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Analysten: Fremdwährungen helfen IBM über die Flaute

14.04.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele Finanzexperten der Wall Street sind zuversichtlich, dass IBM bei der Bekanntgabe der Ergebnisse des ersten Geschäftsquartals am heutigen Montag die Erwartungen der Analysten übertreffen wird. Zwar litt auch Big Blue unter der Kaufzurückhaltung der Unternehmen und konnte weniger große Serviceaufträge an Land ziehen. Da der Computerkonzern mehr als die Hälfte seiner Umsätze außerhalb der USA erzielt, könnte IBM von der Stärke des Euros beziehungsweise Yens profitiert haben. Im Schnitt rechnen die von First Call Thomson befragten Analysten, dass das in Armonk, New York, ansässige Unternehmen bei 19,9 Milliarden Dollar Umsatz einen Gewinn von 80 Cent pro Aktie melden wird.

Trotz der erwarteten Währungsgewinne schätzen die Beobachter jedoch, dass IBMs Service-Unit stark unter der geopolitischen und ökonomischen Situation leiden musste. So geht Daniel Niles, Analyst bei Lehman Brothers, davon aus, dass der Auftragseingang der Sparte gegenüber dem vorangegangenen vierten Quartal von 18 Milliarden auf zwölf Milliarden Dollar gesunken ist. So hatte Big Blue in den Monaten Oktober, November und Dezember eine Reihe von hochkarätigen Outsourcing-Verträgen an Land gezogen. Im aktuellen Berichtszeitraum wurden dagegen nur zwei größere Deals mit AXA Financial und Visteon bekannt gegeben, das Gesamtvolumen belief sich auf lediglich drei Milliarden Dollar. Etwas optimistischer ist Soundview-Analyst John Jones, der neue Serviceaufträgen in Höhe von 15 Milliarden Dollar erwartet.

Was IBMs Softwaresparte anbelangt - diese erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund 16 Prozent des Gesamtumsatzes - so schätzen die Finanzexperten, dass der Konzern trotz Umsatzwarnungen von Siebel oder Peoplesoft nicht allzu schlecht abschneiden wird. Grund sei die vergleichsweise niedrige Abhängigkeit vom Verkauf neuer Softwarelizenzen. Dennoch gehen die Marktbeobachter von einem sequenziellen Umsatzrückgang um 18 bis 21 Prozent aus.

Im Hardwarebereich, der 2002 34 Prozent zu dem Gesamteinnahmen beitrug, könnte Big Blue von seinen gestiegenen Anteilen im Server- und Storage-Markt profitieren. Schwach verlaufe dagegen der PC-Verkauf, schätzen die Analysten, außerdem würden viele Kunden im Mainframe-Bereich den Start der neuen Produktreihe T-Rex im zweiten Quartal abwarten. Insgesamt, so die Prognose von Lehman-Brothers-Analyst Niles, werden die Hardwareerlöse gegenüber dem vorangegangenen vierten Quartal um rund ein Viertel zurückgehen.

Da IBM in den ersten drei Monaten 2003 vermutlich noch keine klaren Anzeichen für eine Erholung des IT-Marktes melden kann, erwarten die Finanzexperten mit Spannung den Ausblick für den Rest des Geschäftsjahres. (mb)