Direkteinstieg oder Traineeprogramm?

Worauf Berufseinsteiger achten sollten

05.01.2011 von Yasmine Limberger
Die Jobauswahl für IT-Absolventen ist wieder größer, die Wahl des richtigen Arbeitgebers dadurch aber nicht leichter geworden. Eine Personalexpertin verrät, worauf man beim ersten Job achten sollte.

Die Krise scheint vorbei zu sein. Schon lange waren der Bedarf an IT-Fachkräften und die Zahl der offenen Stellen nicht mehr so hoch. Glaubt man den Prognosen der Wirtschaftsinstitute und Analysten, können sich Entwickler wieder über ein großes Jobangebot freuen. Für Berufseinsteiger ist daher die Versuchung groß, bei dem Unternehmen anzufangen, das am besten zahlt.

Berufseinsteiger sollten darauf achten, dass ihr Arbeitgeber ihnen Trainingsprogramme in Aussicht stellt.
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Doch neben dem Gehalt sollten IT- Absolventen darauf achten, welche Entwicklungs- und Trainingsprogramme der Arbeitgeber in Aussicht stellt. Viele Unternehmen bieten mittlerweile wieder Traineeprogramme an, um den IT-Nachwuchs gezielt auf seine späteren Aufgaben vorzubereiten. Was bedeutet das nun für den Einsteiger? Wo ist man am besten aufgehoben, um mittelfristig beruflich am besten durchzustarten?

Zehn Kriterien für die Jobwahl

Zunächst sollte sich jeder darüber im Klaren sein, wo er beruflich hin will. Praktika während der Studienzeit oder Praxiseinsätze während der Ausbildung helfen dabei, zu entscheiden, wo man seine Talente am besten einsetzen kann und welche Leidenschaft man für den Job mitbringt.

Bei der Jobwahl im IT-Umfeld sollten zunächst folgende zehn Punkte in die Entscheidung einbezogen werden:

  1. Größe des Unternehmens, mit rein lokaler oder auch globaler Ausrichtung

  2. Technische Spezialisierung

  3. Branche, Dienstleister oder interne IT

  4. Strategische Wichtigkeit der IT im Unternehmen und Innovationsbereitschaft

  5. Komplexität der Softwarelösungen, die entwickelt werden

  6. Standort und Reiseaufwand

  7. Kundenkontakt

  8. Langfristige Karrierechancen, technische Laufbahn, Management-Laufbahn

  9. Image des Unternehmens im Markt

  10. Sozialleistungen

Hat der Bewerber seine wichtigsten Kriterien für die Jobwahl festgelegt, muss er das passende Unternehmen und das passende Jobangebot zu finden. Oft klingt eine Firma spannend, etwa weil sie für ihre innovativen Produkte bekannt ist, aber bei den offenen Jobs ist im Moment eventuell nicht das Richtige dabei. Oder man sieht eine interessante Stelle, aber das Unternehmen ist unbekannt oder präsentiert sich nicht überzeugend. Ein Trial-und-Error-Ansatz ist bei einer strukturierten Karriereplanung stets zu vermeiden. Gerade Berufseinsteiger sollten einen Arbeitgeber finden, der sie professionell unterstützt. Ob dies nun im Rahmen eines Traineeprogramms oder als Direkteinstieg mit begleitenden Trainings erfolgt, spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist es, zu prüfen, wie die Einstiegsphase genau gestaltet ist. Dies sollte im Vorstellungsgespräch unbedingt geklärt werden, um späteren Enttäuschungen vorzubeugen.

Einstiegsprogramm für IT-Berater

Die Systems Engineering Consulting Academy (SECA) ist ein Einstiegsprogramm von Avanade Deutschland GmbH für technische Hochschulabsolventen sowie qualifizierte Fachinformatiker. In einer Gruppe von acht bis zwölf Personen bereitet es die Teilnehmer auf die Arbeit in der IT-Beratung vor: Vier Wochen werden die Trainees in den aktuellen Microsoft-Technologien sowie in den für die Beratung relevanten Softskills geschult. Danach starten die Trainees als Junior-IT-Berater auf ihrem ersten Projekt zusammen mit erfahrenen Beraterkollegen.

Das nächste Programm startet zum 1. Februar 2011 am Standort Kronberg im Taunus. Noch bis Mitte Januar können sich Interessenten unter http://www.avanade.com/de-de/careers/ bewerben. Weitere Termine für 2011 können bei Avanade angefragt werden.

Der ideale Berufseinstieg

So sollte die Einstiegsphase in den Job idealerweise aussehen:

  1. Teamwork: Steigt man mit mehreren Absolventen gleichzeitig ein, bringt dies gute Möglichkeiten, sich bereits zu Beginn zu vernetzen.

  2. Vertragliche Klarheit: Steigt man als Trainee in ein Unternehmen ein, so bekommt man oft einen Vertrag, der auf die Zeit des Trainee-Programms befristet ist. Häufig steht am Ende des Trainee-Programms eine Art Abschlussprüfung, die darüber entscheidet, wie es weitergeht. Im Vorstellungsgespräch ist daher zu klären, welche Bedingungen an eine Umwandlung in ein festes Arbeitsverhältnis geknüpft sind und welche Karrierechancen im Anschluss an das Trainee-Programm bestehen.

  3. "Warm-Wasser-Konzept": Als Einsteiger sollte man sich nicht fühlen, als würde man ins kalte Wasser geworfen werden. Das Einstiegs- und Einarbeitungsprogramm sollte von einem oder mehreren erfahrenen Kollegen begleitet werden. Oft bekommt man auch einen Mentor an die Seite gestellt. Im Rahmen des Einstiegs sollte man aber auch bereits Aufgaben übertragen bekommen, die der Qualifikation gerecht werden und einen geistig wie auch fachlich fordern.

  4. Technische Ausstattung: Es versteht sich von selbst, aber wer sich zum IT-Experten entwickeln will, sollte darauf achten, dass der Arbeitgeber den Mitarbeitern ein modernes und innovationsfreudiges Umfeld zur Verfügung stellt. Im Umgang mit veralteten Technologien ist weder die Motivation des Entwicklers noch der Lerneffekt hoch.

  5. Feedback: Mitarbeiter sollten regelmäßig über seine Fortschritte ein strukturiertes und konstruktives Feedback bekommen. In vielen Unternehmen werden entweder nur die positiven Aspekte überbetont (manche Vorgesetzte tun sich schwer, auch kritische Punkte direkt anzusprechen) oder man bekommt nur gesagt, was man falsch macht, weil die positiven Leistungen bereits bei Einsteigern als selbstverständlich angesehen werden. In beiden Fällen sollte man eine vertraute, erfahrene Person bitten, zu klar definierten Leistungskriterien eine Beurteilung abzugeben - am besten schriftlich.

Wer beim Berufseinstieg darauf achtet, einen Arbeitgeber zu finden, der Wert auf eine strukturierte Einarbeitungsphase legt und Jobs anbietet, für die man sich begeistern kann, trifft sicher die richtige Entscheidung. Egal, ob man als Trainee oder direkt einsteigt.

erfolgreich bewerben
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.