieverwaltung

Ebenfalls dem Bestreben, ein effizientes Energie-Management zu etablieren, diente ein drittes Projekt, das sich eigentlich in zwei Teilprogramme aufgliederte: Mit dem "Printer Optimization Program" wollte SAP seine unternehmensweite Druckerlandschaft schlanker und weniger komplex auslegen. Außerdem sollte das gesamte Output-Management besser verwaltbar sein und ein exaktes Berichtswesen (Reporting) garantieren.

Kern des Printer Optimization Program war die Auslagerung der Druckerlandschaft. Diese wurde als ein Service definiert, den zwei Outsourcing-Partner übernahmen. Hierbei machte SAP einen klaren Schnitt, indem die Palette von etwa 100 unterschiedlichen Gerätetypen von verschiedenen Herstellern rigoros auf zehn Druckertypen reduziert wurde. Diese liefert nur noch ein einziger Hersteller. Die Outsourcing-Partner zeichnen verantwortlich dafür, den gesamten Gerätepark aufzustellen, zu pflegen und automatisiert mit Verbrauchsmaterial zu versorgen. SAPs Global IT entwickelte hierzu eine Software, die es erleichtert, die Drucker auf den Servern zu installieren und zu warten und die den Zeitaufwand für Arbeiten auf wenige Minuten reduziert.

Sparen, sparen, sparen und immer an den Output denken

Insgesamt benötigt SAP heute rund 40 Prozent weniger Drucker. Der Papierverbrauch ging im Jahr 2009 um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. 2010 dürfte sich eine weitere Reduzierung von zehn Prozent ergeben. Der Toner-Konsum konnte ebenfalls um 20 Prozent verringert werden. Der Stromverbrauch der Druckerparks sank im Vergleich zu früheren Jahren 2009/10 insgesamt um zwölf Prozent. Das renovierte Output-Management sorgte so – neben den Öko-Effekten – für eine Verringerung der Gesamtkosten für die gesamte Druckerlandschaft um 30 Prozent.

Schließlich definierte SAPs Global IT auch noch Vorgaben für eine "zentral gesteuerte Energieverwaltung der Computerarbeitsplätze". Hier stand im Vordergrund, den Energieverbrauch ungenutzter Rechner dadurch zu reduzieren, dass diese Systeme etwa außerhalb der Arbeitszeiten geregelt abgeschaltet werden. SAP erwartet hier eine Energie- und CO2-Reduzierung von bis zu 40 Prozent.

Sieger Kategorie 3: Sparkassen- und Giroverband

Wer vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband spricht, der redet von einem gewaltigen IT-Konstrukt. Hier geht es nämlich um die dezentrale IT-Infrastruktur von 431 Sparkassen beziehungsweise 620 Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe.

Dieser große Verbund hatte sich im Jahr 2008 ein umfangreiches IT-Effizienzprogramm auferlegt. Im Zuge dessen wurden Rechenzentren und eben die dezentrale IT-Infrastruktur konsolidiert. Durch dieses Vorhaben konnten die IT-Kosten drastisch reduziert werden. Das entsprach den Ausgaben für die IT aus dem Jahr 1998. Wesentlichen Anteil am Erfolg des Kosteneffizienzprogramms hatte ein über Jahre entwickeltes IT-Benchmarking-Verfahren, das wesentlich zum Kostenbewusstsein bei den 431 IT-Leitern der Sparkassen beitrug.

Die IT-Analyse-Methode, die heute auch zahlreiche Volks- und Raiffeisenbanken nutzen, hatte nur einen Nachteil: Sie gab keinerlei Auskunft über den Energiebedarf und die Energiekosten der IT. Sie lieferte zudem keine Erkenntnisse darüber, wie sich diese Werte veränderten.

Hier setzt das Projekt des Sparkassen- und Giroverbands an, das nun von den Jury-Mitgliedern des GreenIT-Best-Practice-Awards in der Kategorie "Visionen" zum Sieger gekürt wurde.

Um Transparenz darüber zu gewinnen, wie sich der Energiebedarf und die Energiekosten der IT entwickeln und um auch regionale Entwicklungen abbilden zu können, wurde der bestehende IT-Benchmark m entsprechende Öko-Analyse-Optionen und -Instrumente erweitert. Mehr als 100 Sparkassen beteiligten sich an der Ermittlung dieser Kennzahlen.

Die Ergebnisse waren aufschlussreich und belegten eindeutig: Die Energiebedarfskosten der IT erlangen für die Rentabilität der eingesetzten IT einen immer höheren Stellenwert. Die Resultate belegten noch etwas: Die Steuerung des Energieverbrauchs der dezentralen IT ist ein wichtiger Bestandteil einer zukunftsorientierten IT-Strategie der Sparkassen-Finanzgruppe.

Stolzes Ziel: 20 Millionen Euro sparen

Anlässlich eines Erfahrungsaustauschs von 120 IT-Vorständen der Sparkassen im April 2008 wurde der Antrag für ein umfassendes Green-IT-Projekt formuliert. Dieses hatte drei Ziele: Zum einen sollte Transparenz geschaffen werden über den Weg zu einer ökologisch und ökonomisch sinnvollen IT. Hierzu wurde eine Best-Practice-Broschüre entwickelt, in der richtungweisende und nachahmenswerte Green-IT-Beispiele und -Maßnahmen von Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe aufgeführt wurden. Sie zeigten, wie Energiekosten eingedämmt und reduziert, wie die Energieeffizienz im IT-Bereich und in der Betriebsorganisation der Sparkassen verbessert und wie Kohlendioxidemissionen reduziert werden können.

Um den Aufwand der einzelnen Sparkassen zu senken, sich über grüne IT zu informieren, entwickelte der Bankenverbund Checklisten, anhand derer allen Beteiligten Hilfsmittel und Ratschläge an die Hand gegeben wurden, die typische Fragen beantworteten.

Der Ansatz, ein ökologisches IT-Szenario im gesamten Sparkassen- und Giroverband zu verwirklichen, basiert auf ehrgeizigen Zielen: In den 620 Instituten der Sparkassen-Finanzgruppe sollen die Energiekosten um insgesamt 20 Millionen Euro gesenkt werden. Das entspräche einer Einsparung von 35 Prozent. Mittelfristig setzen sich die IT-Verantwortlichen das Ziel, ihre Institute "klimaneutral" auszurichten. .

Gegensatz Ökologie und Ökonomie?

Schon heute bewirkt das Vorhaben erhebliche Veränderungen im Denken der Sparkassenorganisation. Ein wesentlicher Erkenntniszuwachs besteht in der Entkräftung eines gern gepflegten Vorurteils: dem des Gegensatzes von Ökologie und Ökonomie. Diverse Praxisbeispiele aus einzelnen Sparkassen haben den Beweis erbracht, dass durch Investitionen in ökologisch ausgerichtete IT-Projekte auch technische und wirtschaftliche Ziele erfüllt werden können.

Mit dem 250 Seiten langen Leitfaden ist ein Gesamtwerk entstanden, aus dem alle Sparkassen in Deutschland Handlungsbeispiele und Anleitungen für eigene Green-IT-Vorhaben entnehmen können. Mitgelieferte Kalkulatoren helfen den lokalen IT-Chefs dabei, für jedes einzelne IT-Projekt einer Sparkasse die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile zu berechnen. Last, but not least stellt die 250-Seiten-Broschüre ein SelfAssessment-Tool zur Verfügung. Dieses Werkzeug ermöglicht es jeder Sparkasse, schnell einen Status zu ermitteln, wo die jeweilige Bankniederlassung mit ihrer Ausrichtung auf Green-IT-Strategien steht und vor allem, was zu tun ist, um sich weiterzuentwickeln.

Der Sonderpreis geht an Horatio GmbH

Die Horatio GmbH Zeit Daten Systeme erhielt den Sonderpreis der Jury für das Projekt "Green Access". Hierbei handelt es sich um ein energieautarkes mechatronisches Schließsystem, das in einen Türbeschlag integriert ist und über WLAN oder andere Techniken in ein Computernetz eingebunden wird. Die Innovation des auf RFID-Technik basierenden Green-Access-Ansatzes besteht darin, dass für die Funktionsweise des Schließmechanismus viele Batterien eingespart werden. Außerdem können Bewegungsdaten von Personen an ein Gebäude-Management-System übergeben und hierbei Ressourcen gespart werden.

Horatio weist darauf hin, dass eine Gesamtbetrachtung den Fakt berücksichtigen sollte, dass Batterien auch umweltfreundlich entsorgt werden müssen. Zudem gilt: Die Herstellung von Batterien benötigt 500-mal mehr Energie, als sie spenden.

Das Schließsystem dient dazu, Zutrittssysteme wie in Hotels und Firmen einzurichten. Die Installation der gesamten Zutrittsanlage erfolgt kabellos. Das heißt, weder für die Einbindung in das Computernetz noch für die Stromversorgung sind Verdrahtungen nötig. So wird das gesamte System auch preiswerter.

Wandlung von mechanischer in elektrische Energie

Die Schließvorrichtung besteht aus bekannten Komponenten wie dem Gehäuse, dem Türdrücker, der eigentlichen Schließeinheit (Lock), der Prüfelektronik, der WLAN-Baugruppe und dem RFID-Leser. Neu ist die Komponente, die die mechanische Energie (Türdrückerbetätigung) in elektrische umwandelt. Hierzu baute Horatio in das System ein Getriebe und einen Generator ein. Dies ist die eigentliche Energiespeichereinheit. Sie besteht aus einer Schaltung von mehreren Doppelschichtkondensatoren mit Ladeelektronik sowie einer Steuerelektronik zur Ansteuerung des RFID-Lesers und der WLAN-Baugruppe.