Führungskräfte engagieren sich ehrenamtlich

Wissen verschenken für einen guten Zweck

15.12.2015 von Hans Königes
Blue Tusker heißt eine Initiative, die DB-Systel-CIO Andreas Slogar ins Leben gerufen hat, und die Manager ermuntert, neben ihrem Hauptberuf ein paar Tage im Jahr ehrenamtlich tätig zu sein – aber eben nicht auf die bisher bekannte Weise.
  • Wissen verschenken, um gemeinnützigen Stiftungen zu helfen
  • Netzwerk von Fachleuten soll erweitert werden, um mehr Unterstützung zu gewinnen

Andreas Slogar war als IT-Berater jahrelang in vielen Länder der Erde unterwegs und erlebte vor allem in den ärmeren Gegenden des Planeten die große Diskrepanz zwischen Arm und Reich. Immer mal wieder tauchte die Frage auf, wie sich am besten helfen ließe. Seine Beobachtung in den armen Ländern war nämlich die, dass die Hilfsorganisationen vor allem Geld benötigten, um vor Ort direkt helfen zu können.

Idee für ehrenamtliches Expertennetzwerk

So keimte bei ihm vor gut fünf Jahren die Idee, "Wissen zu verschenken", also sein Know-how ein paar Tage im Jahr Unternehmen anzubieten, und die Firmen überweisen sein Honorar an eine gemeinnützige Stiftung - entweder ihrer Wahl oder eine mit der die Blue-Tusker-Engagierten zusammenarbeiten, zum Beispiel der Tabaluga-Stiftung, die traumatisierten Kindern hilft.

Andreas Slogar, DB-Systel: "Die Unternehmen haben den Vorteil, durch einen Fachmann unterstützt zu werden, der ausschließlich an der zu behandelnden Fragestellung interessiert ist."
Foto: DB-Systel

In den ersten Jahren kannte nur eine kleine Gruppe von absoluten Insidern dieses Projekt, nun aber steigt das Interesse, wie Slogar bestätigt. Immer häufiger, so berichtet er, taucht bei dem einen oder anderen erfolgreichen Manager im Vorruhestand die Frage auf: "Soll es das nun gewesen sein, welche Aufgaben ließen sich noch angehen, die noch reizvoll sind und Spaß bereiten?"

So entstand peu à peu dieses nichtkommerzielle Netzwerk von Fachleuten - "kein Verein"- wie Slogar betont, die in fester Anstellung tätig sind und ihr Wissen und ihre Erfahrung Unternehmen zur Verfügung stellen. Es sind alles Profis mit langjähriger beruflicher Erfahrung, Experten in ihrem Fach, die sich ihre Arbeit entsprechend entlohnen lassen mit durchschnittlichen Tagessätzen zwischen 1500 und 1800 Euro. In der Regel, so Slogar, stellen diese Personen etwa drei bis fünf Tage ihres Urlaubs für diese Arbeit zur Verfügung. Bei ihm ist es schon mehr, da er als Ansprechpartner, Koordinator und Motor dieses Netzwerks wirkt.

Das Netzwerk funktioniert und wächst

Im Allgemeinen bestehen diese kurzen Einsätze oft aus Workshops, in denen - wie bei einem seiner Kollegen jüngst geschehen - über die Weiterentwicklung des Produktportfolios beim Auftraggeber diskutiert wurde, es geht um die Erstellung von Konzepten, Bewertung von Risiken, Handlungsempfehlungen. Oder Auftraggeber wollen einfach eine zweite, unabhängige Meinung einholen neben dem, was der eigene Haus- und Hofberater zum Besten gegeben hat.

Das ehrenamtliche Expertennetzwerk für einen guten Zweck erfreut sich immer größerer Beliebtheit und Aufmerksamkeit. Die Auftraggeber erhalten hierbei Zugang zu einer Expertise, die keine wirtschaftlichen Ziele verfolgt.
Foto: Dragon Images-shutterstock.com

"Die Unternehmen haben den Vorteil, durch einen Fachmann unterstützt zu werden, der ausschließlich an der zu behandelnden Fragestellung interessiert ist", gibt Slogar zu bedenken. Der Auftraggeber erhalte Zugang zu einer Expertise, die keinerlei wirtschaftliche Ziele verfolge, da ja die Netzwerkmitglieder im Rahmen ihrer Freizeit tätig sind. Und da sich die Mitglieder des Netzwerks in einer festen Anstellung befinden, also einen Hauptberuf haben, sei sichergestellt, dass "keine Unternehmensberatung oder selbständige Berater die gemeinnützige Intension des Netzwerkes missbrauchen", versichert der Bahn-CIO. Die Experten selbst profitieren ausschließlich davon mit anderen Unternehmen in Kontakt zu treten, also Networking zu betreiben und ihr Wissen anzuwenden und weitere Erfahrungen sammeln zu können.

Künftig will nun Blue Tusker etwas stärker für sein Anliegen werben. Bisher habe man ausschließlich über persönliche Empfehlungen die Kontakte geknüpft und das Netzwerk erweitert. "Die positiver werdende Resonanz auf die Idee unseres Netzwerks hat uns dazu ermutigt, stärker in der Öffentlichkeit präsent zu sein, um durch unsere Vorgehensweise und unser Angebot Experten, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen gleichermaßen zu gewinnen", so Slogar. In den kommenden Wochen erscheinen auch erstmals Fachveröffentlichungen unter dem Label BlueTusker.com, zum Beispiel im Object Spectrum.

Corporate Social Responsibility: Tipps für Manager
Pro Bono: Einsatz in Schwellenländern
Wer Freiwillige in Schwellenländer schickt, damit sie Non-Profit-Organisationen unterstützen, sollte einiges beachten. Hier 7 Tipps für Manager von Pro-Bono-Programmen.
1. Klären Sie die Wechselwirkung von Pro Bono und Geschäftsstrategie:
Wie unter­stützt das Programm die Geschäftsziele Ihres Unternehmens? Welche Business-Fähigkeiten wollen Sie nutzen, um welche soziale Wirkung („Social Impact“) zu erzielen? Welche Projektpartner passen zu Ihrem Unternehmen?
2. Messen Sie die Wirkung Ihrer Projekte:
Rücken Sie diesen Prozess ins Zentrum der Programmentwicklung. Woran machen Sie den Erfolg eines Pro-Bono-Einsatzes fest? Bei den Teilnehmern? Bei Ihrem Unternehmen? Bei den unterstützten Organisationen? Wie (lange) messen Sie diese angestrebten Veränderungen?
3. Schaffen Sie eindeutige Kompetenzen:
Übertragen Sie die Verantwortung für das Pro-Bono-Programm entweder der CSR-Abteilung oder dem Personalwesen. Anderenfalls wird es zu komplex, das Programm zum Laufen zu bringen.
4. Nutzen Sie externe Unterstützung:
Prüfen Sie die Einbindung erfahrener Partner, mit denen Sie schneller handlungsfähig werden. Das Spektrum reicht von logistischer Unterstützung bis zur Übernahme konzeptioneller Aufgaben wie der Auswahl geeigneter Non-governmental Organizations (NGOs) oder der Wirkungsmessung.
5. Mischen Sie Ihre Teams so heterogen wie möglich:
Den größten Erfolg bringen drei- bis vierköpfige Projektteams, die sich nach Alter, Geschlecht, Nationalität, Arbeitsbereich sowie der Zeit unterscheiden, die sie bereits im Unternehmen arbeiten.
6. Sichern Sie die Nachhaltigkeit der Projekte:
Binden Sie die Niederlassungen ­Ihres Unternehmens in den Zielländern ein. Beteiligen Sie Ihre dortigen Kollegen an der Auswahl der NGOs. Vernetzen Sie die NGOs mit Ihren Landesgesellschaften, um den nachhaltigen Erfolg der Projekte zu sichern.
7. Nutzen Sie die Begeisterung der ehemaligen Teilnehmer:
Bringen Sie jeden aktuellen Teilnehmer mit einem Alumnus in Kontakt, mit dem er über seine Erwartungen und Erfahrungen sprechen kann. Solches Coaching erhält den Lernerfolg von Pro Bono. Zudem erhöhen die Ehemaligen die Reichweite des Programms.