Yagma

Yagma: Vom Startup zum Mittelständler

16.10.2001
In der Stadt der Banken, der Mode und der Telekommunikation sind sie mit einem neuen Unternehmen konsequent ihren Weg gegangen: Drei Gründer aus Düsseldorf reiten trotz Gründerkrise mit Unterhaltungselektronik auf der Erfolgswelle.

Wer einen Panoramablick über die Dächer von Düsseldorf genießen möchte, der zahlt Eintritt, fährt mit dem Fahrstuhl auf den Rheinturm und steigt auf die Aussichtsplattform. Oder er geht zur ProMarkt Online GmbH. Zumindest rund 20 Mitarbeiter haben sich für die zweite Lösung entschieden. Wem der Kopf vom Programmieren raucht, der kann sich auf der sonnigen Dachterrasse neu inspirieren lassen. Wem aber der Magen knurrt, der stößt spätestens am Empfang auf handfeste Unterstützung. Hier gibt es neben "Fünf-Minuten-Terrinen" auch Obst für die ausreichende Vitaminzufuhr.

Zugegeben: Ein ausgeklügeltes Mitarbeiterbindungsprogramm ist das nicht, dafür aber gelebter Alltag in einem jungen Unternehmen, das die drei Ur-Düsseldorfer Oliver Höck, Thomas Schaeben und Ludger Schöllgen im Herbst 1999 gegründet haben. Unternehmerische Erfahrung hat das Trio schon früher gesammelt: Bereits fünf Jahre vorher gab es die Innomate Online Marketing GmbH, die ihr Geschäft mit Internet-Projekten machte und - so Höck nicht ohne Stolz - "damals in einer Liga mit Kabel New Media und Pixelpark gespielt hat." Immerhin entwickelte die Agentur Websites für Firmen wie Toyota, Lexus oder Daimler-Chrylser. Tüchtigen Geschäftssinn bewies das junge Unternehmen, als es sich bewusst einen starken Partner jenseits des großen Teiches suchte und von USWeb aufgekauft wurde. "Zu unseren Bedingungen, übrigens", fügt Höck hinzu.

Kalkuliertes Risiko

Im Oktober 1999 startete schließlich die Yagma AG als "erstes Retail-Unternehmen für Unterhaltungselektronik im Internet." Risiko? "Ja, aber kalkuliert", sagt Höck, heute zuständig für Internet Entwicklung, IT und Organisation. Denn mit Schöllgen, verantwortlich für Einkauf und Logistik, holten sich Höck und Schaeben einen Einzelhandelsfachmann mit Branchenkenntnissen aus der Unterhaltungselektronik ins Boot. Schöllgen war seit 1993 geschäftsführender Gesellschafter bei der Melodie Elektronik GmbH, einer Einzelhandelskette im Bereich Unterhaltungselektronik mit 16 Filialgeschäften und mehr als 65 Mitarbeitern.

Aus der Startmannschaft von drei Vollzeit- zwei Teilzeitkräften ist inzwischen eine Firma mit 20 Mitarbeitern geworden. Ds Internet-Startup sicherte sich mit der Übernahme eines Elektronikgroßhändlers, der Etschenberg GmbH aus Limbach, ein "real existierendes" Standbein als Gegenpol zur virtuellen Einkaufswelt. Von Anfang an war mehr geplant, als nur ein reines Internet-Geschäft, um die Achillesferse des E-Commerce, die Logistik, besser zu schützen. Per Web-Standleitung sind die beiden miteinander verbunden, damit sichergestellt ist, dass der Online-Kunde seine Waren so schnell wie möglich geliefert bekommt.

Oliver Höck: "Wir setzen nicht nur auf das reine Internet-Geschäft, sondern haben auch ein real existierendes Standbein."

Dieses Bricks-and-Clicks-Konzept ist seit einigen Monaten noch erweitert worden: Im März hat der britische Elektronikhandelskonzern Kingfisher plc die Yagma AG übernommen. Das Unternehmen, dass in Deutschland die Ladenkette Pro Markt betreibt, bekam dadurch einen Webshop und zwar viel schneller, als wenn es ihn selbst entwickeln hätte müssen. Höck, Schaeben und Schöllgen wollen nun Kundenträume von problemlosen Einkauf per Klick wahr werden lassen. "Im Laden angesehen, online bestellt, kostenlos nach Hause geliefert oder im Laden gekauft und online reklamiert, das wollen wir so schnell wie möglich als Dienstleistung anbieten", erklärt Höck.

Obwohl zurzeit noch beide Websites in Betrieb sind, ist inzwischen aus der Yagma AG die Pro Markt Online GmbH geworden. Am Service ändert das nichts: Gebührenfreie Hotline, Vergleichsfunktion für Produkte, Glossar und Bonusprogramm sollen auch weiterhin für "Content, Community, Commerce" sorgen. Diese Dienstleistung verlangt eine perfekte technische Realisation im Hintergrund. Dazu hat sich das Team ständig erweitert. Zuletzt um eine Kollegin aus Indien, die per Green Card nach Düsseldorf kam.

Arbeit und Privatleben unter einen Hut bringen

Den angeblich in der New Economy üblichen 60 Stunden pro Arbeitswoche stehen die Chefs eher kritisch-gelassen gegenüber. "Wenn ein Projekt dringend fertig gestellt werden muss, kann das schon mal vorkommen", gibt Höck zu. Aber grundsätzlich sollen alle Mitarbeiter Arbeit und Privatleben unter einen Hut bringen.

Kerstin Wutzke: "Ein kleines Team bietet einen überschaubaren Rahmen und eine Bindung an Unternehmen und Kollegen."

Da ist zum Beispiel Kerstin Wutzke, die sich als Quereinsteigerin mit viel Berufserfahrung bislang fast ausschließlich bei Großunternehmen für die Abwicklung von Projekten engagierte. Sie hat "Hierarchien, vorgegebene Laufbahnen und oft nicht leistungsgerechte Bezahlung" gern aufgegeben, um bei Yagma in einem kleinem Team zu arbeiten. "Das bietet einen überschaubaren Rahmen, eine Bindung an Unternehmen und Kollegen sowie regelmäßige Arbeitszeiten." Das ist für die Mutter einer dreijährigen Tochter besonders wichtig. Für die SQL-Spezialistin zählt aber auch die Aufgabe selbst: Sie ist für den reibungslosen Betrieb der Sites, die Pflege der Datenbank und die Integration neuer oder veränderter Funktionalitäten zuständig und sorgt so dafür, dass die Bestellungen "brummen".

Gabriele Müller ist freie Journalistin in Wuppertal.

Pro Markt Online GmbH

Heinrichstraße 24, 40239 Düsseldorf

Telefon: 0211/796481-0

www.yagma.com und www.promarkt.de

Beschäftigte insgesamt (Yagma Gruppe): 42

Personalbedarf: sechs offene Stellen, Praktikanten und Trainees sind immer willkommen.

Ansprechpartner für Bewerber: Inka Giehl, Telefon 0211/611575, E-Mail: inka.giehl@promarkt.de