Internet World Summer '97: E-Commerce, Intranet und Internet-Telefonie

Anbieter konzentrieren sich auf Anwenderprobleme

08.08.1997

Neben den sonst auf den Leistungsschauen der Branche eher üblichen Technik-Präsentationen fragten Anbieter heuer konkreter nach dem Nutzen von Internet-Technologien für den Anwender. Glaubt man den Bekenntnissen der Messe-Eröffnungsredner, so scheint sich in den Führungsetagen der Internet-Industrie mittlerweile die Erkenntnis durchzusetzen, daß mit Technik allein die Anforderungen von Anwendern nicht zu erfüllen sind.

Insbesondere die umständliche Bedienung von Web-Anwendungen und Intranets sowie die mangelhafte Integration von Tools habe dazu geführt, daß IT-Abteilungen völlig überlastet seien, erklärte Mark Trimuschat, Manager bei der Silicon Graphics Inc. "Die Geschwindigkeit, mit der sich Intranets ausbreiten und sich von Versuchsspielwiesen hin zu geschäftsrelevanten kritischen Anwendungen wandeln, hat viele IT-Abteilungen überfordert", sagte er. Die Frustration sei inzwischen so groß, daß viele Firmen den Aufbau dieser Systeme durch die eigene DV-Mannschaft aufgäben und auch Schulungen Outsourcern und Providern überließen.

Die einfachere Handhabbarkeit des Internet und stärkere Integration der dazugehörigen Tools sei die dringendste Aufgabe der Hersteller. Dieses unterstrich auch Keynote-Redner Eric Schmidt, CEO von Novell: "Die User müssen die Information bekommen, die sie benötigen, egal zu welcher Zeit." Doch davon seien die Anbieter noch meilenweit entfernt. Das bessere Handling beginne nicht nur in den Tools, sondern auch in den Köpfen der Verantwortlichen auf seiten der Anwender, fügte er hinzu. Sie seien aufgefordert, ihre Mitarbeiter für die neuen Herausforderungen auszubilden, die sich durch Internet und Electronic Commerce ergäben, denn "das Internet ist der Wachstumsmotor für die Industrie". Und einfache Methoden und Tools und mehr Verständnis beim Management müßten dafür sorgen, daß der "Motor nicht stottere".

Um Internet-Technologien besser integrieren zu können, ist es deshalb nach Ansicht aller Redner dringend notwendig die Standardisierungsbemühungen, Offenlegung von Programmier-Schnittstellen (APIs) sowie die Entwicklung von Werkzeugen zum Internet-Netzwerk-Management voranzutreiben.

Im krassen Gegensatz zu den kollegialen Worten standen allerdings heftige Auseinandersetzungen über die Frage, ob sich Web-Anwendungen mit Tools und Technologien von Microsoft realisieren ließen - dessen Java-Implementierungen von einigen Teilnehmern als proprietär eingeschätzt wurden - oder doch Suns natives Java der Weisheit letzter Schluß sei.

Ein weiterer Schwerpunkt der Internet World war die Web-Sicherheit. Ray Suarez, verantwortlich für Sicherheit bei der DEC-Tochter Altavista Internet Software Inc., berichtete, daß rund 42 Prozent aller Intranets in Unternehmen binnen der letzten zwölf Monate unerlaubten Angriffsversuchen ausgesetzt waren.

Konkreter klangen die Schreckensmeldungen von Sun Microsystems: Von über 300 ernstzunehmenden Hack-Versuchen täglich berichtete Suns Direktor für Internet-Marketing, Dennis Tsu. Diese Misere sei aber nicht nur durch entsprechende Technik wie Firewalls, Verschlüsselung und Authentifizierung zu beseitigen. "Interne Firmenpolitik und Prozeduren müssen sich stark an den Sicherheitsbedürfnissen des Geschäfts ausrichten", forderte er. Unternehmen sollten Sicherheitsrichtlinien aufstellen und die Mitarbeiter zur strikten Einhaltung verpflichten.