Data Center, Virtualisierung, Storage

Zehn sichere Wege zum Sparen im IT-Betrieb

03.02.2011 von Wolfgang Herrmann
Lesen Sie, wie Unternehmen ihre Kosten für IT-Infrastruktur und Betrieb dauerhaft senken können.

Selbst nachdem die Finanzkrise überwunden ist, hält der Kostendruck auf die IT-Abteilungen häufig weiter an. Obwohl die meisten Unternehmen bereits Kostensenkungsprogramme aufgesetzt oder abgeschlossen haben, reichen die erzielten Effekte oft nicht aus.

Um die Kostenblöcke sowohl kurzfristig, als auch auf lange Sicht besser in den Griff zu bekommen, empfiehlt Gartner zehn Kernmaßnahmen.

Wege zum effizienten Data Center
Bestandsaufnahme mit Asset-Management
Schritt 1: Die RZ-Betreiber müssen alle Geräte und Systeme, Hard- wie Software lückenlos erfassen und dokumentieren.
Outsourcing prüfen
Schritt 2: Als Alternative zum Eigenbetrieb sollte auch ein Komplett- oder Teil-Outsourcing in Betracht gezogen werden.
Standardisierung als Ziel
Schritt 3: RZ-Betreiber sollten auf eine standardisierte IT-Landschaft mit einheitlichen Lizenzen und einheitlichen Versionen hinarbeiten.
Kosten im Blick behalten
Schritt 4: Grundsätzlich sollten die Einkäufer darauf achten, möglichst schlank dimensionierte und verbrauchsarme Geräte einzukaufen.
Bessere Auslastung mit Virtualisierung
Schritt 5: Um Hardware zu optimieren, muss man sie reduzieren. Das funktioniert mit mehreren virtuellen Servern auf einem physikalischen Gerät.
Das passende Kühlkonzept
Schritt 6: Durch eine effizientere Auslastung der Rechner, lässt sich die Menge aller Stromabnehmer deutlich reduzieren.
Stromverbrauch planen
Schritt 7: RZ-Betreiber müssen die Richtwerte für den Stromverbrauch pro Quadratmeter RZ-Fläche realistisch planen.
Die richtige Dimension
Schritt 8: Ein Raumkonzept hilft, die vorhandenen Räumlichkeiten, Klimatisierung sowie Systeme und Geräte aufeinander abzustimmen.
Monitoring
Schritt 9: Ein umfassendes Monitoring sollte den Rechner-Pool, Stromversorgung, Kühlsysteme und die USV-Anlagen beinhalten.

Verhandeln Sie große Verträge neu

Beginnen Sie mit den Verträgen Ihrer TK-Dienstleister, darunter etwa die Telekom, BT oder AT&T. Wenn Sie TK-Dienste nicht in weiten Teilen ausgelagert haben, gehören diese Kontrakte wahrscheinlich zu den größten innerhalb der IT-Organisation. In der Regel handelt es sich um mehrjährige Vereinbarungen, die oft mehrere Millionen Dollar im Jahr kosten.

Prüfen Sie beispielsweise, ob die in den Verträgen festgelegten Tarife noch zu den aktuellen Marktbedingungen passen. Viele Gebühren sind in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. Wenn Sie Ihre Verträge in den in den letzten sechs Monaten nicht neu verhandelt haben, zahlen Sie wahrscheinlich zuviel. Um Kosten zu senken, kann es sich auch lohnen, die Anzahl der TK-Lieferanten zu reduzieren, um auf diese Weise Größenvorteile zu erzielen. Aber Vorsicht: Die meisten Unternehmen fahren laut Gartner am besten, wenn Sie mit mindestens zwei TK-Dienstleistern zusammenarbeiten.

Beschränken Sie sich beim Prüfen nicht auf den TK-Bereich. Sie werden beispielsweise auch einige große Wartungsverträge für die wichtigsten Hardware-Plattformen haben, außerdem Software-Lizenzverträge, die ebenfalls gewichtige Kostenfaktoren bilden. Am besten richten Sie eine Datenbank mit den größten Verträgen ein und analysieren Sie diese etwa anhand der Umfänge, Laufzeiten oder der Möglichkeit, in Neuverhandlungen einzusteigen.

Verschieben Sie unkritische Vorhaben

Als Verantwortlicher für IT-Infrastruktur und -Betrieb müssen Sie entscheiden, welche Kernprojekte Sie weiterverfolgen und wieviel Ressourcen Sie dafür bereitstellen. Gartner rät zu folgendem Vorgehen:

Konsolidieren Sie die IT-Infrastruktur

Um Kosten zu sparen, setzen IT-Manager typischerweise auf die Konsolidierung von Rechenzentren (Data Center) und Server. Wenn Sie das Konsolidierungspotenzial in diesen Bereichen nicht zu mindestens 75 Prozent ausgeschöpft haben, sollten Sie entsprechende Maßnahmen ganz oben auf Ihre Prioritätenliste setzen. Gartner-Kunden berichten häufig, sie hätten mit Hilfe von Konsolidierungsprojekten mehr als 20 Prozent der Kosten eingespart. Denken Sie in diesem Zusammenhang nicht nur an Data Center und Server sondern auch an Storage und Netzwerke.

Konsolidierungsprojekte sind in der Regel komplex und nehmen beträchtliche Ressourcen in Anspruch, berichtet Gartner. Doch die Mühe lohnt sich: Mit Hilfe von IT-Konsolidierung nehmen IT-Verantwortliche den Teil der IT-Infrastruktur und -Betriebsaufwendungen ins Visier, der im Vergleich zu anderen Maßnahmen das größte Sparpotenzial bietet. Gartner empfiehlt IT-Managern darüber hinaus, noch weitere Bereiche auf ihr Konsolidierungspotenzial hin zu prüfen. Dazu zählen:

Virtualisieren Sie

Gartner hat die durch Virtualisierung möglichen Einsparpotenziale ermittelt.
Foto: Gartner

Maßnahmen zur Virtualisierung verändern den Bereich IT-Infrastruktur und -Betrieb grundlegend. Nach Einschätzung von Gartner wird sich diese Entwicklung mindestens bis zum Jahr 2012 fortsetzen. Mit Hilfe von Virtualisierungstechniken lässt sich die Auslastung von Servern um ein Vielfaches erhöhen. Damit brauchen Sie weniger Server, um eine gegebene Arbeitslast zu stemmen. Weniger Server bedeuten weniger Kosten für die Hardware und damit zusammenhängende Aufwendungen. Die nebenstehende Tabelle verdeutlicht, wie dramatisch die durch Virtualisierung möglichen Einsparungen über mehrere Jahre ausfallen können.

Reduzieren Sie den Stromverbrauch für Kühlung

In einem herkömmlichen Data Center entfällt mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs auf die Kühlung. Damit, so Gartner, würden Millionen von Kilowattstunden (kWh) verschwendet. Dabei könnten Unternehmen dieses Problem auf vielfache Weise angehen. Die Experten empfehlen unter anderem diese Maßnahmen:

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Kontrollieren Sie das Daten- und Storage-Wachstum

Im Data Center wächst die Rechen-, Netz- und Storage-Kapazität in der Regel jedes Jahr zweistellig. Speichersysteme weisen dabei mit Abstand die höchsten Zuwachsraten auf. Gartner erwartet, dass sich die in Unternehmen installierte Menge an Terabytes bis 2012 im Vergleich zum Jahr 2008 um den Faktor 6,5 erhöht. Zwar sinken die Kosten pro Terabyte kontinuierlich, doch der wachsende Bedarf an Speicherplatz macht diesen Vorteil wieder zunichte, berichten die Analysten. Unterm Strich steigen die Storage-Ausgaben weiter stark an. IT-Verantwortliche sollten Speicherkosten deshalb besonders gründlich kontrollieren (siehe auch das CW-Drilldown: Storage-Kosten senken). Dafür bieten sich unterschiedliche Strategien und Techniken an:

Begrenzen Sie Aufwendungen für den IT-Support

Rund vier Prozent der IT-Aufwendungen (ausgenommen Application Support) geben Unternehmen laut Gartner typischerweise für den Bereich Support aus. Die meisten IT-Abteilungen haben mindestens vier Support-Ebenen eingerichtet, jede mit unterschiedlichen Kosten und Qualifikationsgraden. Um die Ausgaben zu drücken, sollten Sie Support-Anfragen jeweils auf die niedrigste Ebene umleiten, die Benutzerprobleme noch befriedigend lösen kann (siehe Tabelle).

Die meisten Unternehmen haben vier Support-Ebenen eingerichtet.
Foto: Gartner

Anfragen, die gegenwärtig etwa von hochbezahlten Experten auf der dritten Ebene (Level 3) beantwortet werden, könnten Techniker auf der zweiten Ebene bearbeiten. Einfache IT-Probleme, die gewöhnlich auf Ebene 1 in Angriff genommen werden, lassen sich womöglich auf ein Selbstbedienungsangebot im Intranet oder Internet weiterleiten. Generell sollten Unternehmen bei Einsparungen im Support aber Vorsicht walten lassen, rät Gartner: Etliche IT-Verantwortliche sähen sich aufgrund harter Vorgaben aus dem Management etwa gezwungen, Service-Desk-Personal auf Level 1 abzubauen. Damit aber müssten Sie Supportaufgaben auf höhere Ebenen verlagern, wo die Transaktionskosten deutlich höher sind. Im ungünstigen Fall können solche Maßnahmen die IT-Kosten insgesamt steigen lassen.

Verschlanken Sie IT-Prozesse

Zu den wesentlichen Verbesserungsmaßnahmen im Bereich IT-Infrastruktur und -Betrieb zählt Gartner das systematische Analysieren und Formalisieren von alltäglichen Prozessen. Die meisten Initiativen in diesem Kontext drehen sich um das Itil-Framework. Grundsätzliches Ziel dabei ist es einerseits, die Qualität der IT-Dienste aus der Sicht von Benutzern zu erhöhen. Andererseits können die Maßnahmen aber auch dazu beitragen, IT-Kosten zu senken:

Organisieren Sie ein IT Asset Management

Wenn Sie noch kein ITAM (IT Asset Management) -Projekt aufgesetzt haben, rät Gartner zu folgenden Schritten:

Optimieren Sie Ihre Multisourcing-Strategie

Der Bereich IT-Infrastruktur und Betrieb ist so komplex geworden, dass selbst die größten Unternehmen die vielfältigen Aufgaben nicht mehr ohne externe Hilfe meistern können. Gartner propagiert in diesem Kontext einen Multisourcing-Ansatz: Bestimmte Funktionen, Prozesse oder auch Plattformen werden dabei an eine überschaubare Zahl externer Service-Provider ausgelagert. Zu den wichtigsten Entscheidungskriterien für oder gegen ein Outsourcing zählen die Analysten die strategische und geschäftskritische Bedeutung der in Frage kommenden Bereiche, aber auch die spezifischen Stärken des internen Personals auf diesen Gebieten. Last, but not least soll sich eine Auslagerung natürlich finanziell lohnen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Outsourcing-Kunden Größenvorteile der Dienstleister nutzen können. Gefragt, welche IT-Bereiche in diesem Kontext am ehesten in Frage kommen, nannten Gartner-Kunden unter anderem:

Fazit

Mit den dargestellten Maßnahmen könnten Unternehmen laut Gartner rund ein Viertel ihrer IT-Kosten sparen.
Foto: Gartner

Unterm Strich können Unternehmen mit den beschriebenen Maßnahmen innerhalb weniger Monate IT-Kosten spürbar senken. Längerfristig sehen die Analysten von Gartner sogar Einsparpotentiale in Höhe von 25 Prozent oder mehr. In der Tabelle sehen Sie, welche Kostensenkungspotenziale die Analysten für die einzelnen Maßnahmen kurzfristig ("ST") und langfristig ("LT") erwarten. Gartner nutzt zudem ein Ampelsystem (rot, grün, gelb), um die Auswirkungen einzelner Initiativen in bestimmten Bereichen darzustellen.