IT-Umstellung verschoben

Woran das Mammutprojekt der HVB krankt

03.05.2010 von Karin Quack
Die für Anfang Mai geplante Einführung der Bankensoftware "Eurosig" wird wohl frühestens im August zum Laufen kommen.
Die HVB-Zentrale im Norden Münchens.

Der Termin für die Eurosig-Einführung ist quasi ein Moving Target. Die neue Kernbankensoftware der HVB sollte ursprünglich schon 2008 in Dienst gestellt werden. Der nächste angepeilte Termin war der Herbst 2009, es folgte der Jahreswechsel 2009/2010. Zuletzt war die Umstellung für das vergangene Wochenende geplant. Aber sie hat nicht stattgefunden.

Eurosig wurde etwa zwei Jahre nach der 2005 erfolgten Fusion der HVB mit der italienischen Unicredit in Angriff genommen. Ziel des Projekts war es, die europäischen Unicredit-Töchter sukzessive auf eine einheitliche Softwareplattform zu bringen. Offenbar hat die HVB das Vorhaben stets mit Priorität eins bewertet. Einer der COMPUTERWOCHE zuspielten Insider-Analyse zufolge hat es bereits mehr als eine Milliarde Euro verschlungen. Trotzdem läuft die Software im Test immer noch nicht problemlos.


Sechs Ursachen für die Probleme

Die Analyse, deren Urheber aus nachvollziehbaren Gründen nicht genannt werden will, führt das vor allem auf sechs Ursachen zurück:

Der Betriebsrat hat die Nase voll

Heinz Laber, Vorstand der HVB

Mittlerweile stelle sich auch der Betriebsrat gegen das Projekt, berichtet der Insider. Er genehmige keine Überstunden mehr, die im Zusammenhang mit Eurosig stünden. Insofern ist es fraglich, ob die Software überhaupt noch in diesem Jahr eingeführt werden kann - zumal die Umstellung nach Angaben des für IT zuständigen Vorstandsmitglieds Heinz Laber nur möglich ist, wenn der Letzte des Monats auf ein Wochenende fällt. Damit kämen heuer nur noch Anfang September oder Anfang Dezember in Frage.

Last, but not least wurde das ursprüngliche Ziel des Projekts offenbar bereits verfehlt. Wie der anonyme Experte berichtet, waren derart viele nationale Anpassungen notwendig, "dass gemeinsam nur noch die Frameworks und der Name sind".

IT-Vorstand Laber gibt sich nach wie vor optimistisch: Im HVB-Intranet und gegenüber der Presse beteuerte er, das Projekt "bis zum erfolgreichen Abschluss" durchziehen zu wollen. Doch intern munkelt man, dass sein Stuhl wackle - und damit auch Eurosig.