Zwischen den Stühlen

24.01.1986

Die bundesdeutschen DV-Manager sitzen längst nicht mehr überheblich in ihrem Elfenbeinturm, sondern zwischen den Stühlen. Sie kämpfen - mehr oder weniger erfolgreich - mit ihrer noch unbewältigten Halbgötter-Vergangenheit. Für Gegenwind sorgen allein schon die Fachbereiche, die mittlerweile bei Entscheidungen mitmischen wollen. Sie versuchten vor allem mit Hilfe der Mikros, den Thron der DV-Allmächtigen ins Wanken zu bringen oder diese gar zu stürzen. Doch die DV-Gurus erkannten die Gefahr.

Bevor ihnen jetzt die Felle davonschwimmen können, sichern sie noch rechtzeitig ihre Pfründe: Nicht zuletzt unter dem Damoklesschwert der hohen Kosten üben sie sich im Miteinander mit den Fachabteilungen. Nebenbei räumen die DV-Chefs auch noch die inzwischen entstandenen Mikro-Zoos auf. Bei alledem wollen sie sich die Zügel jedoch nicht aus der Hand nehmen lassen.

Jetzt ziehen noch dunklere Wolken am Horizont auf: Die Entscheidungen der DV-Verantwortlichen werden von den Topmanagern nicht mehr wie früher vorbehaltlos abgesegnet, sondern stoßen zunehmend auf Kritik. Bedingt durch die enormen DV-Kosten sowie die himmelblauen Werbekampagnen der Hersteller formiert sich bei den etablierten Herren in der Vorstandsebene der Widerstand (Seite 6: "Geschäftsleitung will DV gar nicht kennenlernen). Sie wollen nach wie vor nichts mit dem "DV-Teufelskram" zu tun haben, und ein Berater ist schnell zur Stelle. Daß der Vorstand Desinteresse zeigt, wo Interesse angebracht wäre, kommt die Unternehmen teuer zu stehen.

Viele DV-Verantwortliche fragen sich mittlerweile, wie sie mit diesem Konflikt fertig werden können. Denn selbst, wer sich nach oben orientiert, klopft nur allzu häufig an verschlossene Türen. Deshalb muß sich so mancher Vorstand die Frage gefallen lassen, ob die Topmanager nicht lieber in ihrem Herrenzirkel unter sich bleiben wollen, anstatt einen DV-Profi in diesen Kreis aufzunehmen. Das sollten sie sich jedoch schleunigst klarmachen: Unkenntnis und Mißtrauen gegenüber der DV sind gute Bundesgenossen, um noch mehr Millionen über den Jordan gehen zu lassen.