LiveWorx Konferenz 2015

Wirtschafts-Boom dank Internet of Things

06.05.2015 von Florian Maier
Wird das Internet der Dinge im Lauf der nächsten Jahre für einen gewaltigen Investment- und Innovationssprung in der Weltwirtschaft sorgen? Ökonom Michael Porter ist davon überzeugt. Warum, erfahren Sie hier.

Auf der LiveWorx-Konferenz 2015 in Boston treffen sich derzeit IT-Experten und -Entscheider, um sich über das Trendthema Internet of Things (IoT) auszutauschen. Darunter auch Michael Porter, Ökonom und Professor an der renommierten Harvard Business School. Porter zeigte sich im Rahmen seines Vortrages auf der LiveWorx-Konferenz 2015 überzeugt davon, dass das IoT die Wirtschaft weltweit auf den Kopf stellen wird.

Sorgt das Internet of Things für einen weltweiten Wirtschaftsboom? Ein renommierter Ökonom glaubt daran.
Foto: aslysun - shutterstock.com

IoT-Turbo für die Wirtschaft?

Über die vergangenen zehn bis 15 Jahre, so Porter, sei die Wirtschaft vor allem von Trostlosigkeit geprägt gewesen. Sowohl die Investitions-, als auch die Innovations-Rate sei abgesunken. Mit dem Durchbruch des Internets der Dinge, so der US-Ökonom weiter, könnte eine enorme Effizienzsteigerung einhergehen, die nicht nur die IoT-Firmen, sondern die gesamte Wirtschaft nach vorne bringt. "Wir werden die Wirtschaft in einer Art und Weise entschlacken, wie wir es nie zuvor gesehen haben", sagte Porter und zeigte sich überzeugt davon, dass das Internet of Things eine neue, "intelligente Ära" begründen wird.

Die Begründung für diese Annahme: Vernetzte Produkte jeglicher Art können Informationen über ihren Zustand und die Weise wie sie benutzt werden, kommunizieren. Die so gewonnenen Daten würden eine Wartungs- und Update-Planung ermöglichen, die sich nach dem Bedarf des Produktes richtet. Die Daten über die Art und Weise des Gebrauchs könnten für Veränderungen am Produkt-Design genutzt werden, während die Analyse der Daten sich positiv auf Ausfall-Raten und Defekte innerhalb einer Produktgruppe auswirken könnte.

Internet of Things 2015
Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen.
Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“
Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen.
Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen.
Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto.
RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände.
Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch.
Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will.
Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher.
M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen.
Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities.
Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen.
E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation.
Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.

Neue Entwicklungen, neue Chancen

Im Idealfall wird das Internet der Dinge irgendwann Produkte hervorbringen, die ohne Eingriffe von menschlicher Seite selbst entscheiden, was sie tun. "Wir glauben, dass diese Entwicklungen eine Chance für immenses Wachstum bieten - sowohl was die Produktivität, als auch was die Innovationskraft angeht", so Porter.

Allerdings wird der IoT-Trend auch dafür sorgen, dass sich die Interaktion von Herstellern und Service-Providern mit ihren Kunden grundlegend verändert. Aktuell werde ein Produkt an einen Kunden verkauft und "dann herrscht Stille, bis es ein Problem gibt.", analysiert James Heppelmann, CEO von PTC (deren Tochterkonzern Thingworx die Veranstaltung organisiert). Dadurch, dass Unternehmen von ihren Kunden erwarten, die Produkte zu "überwachen" und ihr Feedback abzugeben, sei es über die vergangenen Jahre zu einer massiven Verbreitung von Call-Centern gekommen. Sich selbst überwachende Produkte könnten auch hier zu enormen Einsparungen führen.

Internet of Things: 10 interessante Start-ups
AdhereTech
Der intelligente Tablettenbehälter stellt sich, dass Patienten ihre Medikamente nehmen.
Chui
Die Gesichtserkennung mit fortgeschrittener Computertechnologie hilft, Gesichtern einen universellen Schlüssel zuzuteilen. Chui bezeichnet diese Lösung als 'weltweit intelligenteste Türklingel'.
Enlighted
Enlighted entwickelte einen cleveren Sensor, der auf Echtzeit-Daten der Umgebung innerhalb des Gebäudes zurückgreift. Hierbei nutzt das System einen anderen Ansatz als seine Konkurrenten: Der „Enlighted Sensor“ wird an neue oder bereits existierende LED-, CFL- oder HID-Lampen und -Anbauten angebracht und kontrolliert nicht alleine die Lichtabgabe, sondern steuert die Lichtstärke, -temperatur und den Stromverbrauch.
Heapsylon
Die intelligenten Socken sind von textilen Drucksensoren mit dazugehöriger Elektronik durchzogen. Die Sensoren verfolgen dabei nicht nur die Schritte, Geschwindigkeit, Kalorien, Höhenlage, Umgebungstemperatur und Entfernung, sondern auch den Schrittrhythmus, die Abrollbewegung des Fußes, das Zentrum der Balance und die Gewichtsverteilung des Fußes während des Laufens und Rennens.
Humavox
Humavox möchte eine gemeinsame Plattform bieten, die Kabel unnötig macht und Batterien mit der Übertragungsstärke eines USB-Kabels aufladen kann. Der clevere Auflademechanismus initiiert den Ladeprozess mit Hilfe von Radiowellen mit einem sogenannten „Handschlag“ sobald das Gerät in die Aufladestation gestellt wird. Hierbei werden der Batteriestatus und die Aufladekurve verfolgt. Das Aufladen wird sofort beendet, sobald das Gerät vollständig geladen ist.
Neura
Neuras Plattform bietet die Möglichkeit, dass individuelle Geräte miteinander kommunizieren und den Kontext (wo, wann, wer) als auch die Bedeutung und das dazugehörige Verhalten verstehen. Durch Kombination der verschiedenen Datenströme könnten Geräte vorausschauende Tätigkeiten ausführen um individuell zu reagieren. <br /><br /> Ein Beispiel: Nachdem ein Nutzer Zeit in der Küche verbracht hat und das Zuhause verlässt, wird Neura sich vergewissern, dass der Herd/Ofen ausgeschaltet ist. Neura kann ebenso einen Staubsaugerroboter anfordern, nachdem mehrere Personen das Zuhause besucht haben.
PubNub
PubNub setzt auf ein globales Echtzeit-Netzwerk mit 14 Datenzentren. Kunden verbinden ihr Gerät mit PubNub durch einen einzeiligen Code und können daraufhin Daten senden und empfangen – mit einer 0.25-sekündigen Latenzzeit. PubNub ermöglicht zudem Echtzeit-Updates, indem es den Gerätestatus (online/offline, etc.) stets aktualisiert.
Revolv
Revolv vereinheitlicht vernetzte Geräte durch eine einzige, einfache App, die ein Zusammenspiel der intelligenten Heimprodukte ermöglicht. Zudem können im Hinblick auf die tägliche Routine des Nutzers die Geräte mit Hilfe der Zeit, des Ortes und Sensoren automatisiert werden. So zum Beispiel mit der GeoSense-Technologie: Revolv kann automatisch Geräte aktivieren (oder ausschalten), wenn der Nutzer einen vorher definierten Radius im oder um das eigene Zuhause erreicht hat.
TempoIQ
TempoIQ setzt auf einen privaten Cloud-Service, der es dem Nutzer vereinfachen soll, die Analytische Sensorik für die eigenen Produkte oder einen Service einzusetzen. Ein Echtzeit-Monitoring von Sensorendaten sowie Analysegeräte werden zur Verfügung gestellt um die Performance und die Sicherheit zu gewährleisten.
Theatro
Theatro hat ein tragbares WLAN-basiertes System entwickelt, welches zur internen Kommunikation der Mitarbeiter dient und gleichzeitig Zugriff auf Firmeninformationen ermöglicht. Die Mitarbeiter erhalten den Zugriff auf das System durch eine Vielzahl von einfachen Sprachbefehlen, welche ihnen ermöglichen auch während der Kommunikation die Hände frei zu haben – etwa beim Bedienen von Kunden. Zum Beispiel: Während ein Verkäufer den Inventarbestand eines Produktes prüft, sagt er "check inventory SKU23567" und das Theatro-System verbindet ihn direkt mit dem Inventarsystem um ihm den Überblick über den Produktstatus zu verschaffen.

Kritik an IT-Security von IoT-Devices

Wenn es um das Internet der Dinge geht, bereitet den Experten in erster Linie das Thema Security Kopfzerbrechen. "Wenn jemand ein fahrendes Automobil unter seine Kontrolle bringt, könnte er damit sehr schnell eine Menge Schaden anrichten. In dieser Hinsicht müssen wir äußerst vorsichtig sein", ermahnte Heppelmann die Branche. Dass es Hackern mitunter äußerst leicht gemacht wird, IoT-Devices unter ihre Kontrolle zu bringen, ist ein weiterer Punkt den Heppelmann kritisierte: "Viele dieser Produkte haben nicht die Rechenpower oder die nötige (Antivirus-)Software, um sich selbst zu schützen." Dementsprechend sieht nicht nur der PTC CEO in der IT-Sicherheit die größte Herausforderung, wenn es um das Internet of Things geht.