Professor fordert staatliche Unterstützung:

An der Al nicht vorbeisehen

03.08.1984

WIEN (apa) - Seit rund fünf Jahren beschäftigt sich ein Wiener Forscherteam damit, Computerprogramme mit "künstlicher Intelligenz" zu entwickeln. Wie Professor Dr. Robert Trappl als Chef des Instituts für medizinische Kybernetik und Artificial Intelligence (AI) an der Universität Wien erklärte, sei für derartige Systeme in den nächsten Jahren beträchtliches Interesse zu erwarten. Österreich dürfe daran nicht vorbeisehen.

Die Aktivitäten Trappls zielen auf zwei Anwendungen der AI: Einerseits sollen Computer die menschliche Sprache verstehen, ohne daß der Benutzer hierfür spezifische Kommandos erlernen muß; andererseits gilt es, Expertensysteme zu entwickeln, mit deren Hilfe medizinische oder naturwissenschaftliche Diagnosen erstellt werden können. Dabei geht es Trappl vor allem darum, daß diese Systeme auf Mikrocomputern funktionieren und nicht nur auf teuren Großanlagen. In etwa einem Jahr konnte ein Sprachsystem mit künstlicher Intelligenz auf dem Markt sein, sagte Trappl. Einige Unternehmen hätten hierfür bereits Interesse bekundet.

Eine solche Chance müsse gerade in der Aufbauphase vom Staut unterstützt werden, sagte Trappl. Er befürchtet, daß Österreich auf diesem Gebiet zum Entwicklungsland werde, wenn manche wissenschaftliche Arbeitsmöglichkeiten nicht verbessert würden.

Beispielsweise fehle seinem Institut ein spezieller Entwicklungscomputer im Wert von 3,5 Millionen Schilling, wogegen es in der Bundesrepublik bereits 30 solcher Rechner gebe. "Gerade die besten Leute wandern ins Ausland ab, wenn sie dort bessere Forschungsmöglichkeiten vorfinden", sagte Trappl angesichts der Summen, die für Hochtechnologie-Forschung in manchen Ländern ausgegeben werden.