Prognose für das Gesamtjahr angehoben

Yahoo weiter erfolgreich

18.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Das Internet-Portal Yahoo zählt derzeit rund 236 Millionen Besucher monatlich und bezeichnet sich als den am häufigsten angesteuerten Platz im Web. Dank zunehmender bezahlter Dienste schlägt sich dieser Rekord auch in den Geschäftszahlen nieder.

"Jedes Rädchen in unserer Maschine arbeitet reibungslos mit dem anderen zusammen", freute sich Yahoos Chef Terry Semel. Im zweiten Geschäftsquartal 2003 meldet das Internet-Portal einen Reingewinn von 50,8 Millionen Dollar nach 21,4 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Plus vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich von 35 Millionen auf 97,3 Millionen Dollar. Gleichzeitig legten die Einnahmen um 42 Prozent von 225,8 Millionen im Vorjahresquartal auf jetzt 321,4 Millionen Dollar zu. Yahoo übertraf damit die im Vorfeld abgegebene Prognose, die von einem Umsatz zwischen 295 und 315 Millionen Dollar ausgegangen war.

Der Grund für die guten Zahlen liegt im Wachstum in den Bereichen Werbung und bezahlte Suchdienste. Semel wird nicht müde, dieses Erfolgsrezept zu wiederholen: Immer mehr Werbetreibende nähmen das Internet als Ergänzung zu klassischen Anzeigeformen wahr. Sein Unternehmen mache rasante Fortschritte dabei, Privatleute und kleine Unternehmen als Kunden zu gewinnen. Ende Juni zählte Yahoo 3,5 Millionen Abonnenten, im Vorjahresquartal waren es nur eine Million. Im Bereich Listings, der Privat- oder Stellenanzeigen umfasst, wurden im Berichtsquartal 32,3 Millionen Dollar eingenommen. Die Sparte Marketing-Services, in der die Erlöse beider Bereiche verbucht werden, steuert mit 219,2 Millionen Dollar mittlerweile den Löwenanteil zum Gesamtumsatz bei. Im Vorjahresquartal hatte der Umsatz der Sparte 135,7 Millionen, im vorangegangenen ersten Quartal 190 Millionen Dollar betragen. Das Konzept des ehemaligen Hollywood-Managers Semel, der vor zwei Jahren das Ruder bei Yahoo übernahm, folgt damit den klassischen Prinzipien der Old Economy: Kostensenkung, Diversifizierung der Produktpalette, höhere Werbeeinnahmen, mehr zahlende Kunden.

Dies begann mit einer Vereinfachung der in über 40 Abteilungen aufgesplitteten Organisation, was das Unternehmen übersichtlicher und produktiver machte. Der Kauf der Stellenbörse Hotjobs öffnete den Online-Stellenmarkt. Eine Partnerschaft mit der Firma Overture, die für Werbung auf Yahoo-Web-Seiten sorgt, belebt das Reklamegeschäft. Und ein Deal mit dem Telecom-Konzern SBC Communications, der US-amerikanische Haushalte mit Breitbandanschlüssen versorgt, dürfte für weitere Einnahmen sorgen. Fünf der 40 bis 60 Dollar, die SBC monatlich von seinen Kunden für den Service erhält, fließen an Yahoo. Das Geschäft soll im nächsten Jahr rund 125 Millionen Dollar wert sein.

Es überrascht daher kaum, dass die Kalifornier jetzt auch ihre Prognosen für das Jahr 2003 nach oben schraubten. Statt mit 3,4 bis 4,2 Millionen Abonnenten rechnen sie nun mit 4,2 bis 4,5 Millionen. Der Umsatz soll rund 1,3 Milliarden Dollar erreichen, zuvor hatte das Unternehmen 1,22 bis 1,28 Milliarden Dollar vorhergesagt. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen soll Ende 2003 zwischen 375 und 400 Millionen Dollar liegen.

Wenig beeindruckt zeigte sich die Wallstreet. Die guten Ergebnisse wie die optimistische Prognose waren offensichtlich bereits in den Aktienkurs von Yahoo eingepreist. Nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse sank der Wert des Papiers um rund acht Prozent - anscheinend hatten sich Anleger mehr erhofft. (rs)