Studieren im Ausland

Zum Master nach Skandinavien

09.11.2010
Helsinki, Kopenhagen, Stockholm. Alle drei Monate wechselte Informatikstudent Sven Bugiel das Land und erhält nach zwei Jahren einen Master-Titel, der das Wort international wirklich verdient.
Sven Bugiel studierte im Rahmen des NordSecMob-Master-Programms für IT-Sicherheit an drei nordeuropäischen Universitäten.
Foto: Sven Bugiel

Nur acht Prozent der deutschen Auslandsstudenten bleiben länger als ein Jahr im Ausland. Das ergab eine Studie des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD). Zu dieser Minderheit der studentischen Globetrotter gehört Sven Bugiel. Nach dem Vordiplom in Bochum packte der Informatikstudent seine Koffer und begann als Erasmus-Student in Helsinki. Von dort führte ihn sein Weg weiter über Praktika beim finnischen Handy-Hersteller Nokia zum internationalen "Erasmus Mundus Master Programme in Security and Mobile Computing" - kurz NordSecMob -nach Stockholm und Kopenhagen.

Die Königlich Technische Universität in Stockholm hat sich im NordSecMobProgramm auf Kommunikations-System-Design spezialisiert.
Foto: Königlich Technische Universität in Stockholm (KTH)

Das NordSecMob-Programm bot Bugiel vielfältige Möglichkeiten. Die vier großen nordeuropäischen technischen Hochschulen von Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden sowie eine estnische Hochschule begannen im September 2006 ein gemeinsames Master-Programm im Bereich IT-Sicherheit. Jede Universität trägt mit einem Schwerpunkt zum Programm bei - von Informationssicherheit in Trondheim über Kommunikations-System-Design in Stockholm bis zu Kryptografie im estnischen Tartu.

Berufserfahrung in den Semesterferien

Koordiniert und geleitet wird das NordSecMob-Programm von der Aalto University, School of Science and Technology, in Helsinki.
Foto: Aalto University

"In Helsinki liegt der Fokus auf Sicherheit und mobiler Technologie - dies natürlich auch wegen der Nähe zu Nokia", so Sven Bugiel, der sich für den Schwerpunkt Softwaresicherheit, das Spezialgebiet der Technischen Universität (DTU) in Kopenhagen, entschieden hat. "Auch die Kooperation mit den Unternehmen ist sehr intensiv", sagt Bugiel, "und in der dreimonatigen vorlesungsfreien Zeit können die Studenten Berufserfahrung sammeln. In Deutschland musste ich mich in den Semesterferien meist auf Klausuren und Prüfungen vorbereiten. Jetzt hatte ich die Möglichkeit, in der Forschungsabteilung von Nokia in Finnland zu arbeiten, und kann dort wahrscheinlich auch meine Master-Arbeit schreiben." Die betreuenden Universitäten - in Bugiels Fall Stockholm und Kopenhagen - begleiten zusätzlich die Abschlussarbeit.

Der Campus der Technischen Universität in Kopenhagen ist für zwei Semester das Zuhause der NordSecMob-Studenten in Dänemark.
Foto: Technische Universität Kopenhagen

Auf die Frage, welche Hochschule ihm denn am besten gefallen habe, kann der Informatikstudent keine einfache Antwort geben. "Grundsätzlich war die Ausstattung der Unis natürlich spitze. Es sind ja auch alles sehr renommierte technische Hochschulen. In Kopenhagen deckt man fast alles über Gruppenarbeit ab. Leistungsnachweise werden meist während des Semesters erbracht. In Stockholm haben wir sehr viel im Labor gearbeitet. Gab es am Ende des Semesters Klausuren, bedeutete das kein endloses Pauken, weil wir das Wissen ohnehin schon die ganze Zeit praktisch angewendet hatten."

Direkter Draht zu Professoren

Besonders beeindruckt ist Bugiel auch von dem Verhältnis zu den Lehrkräften. "In Deutschland wird man ja meist auf die wissenschaftlichen Mitarbeiter verwiesen. Anders ist das in Nordeuropa. An allen Unis war es ganz unkompliziert, sich bei den Professoren Rat zu holen. Dass man die allerdings mit Vornamen anspricht, daran musste ich mich als Deutscher erst gewöhnen."

Bugiel hält nach seinem Studium zwei Master-Diplome in der Hand, eines von der KTH in Stockholm, das zweite von seiner Gastuniversität in Kopenhagen. Obwohl er sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt für sich sieht, will der Deutsche noch promovieren. "Ein Doktorstudium kann ich mir an vielen Orten vorstellen. Während des Master-Studiums bin ich fast alle drei bis vier Monate ins nächste Land weitergezogen. Dadurch bin ich viel weltoffener und selbstsicherer geworden. Durch die Erfahrungen der letzten Jahre weiß ich, dass ich mich in Zukunft auch international beruflich etablieren kann."

Masterprogramm NordSecMob

Schwerpunkte: Softwaresicherheit, Informationssicherheit oder Kryptografie.

Beteiligte Universitäten:

Ablauf: In der Regel sind die Studenten an zwei Universitäten eingeschrieben und verbringen zum Beispiel zwei Semester in Schweden an der KTH, danach zwei Semester mit Vorbereitung der Master-Arbeit in Finnland an der TKK. Dies ist allerdings je nach Spezialisierung verschieden.

Finanzierung: NordSecMob-Stipendium für exzellente Bachelor-Studenten aus Ländern der EU; Erasmus-Stipendium oder finanzielle Unterstützung durch das nordeuropäische Mobilitätsprogramm Nordplus für europäische Studenten. Studenten aus der EU zahlen grundsätzliche keine Studiengebühren.

http://nordsecmob.tkk.fi