Kommentar

Wo enden die Prozesse?

06.06.1997

Einige US-Hersteller behaupten, daß deutsche Anwender in Sachen Dokumenten-Management und Workflow ihren amerikanischen Kollegen um nahezu vier Jahre hinterherhinken. Trifft dies auch für das Produktdaten-Management zu? Die Diskrepanz zwischen den hierzulande seit Jahren propagierten und den tatsächlich nur wenig genutzten PDM-Potentialen scheint die Notwendigkeit dieser Tools nicht gerade zu bestätigen. Erstaunlich wäre dies schon, da PDM-Werkzeuge typische Lösungen für ein Business Process Re-Engineering darstellen - ein Begriff, der angesichts Internet, Euro und Jahr 2000 völlig aus der Mode gekommen ist, der aber viele Fertiger etwa bei der PPS-Umstellung nach wie vor beschäftigt.

Der Verdacht liegt deshalb nahe, daß sich eine Unternehmens-Reorganisation in erster Linie auf die produktionsnahen Bereiche mit ihren kommerziellen Paketen konzentriert, die sehr individuell arbeitenden Entwicklungsabteilungen jedoch nur halbherzig eingebunden werden. Liegt es daran, daß eine R/3- oder Baan-Einführung den finanziellen Spielraum für andere Projekte erschöpft, R/3-Verantwortliche der Geschäftsführung näher stehen als Konstruktionsleiter oder umgekehrt das Management mehr Verständnis für kommerzielle als für technische Lösungen hat? Tatsache ist, daß in Zeiten kürzerer Produktzyklen, größerer Variantenvielfalt und Kundenorientierung die Ansprüche an ein durchgängiges Daten- und Dokumenten-Management gestiegen sind. Mit dem Thema PDM werden sich deshalb noch viele Betriebe beschäftigen müssen.ue