Der große Lauschangriff

Zehn Anzeichen, dass Sie abgehört werden

21.04.2008
Nicht nur der Bundestrojaner bedroht die Privatsphäre, auch Telefonate lassen sich mit einfachen Mitteln belauschen.

Hören Sie seltsame Geräusche beim Telefonieren? Sorgen Sie sich manchmal, dass Ihre Geheimnisse nicht sicher sind? Keine Angst: Es handelt sich dabei nicht um die ersten Anzeichen einer aufkeimenden Paranoia. Im Gegenteil: Praktisch jeder, der vertrauliche Informationen besitzt, läuft Gefahr, abgehört zu werden.

1. Ihre Geschäftsgeheimnisse sind keine mehr

Wenn Sie herausfinden, dass Dritte unerwartet Ihre vertraulichen Informationen kennen, stehen die Chancen hoch, dass Sie ausspioniert und vermutlich sogar abgehört wurden. Befinden sich womöglich sogar die geheimen Produktdesign-Entwürfe Ihrer Firma in den Händen der Konkurrenz, könnten Sie ein Opfer der Informations-Mafia geworden sein.

2. Verräterische Geräusche beim Telefonieren

Insbesondere, wenn Sie beim Telefonieren ein Klicken, Kratzen oder andere Störgeräusche hören, können diese von einer Kapazitätsentladung stammen, die auftritt, wenn zwei Abnehmer - etwa für ein parallel geschaltetes Telefon zum Anzapfen der Leitung - verbunden werden. Zusätzlich weisen hohe Summgeräusche auf einen möglichen Lauschangriff hin. Feststellen lässt sich eine angezapfte Telefonleitung mit einem Schallmessgerät, das auf niedrige Frequenzen eingestellt ist.

Leider eignet sich dieser Test nur für analoge Geräte - ISDN-Telefone sind nicht so einfach anzuzapfen, dafür ist der Lauschangriff aber anschließend auch nicht so leicht festzustellen.

3. Ihr Telefon macht Geräusche

Geräusche die von Ihrem Telefon kommen, obwohl Sie es gerade nicht nutzen, sind ein Anzeichen dafür, dass es zum Abhörgerät umfunktioniert wurde. Insbesondere bei älteren analogen Geräten lässt sich dies technisch relativ einfach mittels einer Überbrückung des Gabelumschalters erreichen. Modernere Apparate und insbesondere die inzwischen weit verbreiteten ISDN-Geräte werden dagegen softwaretechnisch umfunktioniert, was ein Erkennen erschwert. Ein weiterer Trick ist das Anbringen einer Wanze im Telefonhörer. Anschließend kann der Lauscher alle Gespräche am, aber auch in direkter Nähe des Telefons mithören oder aufnehmen.

4. Verdächtige Störungen bei Ihren Rundfunkgeräten

Einige Abhörgeräte nutzen Wellenlängen, die nahe an den Radiofrequenzen liegen und so mitunter für auffälliges Quietschen und andere Interferenzen sorgen. Dank dieser Anomalien lassen sich Radios schnell und einfach zu Wanzensuchgeräten umfunktionieren: Dazu stellen Sie das Gerät auf Mono und suchen anschließend das gesamte Frequenzband auf Quietschgeräusche ab, falls erforderlich, indem Sie im gesamten Raum umhergehen. Ein entsprechender Test im Auto mit einem tragbaren Radio kann ebenfalls nicht schaden, da insbesondere die Antennen häufig für Abhöraktionen genutzt werden.

5. Ihre Arbeitsumgebung hat sich verändert

In vielen Fällen muss ein Lauschangreifer zunächst in Ihre Wohnung oder Ihr Büro einbrechen, um Zugang zu den Leitungen zu erhalten. Dies klappt nur selten ohne Spuren zu hinterlassen. Eine verschobene Couch oder andere Abdrücke auf dem Teppich sind Beispiele, die auf einen geplanten Abhörversuch hinweisen können. Umso vorsichtiger sollten Sie sein, wenn ein Einbruch klar erkennbar ist, jedoch offensichtlich nichts gestohlen wurde. Möglicherweise war der Eindringling nicht an Ihren Wertgegenständen interessiert, sondern will künftig mithören.

6. Dubiose Handwerkerbesuche

Um sich unauffällig Zugang zu verschaffen, geben sich Informationsdiebe gerne auch als Handwerker aus. Insbesondere, wenn Ihnen kein aktueller Grund für den Besuch bekannt ist, sollten Sie vorsichtig sein. Im Zweifelsfall fragen Sie bei Ihrem Hausmeister oder Vermieter nach und lassen den Handwerker keine Minute lang aus den Augen.

7. Neue Hardware an Ihrem TK-Equipment

Bei akutem Spionageverdacht empfiehlt es sich, nicht nur die Leitungen, sondern das gesamte TK-Equipment zu untersuchen. Beachtung sollten Sie dabei dem Äußeren der TK-Anlage und insbesondere dem Hausanschluss schenken, insbesondere dessen Deckel, der sich nur mit einem speziellen Inbusschlüssel öffnen lässt.

8. Auffällige Lieferwagen mit getönten Scheiben

Auch Handy-Telefonate sind vor Lauschern nicht geschützt
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Sehen Sie in der Nähe Ihrer Wohnung oder Ihres Büros häufig die gleichen Kleintransporter am Straßenrand stehen, ohne dass Menschen aus- oder einsteigen, könnte jemand Ihre Telefonate - insbesondere die über das Handy - abhören. So benutzen Geheimdienste und andere Institutionen so genannte IMSI-Catcher, um aus wenigen hundert Metern Entfernung Mobiltelefone auszuspionieren. Dabei wird dem Handy eine neue Funkzelle vorgegaukelt und nach dem Zustandekommen einer Verbindung die Verschlüsselung ausgeschaltet. Anschließend liegen die Gesprächsinhalte also unverschlüsselt vor und können mitgeschnitten werden. Als Alternative zu dieser aufwändigen und kostspieligen Methode haben nun zwei Security-Experten eine Technik entwickelt, die das Abhören auch für Normalsterbliche erschwinglich macht.

9. Sie werden erpresst

Die wenigsten Lauschangreifer sind diskret. Im Gegenteil: Viele haben es darauf abgesehen, an sensible Informationen zu kommen und sich anschließend für ihr Schweigen bezahlen zu lassen.

10. Es gibt keine Anzeichen

Selbst wenn Sie keine der aufgeführten Anzeichen feststellen, können Sie sich nicht unbedingt in Sicherheit wiegen: Die beschriebenen Signale beziehen sich auf Amateurspione, Profis der Regierung besorgen sich die gewünschten Informationen dagegen meist über eine offizielle Anfrage direkt beim Carrier.

Schutzmaßnahmen

Was den Schutz vor Abhörversuchen betrifft, sieht es lediglich für die Angreifer gut aus. Ihre Opfer haben dagegen nur wenige Möglichkeiten, die Inhalte von Telefongesprächen tatsächlich für sich zu behalten. Nachdem Geheimdienste und andere Regierungsorganisationen jahrzehntelange Erfahrungen mit analogen und ISDN-Verbindungen gesammelt haben, gibt es inzwischen auch ausreichend private Experten. Diese verfügen bei entsprechend hoher krimineller Energie zudem über die erforderlichen Mittel, um Telefonleitungen erfolgreich anzuzapfen. Auch schnurlose Dect-Telefone, die mit einer Verschlüsselung arbeiten, stellen keine große Hürde dar (zumal sie letztendlich auch leitungsbasiert arbeiten). VoIP-Gespräche, die nicht über eine VPN-Verbindung laufen oder zusätzlich verschlüsselt werden, können sogar viel einfacher belauscht werden, als normale Telefonate. (mb)