Qualcomm-Studie zeigt Wissenslücken beim Auto der Zukunft

Zwei Drittel der Deutschen kennen Connected Cars nicht

20.10.2016 von Jürgen  Hill
Lediglich rund 33 Prozent der Deutschen gaben in eine Studie an, zu wissen was ein Connected Car ist. Und dies obwohl es doch heißt, das Auto sei der Deutschen liebstes Kind.
Das Gros der Deutschen weiß nicht, was ein Connected Car ist.
Foto: Daimler AG

Für Autofans und Propagandisten einer vernetzten IoT-Zukunft sind die Ergebnisse einer Qualcomm-Studie ernüchternd: Nur 33,5 Prozent der deutschen Autofahrer glauben zu wissen, was ein Connected Car ist. Dabei scheinen Männer besser (43 Prozent) informiert zu sein als Frauen (23,6 Prozent). Besonders häufig werden mit dem Begriff Fahrzeuge assoziiert, die mit anderen Geräten vernetzt werden können (42,3 Prozent), sowie Fahrzeuge, die mit einem Internetanschluss ausgestattet sind (26,8 Prozent). Dass vernetzte Fahrzeuge auch miteinander kommunizieren (etwa zur Kontrolle des Fahrzeugabstands), wird lediglich von 10 Prozent der deutschen Autofahrer verstanden. Dies sind nur einige der Ergebnisse der Studie "Was halten Deutsche vom Connected Car". Hierzu wurden 1388 Autofahrer in Deutschland befragt.

Erwartungen an das Connected Car

Ernüchterndes Ergebnis der Qualcomm-Studie.
Foto: Qualcomm

Staumeldungen in Echtzeit, Musik vom Smartphone, Suche nach Restaurants oder freien Parkplätzen - das vernetzte Fahrzeug bietet dank ständiger Internetverbindung eine ganze Reihe von Services. Was wäre für deutsche Autofahrer dabei am wichtigsten? Für sie stehen ganz klar die Möglichkeiten der Echtzeitnavigation im Vordergrund - minutengenaue Staumeldungen für die optimale Verkehrsberechnung sind für 56,2 Prozent der Befragten der größte Nutzen eines Connected Cars. Ständige Internetverbindung und Online-Browsen erscheinen dagegen nur für rund 9,9 Prozent als größter Vorteil, Entertainment-Services wie Streaming-Dienste wurden von 8,7 Prozent zum entscheidenden Feature erklärt. Die Möglichkeit, Social-Media-Kanäle zu nutzen, spielt nur für 1,6 Prozent die wichtigste Rolle.

Insgesamt erwarten sich deutsche Autofahrer eine Aufwertung des Fahrerlebnisses: 42 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen das Autofahren mit einem Connected Car mehr Spaß machen würde. Technische Features wie In-Car-Apps und personalisierbare Dashboards könnten diesen Effekt in naher Zukunft noch verstärken.

Der Killer-Service im Connected Car ist die intelligente Echtzeitnavigation.
Foto: Qualcomm

Connected Cars sind außerdem imstande, mit ihrer Umwelt und mit anderen Fahrzeugen zu kommunizieren. Die sogenannte Vehicle-to-Everything-Kommunikation (V2X) schließt Fahrzeuge, Fußgänger, Gebäude und sogar die Straßen selbst mit ein. V2X bildet so die Grundlage für neue Advanced-Driver-Assistant-Systeme (ADAS), die die Fahrsicherheit erhöhen - zum Beispiel indem sie vor Hindernissen, Gefahren oder entgegenkommenden Fahrzeugen warnen - selbst wenn sie für den Fahrer noch nicht sichtbar sind.

Auto spricht mit Auto

Die Connected Carrs kommunizieren per V2X und X2X miteinander.
Foto: Mercedes

Zudem ermöglicht es diese Technologie auch, dass die Fahrzeugabstände verringert werden, um den Verkehrsfluss zu optimieren. Ohne Abstriche bei der Sicherheit, könnte dabei die Abstände auf bis zu einen Meter reduziert werden. Der heute übliche Sicherheitsabstand würde entfallen, da die Fahrzeuge Geschwindigkeit sowie Beschleunigungs- und Bremsmanöver miteinander koordinieren würden. Auch die Lageerkennung wird durch V2X verbessert: Weil alle Verkehrsteilnehmer Daten sammeln und miteinander austauschen, sind Informationen über Staus oder Unfälle in Echtzeit verfügbar.

Bei Qualcomm wertet man die Ergebnisse als Beleg dafür, dass Connected Car ein Thema ist, das immer wichtiger wird. "Die Mehrheit der Befragten zeigte ein großes Interesse an der neuen Technologie", fasst Georg Schweighofer, Director Marketing bei Qualcomm CDMA Technologies, die Ergebnisse zusammen, "auch wenn die Automobilindustrie sicher noch mehr tun könnte, um Autofahrer über das Potenzial ihrer Connected Cars aufzuklären."

Die Meinung von Alt und Jung

Infotainment steht im Connected Car vor allem für Jüngere im Vordergrund.
Foto: Mercedes-Benz

Wider Erwarten zeigen sich bei den verschiedenen Altersgruppen nur geringe Diskrepanzen - ein Alt gegen Jung bleibt also aus. So gaben 36 Prozent der 18 bis 34-jährigen an, zu wissen, was ein Connected Car ist, bei den 35 bis 54-jährigen 35,3 Prozent und bei den älteren Autofahrern immerhin noch rund 23,4 Prozent. "Allen Altersgruppen erscheinen die Navigationsmöglichkeiten des Connected Cars am wichtigsten, Social-Media-Dienste gelten hingegen generationsübergreifend als unwichtigstes Feature", erklärt Schweighofer.

Allerdings gibt es auch einige Bereiche, in denen sich bei den verschiedenen Altersgruppen Unterschiede zeigen. Besonders das Entertainment-Angebot wird unterschiedlich genutzt: 45,6 Prozent der 18-36-jährigen hören während der Fahrt oft CDs, bei der Gruppe der über 55-jährigen liegt die Zahl hingegen nur bei 33,5 Prozent. 36 Prozent der jungen Altersgruppe streamen außerdem Musik über das Smartphone, während nur 5,2 Prozent der älteren Autofahrer dies tun.

Skepsis gegenüber autonomen Auto

Die Deutschen haben wenig vertrauen ins autonome Fahren. Lediglich ein Drittel würde das Lenkrad loslassen.
Foto: Mercedes Benz

Im Rahmen der Studie wurden die deutschen Autofahrer auch zu autonomen Fahrzeugen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Deutschen noch nicht bereit sind, das Steuer aus der Hand zu legen. 67,2 Prozent gaben an, auch bei selbstfahrenden Autos immer oder häufig die Hände am Steuer lassen zu wollen. Lediglich drei Prozent würden das Steuer komplett aus der Hand geben. Auch ablenken möchten sich die deutschen Autofahrer ungern und würden nie oder selten lesen (53,5 Prozent), online shoppen (65,3 Prozent), E-Mails schreiben (40 Prozent), Filme ansehen (56,8 Prozent) oder schlafen (67,6 Prozent).

"Das Konzept selbstfahrender Fahrzeuge ist zwar keine ferne Zukunftsvision mehr, aber noch fehlt den Konsumenten der praktische Bezug", kommentiert Schweighofer die Ergebnisse. Allerdings scheint dies auch für andere Fortbewegungsmittel zu gelten. Mit einem selbstfliegenden Flugzeug würden nur 19,3 Prozent fliegen wollen, ein selbstfahrendes Schiff möchten nur 18,7 Prozent betreten. Und 36 Prozent gaben sogar an, gar kein selbstfahrendes Fortbewegungsmittel nutzen zu wollen.