"Wir verkaufen keine Kekse, sondern Software"

03.05.2006 von Ina Hönicke
Gleich mehrere Hürden hat das Softwarehaus Sage aufgebaut, die ein Bewerber nehmen muss, bevor er eingestellt wird. Wer sie überwindet, hat gute Entwicklungsperspektiven. Von Ina Hönicke

Das Softwarehaus existiert bereits seit 23 Jahren und hat sich auf kleine bis mittlere Unternehmen sowie öffentliche Institutionen spezialisiert. Der Erfolg von Sage basiert für Personalchefin Ayse Gül auf der Leistung der Mitarbeiter und der Ausrichtung auf lokale Kunden und Märkte: "Damit das weiter so bleibt, suchen wir neue Leute sorgfältig aus und investieren in ihre Weiterentwicklung. So können die Mitarbeiter ihre Kompetenzen und Karrierechancen erhöhen, und wir bleiben am Ball."

Zurzeit hat das Unternehmen rund 15 Positionen in den Bereichen Marketing, Produkt-, Key-Account-Management und Vertrieb ausgeschrieben. Insbesondere an Wirtschaftsinformatikern ist Gül interessiert. Alle Einsteiger müssten über entsprechende Kenntnisse in Software oder zumindest über eine hohe IT-Affinität verfügen. Die Personalleiterin sagt schmunzelnd: "Wir verkaufen ja schließlich keine Kekse, sondern Softwarelösungen." Da diese im Haus entwickelt und getestet werden, benötigt Sage qualifizierte IT-Profis und Informatiker. Für den Vertrieb der Produkte bieten nach eigenen Angaben über 1000 Business-Partner umfassende Services - von der Beratung über die Einführung bis hin zur Schulung.

Sage Software

Berner Straße 23,
60437 Frankfurt am Main

Mitarbeiterzahl: 450

Einstellungsbedarf ca. 20 Mitarbeiter

Fachrichtungen: BWL, Wirtschaftsinformatik, Informatik

Qualifikation: praktische Erfahrung jeweils: Key Account Management, Telesales, Marketing, Produkt-Management, .Net-Spezialisten, Customer-Support

Personalchefin Ayse Gül: 'Wir schauen bei Bewerbern auf Entscheidungsfreude, sicheres Auftreten und Mehrsprachigkeit.'

"Die Anforderungen an die potenziellen Mitarbeiter sind relativ hoch", räumt Gül ein. So seien neben der akademischen Ausbildung auch praktische Projekterfahrungen von Vorteil. Neben Informatikern erhalten auch Betriebswirte eine Chance. Sie bekommen das fehlende technische Wissen in einem Einarbeitungsprogramm vermittelt. Die Sage-Managerin achtet auch darauf, dass die Einstiger überzeugend auftreten: "Die Neuen müssen rasch mit verantwortungsvollen Aufgaben umgehen können. Da sind Entscheidungsfreude, sicheres Auftreten und Mehrsprachigkeit sehr wichtig."

Um nicht daneben zu greifen, lässt sich das Unternehmen bei der Einstellung relativ viel Zeit und testet die Bewerber in zwei, wenn nicht gar drei Interviewrunden. "Dazu gehört auch, dass die potenziellen Teamkollegen den Neuen beschnuppern", so die Personalleiterin." Dann wartet auf den Bewerber noch eine letzte Aufgabe. Er muss Auffassungsgabe und Assoziierungsfähigkeit unter Beweis stellen. Gül: "Auf der einen Seite verlangen wir fundiertes Fachwissen, auf der anderen Seite sollen unsere Mitarbeiter kreativ und kommunikativ sein. Beide Anforderung zu erfüllen, verlangt ihnen einiges ab."

Um die Karrieretreppe höher zu klettern, gibt es bei dem Unternehmen viele Trainingsan-gebote. Führungskräfte unterstützt das Softwarehaus laut Gül durch ein Karriere-Assessment mit anschließender verbindlicher Entwicklungsvereinbarung: "Damit die Mitarbeiter und wir wissen, wo sie stehen."

CRM-Bereichsleiter Oliver Henrich: 'Die regelmäßigen Treffen mit Kollegen aus anderen Ländern machen großen Spaß.'

Nach zehn Jahren bei Sage kann sich Oliver Henrich verständlicherweise an die Hürden, die ein Bewerber zu nehmen hat, nicht mehr erinnern - wohl aber an die Trainings, mit deren Hilfe er CRM-Bereichsleiter wurde. Der Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Maschinenbau wollte unbedingt in ein junges, innovatives mittelständisches Unternehmen: "Ich hoffte auf kurze Entscheidungswege und wenig Bürokratie. Vor allem wollte ich rasch verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen." Damals hieß Sage noch KHK und war ein rein deutsches Unternehmen. 1996 wurde das Softwarehaus dann von der englischen Sage-Gruppe übernommen.

Als Bereichsleiter CRM ist Henrich für den Lebenszyklus eines Produkts verantwortlich. Nachdem die Marktforscher die Bedürfnisse der Kunden entdeckt haben, wandern, so Henrich, die Ergebnisse an die Produktentwicklung weiter, die die Anforderungen entsprechend umsetzt. Der CRM-Manager: "Ich sehe mich als Mittler zwischen allen Abteilungen. Teamarbeit hat bei Sage aufgrund der komplexen Aufgaben einen hohen Stellenwert." Dass es sich bei seinem Arbeitgeber um ein weltweites Unternehmen handelt, findet Henrich besonders reizvoll. Er selbst hat mehrere Jahre in Paris und ein Jahr lang bei der US-Niederlassung in Phoenix, Arizona, gearbeitet. "Die regelmäßigen Treffen mit Kollegen aus anderen Ländern inklusive Erfahrungsaustausch machen großen Spaß", erklärt Henrich.

Um die Kommunikation zu vertiefen, findet einmal pro Woche eine Telefonkonferenz mit den Kollegen statt, um nationale Produkt- und Vertriebsstrategien abzusprechen, so Henrich: "Die Kulturen der einzelnen Märkte sind derart unterschiedlich, dass wir nationale, marktabhängige Wege gehen."

Elke Blab ist erst seit Mitte 2005 bei Sage tätig. Genau wie ihr Kollege hat sie Auslandserfah-rungen zu bieten - ein englischsprachiges Studium in den Niederlanden sowie ein Jahr in Madrid. Darum kam auch für sie nur ein internationales Unternehmen in Frage. Besonders beeindruckt hat Elke Blab, dass man bei Sage von Anfang an Verantwortung übertragen bekommt: "Ich bin im Bereich Small Business für alle klassischen Produkt-Management-Aufgaben unserer Produktlinien zuständig."

Um Software richtig vermarkten zu können, hat sie diverse IT-Kurse belegt. Besonders viel Freude macht Blab momentan der Bereich Online-Marketing. Auch wenn die Produkt-Managerin erst seit gut einem halben Jahr bei Sage arbeitet, ist sie überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. (am)