Das Angebot überwiegt noch die Nachfrage:

Anbieter von Arztcomputern tun sich schwer

07.01.1983

ZURICH (sg) - Waren es vor Jahresfrist bestenfalls drei oder vier Anbieter, die an der Internationalen Fachmesse für Arzt- und Spitalbedarf (IFAS) mit Computern für Arztpraxen aufzuwerten hatten, so konnten an der diesjährigen 17. IFAS '82 nahezu ein Dutzend Anbieter Systeme für den frei praktizierenden Arzt vorstellen.

So erfreulich dieser zahlenmäßige, Zuwachs auch auf den ersten Blick erscheinen mag, um s enttäuschender ist, daß die sich zumeist aus kleineren Systemhäusern rekrutierenden Anbieter im Prinzip nurmehr unwesentliche Neuerungen anzubieten hatten.

Enttäuschend auch die Anzahl der bislang bei Schweizer Ärzten installierten Computer, wo alle Anbieter zusammengenommen es auf keine 25 Systeme bringen. Und dies bei einem, in mancherlei Hinsicht als hochinteressant einzuschätzenden Schweizer Markt, mit immerhin rund 7500 frei praktizierenden Ärzten. Es braucht indes keines besonderen Scharfsinns um festzustellen, warum gerade in diesem Fall das Verhältnis von Markt und Angebot nicht stimmt. Denn entgegen den seitens der Anbieter geschürten Erwartungen, drängt es die zu recht als konservativ eingestuften Schweizer Ärzte keineswegs zu den Computern. Zumal ihnen auch noch niemand so recht deren Nutzen erkläre konnte.

Falsche Erwartungen geweckt

Und das wiederum erklärt sich mit, daß die Anbieter vor lauter geisterung für ihre Entwicklungsarbeit noch gar nicht dazu gekommen sind, den Markt für den Absatz ihrer Produkte entsprechend aufzubereiten. Statt dessen überwiegen noch die Negativmeldungen, der nicht anders als gebeutelt zu bezeichnenden Ärzte, die zum Teil für ihre frühen Entscheide für zumeist nur halbfertige Praxiscomputer teuer bezahlen mußten.

Zumal die hochgepriesenen Erleichterungen bei den administrativen Arbeiten, deretwegen der Computer angeschafft wurde, sich bis dato manches Mal ins Gegenteil umgekehrt haben. Womit statt einer, mit dem Behandlungsverlauf zeitgleichen Datenverarbeitung zur Bewältigung derselben eher Nachtarbeit zur Regel wurde. Als besonders problembehaftet erweist sich nach wie vor bei vielen Systemen die Leistungserfassung.

Wozu festgestellt werden kann, daß dieses Problem zu einem Großteil aus einer mangelhaften Instruktion, beziehungsweise dem Fehlen eines geeigneten, jedermann verständlichen Bedienungshandbuches resultiert. Dies ist schwer verständlich, weil mit einer guten Bedienungsanleitung letztlich auch dem Lieferanten eines Praxiscomputers gedient wäre. Denn ohne Frage würde der Arzt mit einer entspreche den Anleitung nicht mehr eine Bruchteil seiner heute übliche Rückfragen an die Adresse seine Lieferanten haben.

Das kann indes offensichtlich nur mmanden aus dem Kreis der Anbieter davon abhalten, ihren Arztcomputer mit Argumenten, wie das System binnen eines halben Tages eine führt, anzubieten. Damit aber werden Erwartungen bei den in der Regel von keinerlei EDV-Kenntnis getrübten Ärzten geweckt, die dann in nachhinein zum Teil nicht einem während eines halben Jahres erfühl werden können.

Solange man die Ärzte noch an diese Weise für dumm zu verkaufe trachtet, wird man mit Sicherheit keinen Durchbruch bei den Praxiscomputern erwarten können. Letztlich darf man doch annehmen, daß die Ärzte selber realistisch genug sind um einigermaßen abzuschätzen, dann es mit Einführungszeiten von einer halben bis ganzen Tag nicht getan sein kann. Womit dem Glauben an die im Prinzip nicht in Frage zu stellende Sache "Praxiscomputer" woll zu allerletzt gedient sein dürfte.