Ordnung im PC

Workshop - So verlegen Sie PC-Kabel richtig

10.02.2013 von Loyd Case
Sieht man in Ihrem PC vor lauter Kabel die Hardware nicht mehr? Dann wird es Zeit, dass Sie die Ordnung im Gehäuse wiederherstellen. Für bessere Kühlung, leichtere Aufrüstbarkeit und um Kurzschlüsse zu vermeiden.

Ordnung ist das halbe Leben, besagt eine alte Weisheit. In Sachen PC ist das aber fast schon die ganze Wahrheit. Denn es gibt viele gute Gründe dafür, im PC-Gehäuse nicht das Chaos regieren zu lassen. Wenn Sie einen neuen PC kaufen – insbesondere einen teuren Hochleistungs-PC, zum Beispiel für ressourcenintensive Videobearbeitung – werden Sie schnell feststellen, wie aufgeräumt er im Innern aussieht.

PC-Hersteller führen die Kabel oft in strammen Bündeln vorsichtig an der Hardware vorbei über die Ecken des Gehäuses – und machen sie somit beinahe unsichtbar. Wenn Sie an Ihrem PC herumschrauben, sollten Sie beim nächsten Mal also auch auf die Kabelführung achten – aus verschiedenen, praktischen Gründen: Beispielsweise stellen Sie damit sicher, dass lose Kabel oder Drähte sich nicht in den Lüftern verfangen, was nicht nur zu extremem Lärm führt, sondern auch zu gefährlicher Hitzeentwicklung bei empfindlichen Komponenten.

Luftzirkulation verbessern

Zudem können Sie durch ordentliche Kabelführung die Luftzirkulation im PC verbessern, die das komplette System kühl und stabil hält. Und zu guter Letzt finden Sie bei einer ordentlichen Kabelführung im Notfall bestimmte Kabel viel einfacher und müssen sie nicht erst umständlich aus einem Kabelknäuel lösen.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen in anschaulichen Bildern, wie Sie dem Kabel-Chaos in Ihrem PC Herr werden. Als Schritt-für-Schritt-Anleitung mit einem Beispiel-PC. Zusätzlich geben wir Ihnen weitere Ideen und Vorschläge an die Hand.

Inventur der Komponenten

Fractal Designs Define R3 – ein Midi-Tower, gemacht, um einen relativ leistungsstarken PC zu beherbergen.
Foto: pcworld.com

Für dieses Kabelführungs-Projekt entschieden wir uns für ein halbwegs modernes PC-Gehäuse: das Fractal Designs Define R3 – ein Midi-Tower, gemacht, um einen relativ leistungsstarken PC zu beherbergen.

Auch wenn dieses Gehäuse moderne Annehmlichkeiten wie eine Ausfräsung hinter dem Motherboard-CPU-Sockel bietet und somit den Ausbau "exotischer" Kühlsysteme vereinfacht, ist das Gehäuse weder sonderlich breit, noch sonderlich tief – Standard eben. Wir bauen im folgenden zwar eine moderne Grafikkarte ein, für die fast 30 Zentimeter langen Radeon HD 6990 Karten bietet das Gehäuse allerdings keinen Platz. Der Innenraum bietet nur unwesentlich mehr Platz als ein anderes, typisches Midi-Tower-Case. Schlecht für Grafik-Fetischisten, gut für unser Projekt, da wir Ihnen so besser zeigen können, wie Sie Ihre Kabel in einem durchschnittlichen Gehäuse verschwinden lassen.

Die meisten neueren Gehäuse, wie dieses, bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihre Kabel hinter dem Motherboard-Schacht hindurchzuführen. Eine solche Möglichkeit ist der Schlüssel zu einem ordentlichen PC-Innenleben. Andererseits verfügt der R3 nicht über eine Extraportion Breite, wie beispielsweise ein Coolermaster HAF 932 oder ein Corsair 600T. Dadurch können Sie nicht einfach jedes beliebige, noch so klobige Kabel hinter Ihrem Motherboard verstecken – Sie bekämen die seitliche Abdeckplatte nie wieder ans Gehäuse.

Natürlich gilt es, vor dem Zusammenbau Ihres PCs, einige Komponenten bereitzustellen.
Foto: pcworld.com

Natürlich gilt es, vor dem Zusammenbau Ihres PCs, einige Komponenten bereitzustellen. Wir verpflanzen ein existierendes System, basierend auf einem Intel DX58SO2-Motherboard und einem Core-i7-970-Prozessor. Damit niemand behaupten kann, wir würden schummeln, verzichten wir auf die Benutzung eines modularen Netzteils. Beim Corsair TX850W-Netzteil sind alle Kabel fest mit dem Netzteil verbunden – darunter zwei komplette Stränge mit SATA-Anschlüssen und vier PCI-Express-Kabel. Der CPU-Kühler ist ein Corsair H70 – ein versiegelter Flüssigkühler mit zwei 120mm-Ventilatoren. Während dieser Lüfter Schmutz und andere Partikel vom CPU-Sockel fernhält, schickt es eben diese direkt an die Gehäuse-Rückseite – eine Herausforderung für sich.

Bevor wir nun mit dem eigentlichen Projekt loslegen, noch ein paar grundsätzliche Regeln vorab.

Anschlüsse überprüfen

Bevor Sie Ihre Komponenten installieren, nehmen Sie sich die Zeit für eine Inventur der Anschlüsse. Auf diese Weise bekommen Sie einen besseren Überblick darüber, wie viele Kabel Sie benötigen und somit ordnen müssen. Unser spezielles Testsystem verfügt über die folgenden Anschlüsse:

Ein Front-Gehäuse-Lüfter, der ebenfalls einen Lüfter-Anschluss auf dem Mainboard belegt

Reihenfolge des Einbaus

Jetzt sollten Sie sich Gedanken darüber machen, welche Komponenten Sie zuerst einbauen müssen. Am besten kümmern Sie sich zunächst um den Einbau des Netzteils, dann der Festplatten und des Mainboards. Danach sollten Sie erst einmal pausieren und die bereits vorhandenen Komponentenkabel mit dem Mainboard verbinden. Das gilt insbesondere für den 8-Pin ATX12V-Anschluss, den wir verwenden. Wenn Sie den Fehler machen, CPU und Flüssigkühlung zuerst einzubauen, haben Sie keine Chance mehr, den 8-Pin noch anzuschließen.

Jetzt, da Sie wissen, welche Kabel am Ende geordnet werden müssen, sollten Sie einige Kabel miteinander verzurren. Dazu stehen Ihnen viele Hilfsmittel zur Verfügung, wie Gummibänder, Bindedraht, Velcro Straps und Nylon-Schnallen.

Was Sie hingegen niemals benutzen sollten, sind Kabelbinder. Mit denen ist es am Ende nahezu unmöglich, einzelne Kabel in zusammengeführten Kabelverbunden auszumachen. Bei jedem System, in dem Sie auch nur ab und zu einige Komponenten austauschen wollen, sollten Sie niemals zu so etwas permanentem wie Kabelbindern greifen, die Sie lediglich durch Aufschneiden wieder entfernen können. Und beim Schneiden werden nicht selten auch die Kabel selbst in Mitleidenschaft gezogen.

Kabel finden und bändigen

Auch das Gehäuse selbst besitzt einige Kabel

Nach dem Einbau des Motherboards, der Festplatten, des Netzteils und des optischen Laufwerks, sollten Sie sich der Rückseite des Define R3 widmen, denn auch das Gehäuse selbst besitzt einige Kabel. Darunter befinden sich das Stromkabel für den Power-Schalter, das für die Power-LED und so weiter.

Zunächst führen wir die beiden Stromkabel hinterm Motherboard durch.
Foto: pcworld.com

Zu diesen Kabeln kommen wir gleich. Zunächst führen wir die beiden Stromkabel hinterm Motherboard durch, wie im Bild zu sehen.

Führen Sie die beiden Kabel des Kühlers an den Ecken des Ventilators vorbei und befestigen Sie sie.
Foto: pcworld.com

Nicht alle Gehäuse verfügen über solche praktischen Gummi-Aussparungen wie das R3. Sollten sie bei Ihrem Gehäuse fehlen, ist es aber ebenso einfach, die Kabel einfach an der Seite des Motherboard-Schachtes entlang zu führen und von da aus dann zu ihrem Bestimmungsort zu verlegen. In einigen Fällen benötigen Sie dann allerdings ein Verlängerungskabel, zum Beispiel für den 8-Pin ATX12V-Anschluss.

CPU-Kühler einbauen

Audiokabel kommen typischerweise mit zwei Anschlüssen daher, von denen Sie aber nur einen benötigen.

Jetzt, wo die Stromversorgung steht, können Sie den CPU-Kühler einbauen. Ist das geschafft, führen Sie die beiden Kabel des Kühlers an den Ecken des Ventilators vorbei und befestigen Sie sie mit einem Draht an einer der Schrauben des Lüfters.

Interne Gehäuse-Anschlüsse

Wir empfehlen die Verwendung einer Nylon-Schnalle und eines selbstklebenden Pads, um die überschüssigen Kabellängen zu bändigen.

Als nächstes folgen die internen Gehäuse-Anschlüsse. Auch diese werden hinter dem Gehäuserücken und durch passende Aussparungen hindurchgeführt. Bedenken Sie, dass Audiokabel typischerweise mit zwei Anschlüssen daherkommen, von denen Sie aber nur einen benötigen. Wir empfehlen daher, den unbenutzten in die entgegengesetzte Richtung abzubinden, wie im Bild.

Es wird Zeit, sich einmal das Gesamtwerk anzusehen.

Die Kabel für die Front-Panel-Anschlüsse sind in der Regel extrem lang. Wir empfehlen daher die Verwendung einer Nylon-Schnalle und eines selbstklebenden Pads, um die überschüssigen Kabellängen zu bändigen. Das erleichtert Ihnen auch das nachträgliche Verschließen des Gehäuses und hindert kleine Kabel daran, sich in den Weg zu stellen.

Nun wird es Zeit, die Datenkabel zu verbinden.

Es folgen die SATA-Stromkabel. Sobald diese angeschlossen sind, werden auch deren überschüssige Längen im Hintergrund verstaut. Es wird Zeit, sich einmal das Gesamtwerk anzusehen:

SATA-Datenkabel

Nun wird es Zeit, die SATA-Datenkabel zu verbinden. Auch die Datenkabel sollten Sie ordentlich führen, um die Luftzirkulation zu verbessern, aber nicht zusammenbinden oder am Gehäuse direkt befestigen. SATA-Datenkabel gehören zu den Kabeln, die Sie am häufigsten ab- und wieder anstecken, weshalb sie leicht zugänglich bleiben sollten.

Der Bereich hinter dem Mainboard könnte für Ordnungsfanatiker ein Dorn im Auge sein. Wegen der Abdeckung sieht man ihn allerdings nicht.
Foto: pcworld.com

Vergessen Sie nicht, auch die PCI-Express-Kabel hinterm Mainboard durchzuführen, sodass sie am hinteren Ende der Grafikkarte wieder auftauchen. PCI-Express-Kabel, die den GPU-Lüfter blockieren, sind keine seltene Todesursache für Grafikkarten. Und während die GPU langsam vor sich hinschmort, hört man nichtmal einen Mucks.

Wir nutzen einen speziellen Velcro Strap, um den Überschuss in einem kleinstmöglichen Bündel zusammenzubinden.
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Der Bereich hinter dem Mainboard könnte für Ordnungsfanatiker ein Dorn im Auge sein. Andererseits sehen Sie diesen Bereich ohnehin meistens nicht, da er durch die seitliche Abdeckung verdeckt wird.

Wenn Ihr System so aussieht, stehen die Chancen gut, dass Sie über perfekte Luftzirkulation verfügen und kein loses Kabel Probleme verursacht.
Foto: pcworld.com

Jetzt, wo alle Stromverbindungen angeschlossen wurden, sind noch eine Reihe zusätzlicher Stromkabel übrig. Wir nutzen hier einen speziellen Velcro Strap (gibt's im PC-Fachhandel), um den Überschuss in einem kleinstmöglichen Bündel zusammenzubinden.

Mit allen Kabeln geordnet, angeschlossen und gebändigt, wird es Zeit nachzusehen, ob alle Ziele des Kabelführungsprojekts erreicht wurden: Maximieren der Luftzirkulation und Minimieren der Gefahr, dass ein loses Kabel einen Lüfter oder andere Komponente beschädigt. Werfen wir also nochmal einen Blick ins Innere.

Wenn Ihr System so aussieht wie auf dem Bild nebenan, dann stehen die Chancen gut, dass Sie über perfekte Luftzirkulation verfügen und kein loses Kabel Probleme verursacht. Die Rückseite des Mainboards mag zwar nicht sonderlich ordentlich aussehen, doch trotz der relativ üppigen Kabelbündel sollten Sie in der Lage sein, die seitliche Gehäuseplatte ohne Probleme wieder anzubringen.

Wenn Sie ein echter Ordnungsfanatiker sind, können Sie selbstverständlich noch mehr tun. Zum Beispiel ein paar Kabelverlängerungen einbauen und weitere, bessere Verzurrungsmöglichkeiten verwenden. Denken Sie aber daran: keine Kabelbinder! Das macht Sie deutlich glücklicher, wenn Sie Ihr System nach einer Weile nochmal umbauen müssen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.