Yahoo schreibt wieder schwarze Zahlen

11.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Portalriese Yahoo hat gestern mit seiner Bilanz für das zweite Quartal die neue US-Earnings-Season so richtig eingeläutet. In seinem Zahlenwerk weist das kalifornische Unternehmen nach sechs Verlustquartalen in Folge trotz des schwachen Online-Werbemarkts erstmals wieder einen Nettogewinn von 21,4 Millionen Dollar oder drei Cent pro Aktie aus nach einem Fehlbetrag von 48,5 Millionen Dollar oder neun Cent je Anteilschein im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Den Umsatz konnte Yahoo im Jahresvergleich um 24 Prozent auf aktuelle 225,8 Millionen Dollar steigern.

Yahoo USA präsentiert sich bereits im neuen Layout.

Mit dem aktuellen Gewinn übertraf Yahoo auch die Erwartungen der Finanzanalysten, die laut First Call/Thomson Financial einen Nettoprofit von zwei Cent pro Aktie sowie 215 Millionen Dollar Umsatz erwartet hatten. Die Einnahmen lagen zudem am oberen Ende von Yahoos eigener Schätzung, die zuletzt auf 205 bis 225 Millionen Dollar lautete. Die Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelang aufgrund einer 15-prozentigen Kostensenkung sowie starkem Wachstum im Gebühren- und Kleinanzeigen-Geschäft auf 74,1 Millionen Dollar, zu dem auch die Stellenanzeigen der zugekauften Jobbörse HotJobs gehören.

Der Werbeumsatz ging allerdings im allgemein schwachen Marktumfeld gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres um vier Prozent auf 137,5 Millionen Dollar zurück. Analysten vermuten, das Minus wäre hier noch höher ausgefallen, wenn die Einnahmen aus der Kooperation mit dem Paid-Listings-Anbieter Overture herausgerechnet würden. Safa Rashtchy von Piper Jaffray schätzt den Overture-Umsatz für das abgeschlossene Quartal auf 15 bis 20 Millionen Dollar. "Das Werbe-Kerngeschäft war ein Disaster", erklärt auch Derek Brown von W.R. Hambrecht. "Ein bedeutsamer Turnaround ist vorerst nicht in Sicht." Nach Informationen des "Wall Street Journal" wird das IAB (Internet Advertising Bureau) demnächst bekannt geben, dass der Online-Werbemarkt vom vierten Quartal 2001 zu den ersten drei Monaten dieses Jahres um sechs Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar fiel.

Der vor rund einem Jahr zu Yahoo gestoßene CEO (Chief Executive Officer) Terry Semel hob neben dem Profit vor allem die Steigerung der zahlenden Kundschaft auf über eine Million von 600.000 im vorhergehenden ersten Quartal sowie den Ausbau des Nicht-Werbegeschäfts auf einen Anteil von mittlerweile 40 Prozent hervor. "Wir liegen im Vergleich zu unserem Business-Plan hervorragend", erklärte der Yahoo-Chef.

Im dritten Quartal will das Unternehmen seine Einnahmen erneut um sequentiell bis zu elf Prozent auf 225 bis 250 Millionen Dollar steigern. Für das Gesamtgeschäftsjahr wurde die Umsatzprognose von zuvor 870 bis 910 Millionen Dollar auf nun 900 bis 940 Millionen Dollar angehoben. Unprofitable Bereiche, unter anderem seinen europäischen Auktionsseiten und einige Streaming-Angebote, stellt das Unternehmen seit einiger Zeit konsequent ein.

Der Aktienkurs von Yahoo war vor Veröffentlichung der Zahlen um 51 Cent zum Nasdaq-Fixing auf 12,19 Dollar gefallen. Im nachbörslichen Handel erholte sich das Papier anschließend wieder auf 12,72 Dollar. Es notiert allerdings weiterhin weit entfernt von seinem 52-Wochen-Hoch von 21,35 Dollar. (tc)