IBM-Chef Jetter im Interview

"Analytics gehört die Zukunft"

10.01.2011
Von  und
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Harte Konkurrenz im Messaging-Markt

CW: Das Thema Messaging scheint der IBM Sorgen zu machen. Marktforscher berichten, dass Microsoft Ihnen mit Produkten wie Exchange massiv Marktanteile abnimmt. Wie reagieren Sie darauf?

Jetter: Es gibt vielleicht Konkurrenten, die lauter schreien als wir. Am Ende zählen aber Fakten. Es gibt genauso viele Unternehmen, die auf unsere Produkte wechseln. Wir haben eine sehr skalierbare Lösung, die nicht monolithisch aufgebaut ist. Sie können etwa Systeme wie Lotus Connections oder Sametime in verschiedenste Infrastrukturen integrieren. Es gibt auch Lotus in der Cloud, mit mehreren Millionen Nutzern. Das reicht von kleinen Organisationen wie der Deutschen Aids-Hilfe bis hin zu Panasonic, wo unser Cloud-Angebot im gesamten Unternehmen eingesetzt wird. Wir werden auf diesem Gebiet noch eine Menge Innovationen von IBM sehen.

Wie stark wird Google Apps?

CW: Sie bekommen es aber auch mit neuen Konkurrenten zu tun, die Ihnen möglicherweise die Preise kaputt machen. Nehmen wir beispielsweise Google Apps. Die meisten Funktionen, die Unternehmen brauchen, lassen sich damit abdecken. Angesichts der vielen ungenutzten Features, die beispielsweise in teuren Office-Paketen stecken, beschäftigen sich IT-Verantwortliche vermehrt mit solchen "Good-enough"-Ansätzen für die Endgeräte. Steckt darin nicht eine Gefahr für IBM?

Jetter: Zum einen bewegen wir uns im B2B-Umfeld und nicht in Endkundenmärkten. Damit betrifft uns die Apps-Diskussion eigentlich nicht direkt. Zweitens: Als Nutzer bekommen sie solche Apps nur, wenn sie die zugehörigen Terms and Conditions akzeptieren. Diese können sie nicht verhandeln, ebenso wenig wie die Funktionalität. Ein Update erhalten Sie erst dann, wenn derjenige, der die App entwickelt hat, es möchte. Sie können zwar melden, wenn sie einen Fehler in der Software entdeckt haben. Doch sie haben keine Gewährleistung, ob und wann der Fehler behoben wird. Vor diesem Hintergrund wird ein "Good enough"-Ansatz in etlichen Bereichen der Unternehmens-IT nicht ausreichen. (wh)