Computer-Dynast gründet Investment-Fonds in Nationalchina:

An Wang pumpt Taiwan-Dollars in die USA

29.05.1987

BOSTON/TAIPEH (CW) - Fast eine halbe Milliarde Dollar wollen taiwanische Industrielle und die Regierung in Taipeh in US-Firmen investieren, um aufkommendem Unmut über das Ungleichgewicht der bilateralen Handelsbilanz entgegenzuwirken. Organisator der Aktion: An Wang, Gründer und Chairman der gleichnamigen DV-Firma.

DV-Senior Wang, selbst vor 40 Jahren aus Shanghai nach Massachusetts emigriert, hatte registriert, daß angesichts eines Handelsbilanzüberschusses von bald 20 Milliarden Dollar in Nationalchina die Sorge umgeht, Washington könnte die Grenzen für die taiwanischen Produkte dichtmachen. Der umtriebige alte Herr, dessen Unternehmen auf der Insel Peripheriegeräte produziert, fand bei der taiwanischen Regierung und einer Reihe von Industriellen ein positives Echo mit der Idee, sie sollten mehr Geld in den USA investieren und so den Devisenfluß nach Taiwan beschneiden.

Noch dieses Jahr müssen nach diesem Plan 100 Millionen Dollar, 1988 und 1989 jeweils weitere 200 Millionen Dollar in einen Fonds eingezahlt werden. Dabei sollen die privaten Geldgeber 60 Prozent der Summen lockermachen; 30 Prozent garantiert die taiwanische Staatskasse und die restlichen zehn Prozent will An Wang aus dem Portefeuille seines Konzerns beisteuern. Kaum fraglich ist, daß der Chairman der Wang Laboratories gemeinsam mit seinem Direktor und Berater Peter Brooke, der im Hauptberuf eine Bostoner Wagniskapitalfirma kontrolliert, bei dem Projekt den Ton angeben will - und wird.

Wenn der Plan des US-Chinesen aufgeht, werden in den nächsten Jahren etliche kleinere innovative Unternehmen in den Vereinigten Staaten in taiwanischen Mehrheitsbesitz übergehen. Den Geldgebern ist offensichtlich nicht nur an einer handelsbilanzneutralen Re-Investition des in Amerika eingenommenen Geldes gelegen, sondern auch am Zukauf technischen Wissens. So macht der Initiator des west-östlichen Gegengeschäfts kein Hehl daraus, daß er vor allem an die für den Ausbau der nationalchinesischen Industrie wichtigen Sparten Halbleiter, Automationstechnik und Lebensmittelverarbeitung denkt.

Doch auch der nordamerikanischen Wirtschaft soll das ehrgeizige Projekt Vorteile bringen, wenn es nach seinem Promoter Wang geht. Einerseits blieben mehr Dollars im Land, andererseits sei als positive Folge der Verflechtung zu erwarten, daß Taiwan-Konzerne mehr in den USA und dafür weniger in Japan einkauften. Gerade dieses Argument zieht bei der derzeitigen Stimmung in Washington wohl am meisten. So hat Reagans Außenhandelsexperte Clayton Yeutter, wie sich An Wang rühmt, dem Fonds bereits seinen Segen gegeben.