IPOs: Biodata Information Technology AG

Anbieter von Sicherheitslösungen will den Massenmarkt erschließen

25.02.2000
von Riem Sarsam* FRANKFURT/M. - Die seit 22. Februar am Neuen Markt notierte Biodata Information Technology AG will mit Hilfe des frisch gewonnenen Kapitals zum weltweiten Marktführer im Bereich elektronische Sicherheit avancieren. Dazu beitragen sollen unter anderem die Konzepte von einer "Firewall für jedermann", der Ausbau zum One-Stop-Shop sowie die Ausweitung eines globalen Firmennetzes.

Schwerpunkt der vor 17 Jahren gegründeten Biodata AG sind Netzsicherheits- und Verschlüsselungslösungen. Die bereits international tätige Firma steigerte den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr um 93 Prozent auf 16,1 Millionen Mark, der Gewinn stieg von 0,1 auf 2,1 Millionen Mark. Für die nächsten drei Geschäftsjahre rechnet man mit einem jährlichen Umsatzanstieg um mindestens 100 Prozent, die Einnahmen lägen den Einschätzungen zufolge 2002 bei rund 65 Millionen Mark. Zudem soll die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 70 auf über 230 Beschäftigte angehoben werden.

Für Vorstandschef Tan Siekmann bilden die elektronischen Übertragungswege das "Nervensystem der modernen Wirtschaft". Weltweit muss sich die derzeit 70-köpfige Mannschaft von Biodata unter anderem gegen Unternehmen wie Check Point, Cisco, Axent oder Network Associates behaupten. Da die meisten Konkurrenten sich jedoch auf einen Produktschwerpunkt wie Firewalls spezialisiert haben, hofft Biodata auf einen wesentlichen Geschäftsauftrieb durch den Ausbau der Angebotsstruktur zum Komplettanbieter. Bislang deckt die Palette von Hard- und Softwareprodukten, Beratung und Support die Felder Verschlüsselung, VPN, Firewalls oder Breitbandübertragung ab. Für 2001 ist eine Erweiterung des Angebots auf Public-Key-Infrastructure(PKI-)Technik vorgesehen. Nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts Datamonitor wird der Weltmarkt für Sicherheitsprodukte und -dienstleistungen innerhalb der nächsten drei Jahre von gut sechs Milliarden auf knapp 16 Milliarden Dollar wachsen.

Gefragt waren die Security-Systeme bisher vor allem bei großen internationalen Konzernen aus der Banken- und Versicherungsbranche, der TK-Szene sowie Systemhäusern und -integratoren. Zu den Bankkunden gehören beispielsweise die Europäische Zentralbank, die Deutsche Bundesbank, Credit Suisse oder die Bank of America. Zukünftig wollen die Hessen ihren Kundenkreis auch auf kleine bis mittlere Unternehmen sowie Privatpersonen ausweiten, also einen Massenmarkt für elektronische Sicherheitstechnik erschließen.

Einen Vorstoß in diese Richtung wagt das Unternehmen mit seinem jüngsten Produkt "Sphinx". Sphinx ist eine Firewall, die nicht wie üblich im Firmennetz installiert wird, sondern für Einzelplatz-Rechner konzipiert wurde. "Wir hoffen, das Produkt für weniger als 70 Euro unter anderem über das Internet vertreiben zu können", erläutert Siekmann einen Teil der Vertriebsstrategie. Darüber hinaus ließ der Firmenchef durchblicken, dass man in Verhandlungen mit "den fünf größten PC-Herstellern" stehe. Ziel wäre eine Vorinstallation der Software, die Rechner würden also bereits in der Fertigung mit dieser "persönlichen Firewall" ausgestattet. Eine Idee, die tatsächlich den Durchbruch in den Massenmarkt bedeuten könnte.

Produziert wird aus steuer- und vertriebstechnischen Gründen in der Schweiz, entwickelt werden die Systeme im heimischen Lichtenfels sowie im nordafrikanischen Tunis. An dem international gespannten Netz aus Niederlassungen und Vertriebspartnern fällt eine starke Präsenz in IT-seitig eher unterentwickelten Regionen wie Afrika und Vorderem Orient auf. Mit Ablegern und Kooperationen in Ländern wie Marokko, Ägypten, Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten beweist das Unternehmen Pioniergeist in Sachen internationale Expansion. Dieser kann sich, wenn die Rechnung aufgeht, sehr wohl in bare Münze verwandeln. Zudem zeichnet sich der Standort Tunis durch die Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Universität aus. Finanzvorstand Schramps hebt hier vor allem den Vorzug der problemlosen Personalaufstockung hervor. "Durch den Kontakt wird es für uns ein Leichtes sein, Fachpersonal zu rekrutieren", freut sich der 30-Jährige.

Doch die Unternehmensstrategie von Biodata ist auch mit Risiken behaftet. So basieren beispielsweise sämtliche Lösungen auf dem Windows-Betriebssystem, sind also nicht unbedingt in unternehmenskritischen Umgebungen zu Hause. Außerdem muss eine kritische Anwendung wie Sicherheitssoftware ständig dem neuesten Stand der Technik angepasst werden. Als weiteren Schwachpunkt nennt Biodata selbst die Abhängigkeit von der Halbleiterbranche, da in einer Reihe der Produkte Mikroprozessoren und Speicher eingesetzt werden. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, unterlag diese Branche starken Produktions- und Preisschwankungen, die schwer vorherzusehen waren.

Abb: Marktentwicklung IT-Security

Der Weltmarkt für IT-Sicherheit birgt großes Zukunftspotenzial. Allein in Deutschland sollen im Jahr 2000 rund fünf Milliarden Mark in Sicherheitslösungen investiert werden. Quelle: Datamonitor

*Riem Sarsam arbeitet als freie Journalistin in München.