Rückgänge in Japan und Deutschland

Analysten sehen Compaqs Dominanz schwinden

28.03.1997

Laut den Marktforschern der IDC ist der Anteil Compaqs im weltweit zweitgrößten PC-Markt Japan seit 1994 von 3,9 auf 3,4 Prozent zurückgefallen. Auch die einstmals führende Position als Anbieter von PC-Servern habe das Unternehmen an die heimischen Konkurrenten NEC und Fujitsu abgeben müssen. In einer Zeit, in der selbst die US-amerikanischen Mitbewerber IBM und Dell im Land der aufgehenden Sonne Anteile hinzugewinnen, habe Compaq Mühe, mitzuhalten, schreibt etwa das "Wall Street Journal".

Glaubt man den Marktauguren, so geraten die Texaner auch in Europa unter Druck. Obwohl der Hersteller auf dem alten Kontinent nach wie vor mit Abstand Marktführer ist, werde die Situation vor allem auf dem hart umkämpften deutschen Markt schwieriger. Im letzten Quartal 1996 mußte der Branchenprimus erstmals Fujitsu ICL an sich vorbeiziehen lassen und liegt nun hinter den Schwergewichten Vobis und SNI auf dem vierten Platz.

Compaq sei in Europa zwar mit Abstand die Nummer eins (12,5 Prozent Marktanteil), kommentiert Steve Brazier, Associate Director beim Marktforschungsunternehmen Dataquest. "In Deutschland haben sie aber in jüngster Zeit deutlich Anteile verloren, und sie haben Schwierigkeiten, im deutschen Consumer-Markt konkurrenzfähig zu bleiben." Nach Ansicht Braziers hat der Hersteller seit der Übernahme der europäischen Spitzenposition vor zwei Jahren wenig getan, um sein Standing weiter auszubauen. Während die europäischen Konkurrenten weiterhin Neukunden gewonnen hätten, habe sich Compaq darauf konzentriert, seine Margen zu verbessern.

Auch im japanischen Markt sehen einige Analysten strategische Versäumnisse der Texaner. So habe das Unternehmen zu spät das boomende Consumer-Segment erkannt und dem Konkurrenten Fujitsu das Feld überlassen, der eine aggressive Preisstrategie fährt. Kritiker wie Compaqs CEO Eckhard Pfeiffer werfen dem japanischen Konzern indes vor, PCs zu Dumpingpreisen anzubieten. Pfeiffer beurteilt die Marktsituation in Japan denn auch anders als manche Analysten: "Wenn man einem Spitzenreiter in puncto Verlusten nicht folgt, bedeutet das nicht, daß man unfähig oder nicht willens ist, im Wettbewerb mitzuhalten."

Gleichwohl reagierte Compaq offenbar auf die jüngsten Ergebnisse mit einem Management-Wechsel bei der japanischen Tochter. Der bisherige President wurde auf den Posten des Chairman gehievt und erfüllt nun eher repräsentative Pflichten. Neuer President wurde der 52jährige Kuniaki Fujimoto, der etliche Jahre als Berater bei Arthur Andersen & Co tätig war.