Wikipedia 2006/2007 auf DVD

06.12.2006 von Hans-Christian Dirscherl
Wikipedia gibt es nicht nur im Internet, Wikipedia gibt es auch auf DVD. Die neueste DVD-Ausgabe hört auf den etwas lang geratenen Namen "Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Ausgabe 2006/2007" und kommt jetzt in den Handel. Die wesentliche Neuerung der 2006/2007er-Ausgabe: Sie können die DVD-Version wie die Online-Version in Ihrem Browser nutzen.

Bisher konnten Anwender auf die Inhalte der Offline-Version von Wikipedia mit Digibib, der Standardsoftware von Directmedias "Digitaler Bibliothek" zugreifen (zwei Beispiele aus dieser Reihe stellen wir Ihnen hier vor). Die Oberfläche von Digibib wirkt zwar etwas bieder, die Software selbst ist aber durchaus funktional und arbeitet flott. Nichtsdestotrotz dürften viele Wikipedia-Anwender die aus dem Internet gewohnte Browseroberfläche und -Funktionalität bevorzugen. Mit der Ausgabe 2006/2007 geht dieser Wunsch jetzt in Erfüllung.

Wenn Sie die Wikipedia-DVD eingelegt haben, müssen Sie zunächst die Zenoreader.exe starten. Danach wählen Sie "Server starten". Nach wenigen Sekunden Wartezeit klicken Sie auf "Webbrowser starten" (falls auf Ihrem Rechner mehrere Browser installiert sind, wird Ihr Standardbrowser angeworfen). Schon präsentiert sich Wikipedia im gewohnten Internet-Outfit. Bei der Recherche können Sie zwischen Artikeltitel- und Volltextsuche wählen.

Jede Offlineversion eines Lexikons hat gegenüber der Online-Variante zwangsläufig den Nachteil der etwas geringeren Aktualität. Zudem muss man in Zeiten immer größerer Zugangsbandbreiten und preiswerter Flatrates die Frage nach dem Sinn einer Offline-Version stellen. Die Verfügbarkeit von Wikipedia.de ist ausgesprochen gut, die Auslieferung der Website hervorragend. Die Wikipedia-Scheibe dürfte sich also besonders für Notebookbesitzer empfehlen, die auch unterwegs ohne Zugang zum Web recherchieren wollen. Und sie ist interessant für 56K-Modem-Veteranen, für die das Surfen immer noch ein Geduldsspiel ist. Vielleicht möchte der eine oder andere Wikipedia-Anhänger auch einfach nur auf Nummer sicher gehen für den Fall der Fälle, dass Wikipedia doch einmal offline gehen oder massivem Vandalismus zum Opfer fallen sollte. Angesichts des geringen Preises von 9,90 Euro kann man da nicht viel falsch machen.

Die DVD enthält die Texte der deutschsprachigen Wikipedia mit Stand 20. September 2006. Dabei handelt es sich laut Wikipedia.de um 475.000 Artikel und 241.200.000 Wörter. Viele Illustrationen und Bilder von Wikipedia.de haben ebenfalls auf dem Datenträger Platz gefunden (Wikipedia spricht von 275.000 Bildern), sie wurden allerdings stark verkleinert. Einige Bilder fehlen allerdings komplett. So werden beispielsweise beim Artikel "VW Käfer" gleich die beiden ersten Fotos nicht angezeigt.

Zu jedem Online-Artikel von Wikipedia gibt es bekanntlich auch noch Reiter für Diskussion, Quelltext und Versionen. In der Offlineversion steht davon nur die Versionsgeschichte zur Verfügung.

Der Inhalt der DVD

Zum Inhalt von Wikipedia muss man wohl nicht mehr viel sagen. Die Enzyklopädie beeindruckt mit einer Riesenfülle an erfassten Stichworten, so findet man bei Wikipedia beispielsweise (knappe) Informationen zu Kottabos, Navis lusoria und Solex. Hier müssen die renommierten Konkurrenten wie Brockhaus und Encarta großenteils passen.

Andererseits bürgt bei Wikipedia keine Redaktion für die sachliche und sprachliche Qualität der Inhalte, was man dem einen oder anderen Artikel durchaus anmerkt. So existieren in Wikipedia etliche rudimentäre Artikel, die dringend ausgebaut werden müssten. Dies ist über den Artikel auch sichtbar vermerkt.

So wartet beispielsweise der Artikel über den ehemaligen irakischen Staatschef Saddam Hussein dringeng auf eine Überarbeitung. Die Verantwortlichen von Wikipedia weisen ausdrücklich daraufhin, dass die Neutralität dieses Artikels umstritten ist. Für die Benutzer von Wikipedia ist das zwar ärgerlich, aber immerhin werden sie auf das Problem hingewiesen.

Zudem kommt es manchmal zu massiven Streitigkeiten um bestimmte Artikel, einzelne Autoren kämpfen verbissen um ihre Variante und korrigieren hartnäckig fremde Einträge. Die Versionshistory gibt über solche Missstände Auskunft. Nimmt das überhand, müssen solche Artikel zumindest vorübergehend gesperrt werden. Ein weiteres Übel sind Vandalismus und das absichtliche Einstreuen falscher Behauptungen, denen Beiträge zumindest kurzzeitig zum Opfer fallen.

Zudem gibt es Beispiele für Artikel, die bewusst von Interessensgruppen oder Firmenmitarbeitern manipuliert wurden, um ihre gewünschte Sicht der Dinge abbilden zu können. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Eintrag zu Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Die PC-WELT berichtete über diese dubiosen Vorgänge im Mai 2006.

"Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Ausgabe 2006/2007" erscheint in der "Digitalen Bibliothek" von Directmedia. Die DVD kostet 9,90 Euro und lässt sich auf Rechnern mit NT, 2000, XP und Vista nutzen. Linux wird ebenfalls unterstützt.

Beim Preis-Leistungsverhältnis ist Wikipedia auf DVD unschlagbar. Nirgendwo sonst gibt es so viel Lexikon für so wenig Geld. Auf multimedialen Pepp müssen Sie allerdings im Gegensatz zum Brockhaus multimedial und zu Microsoft Encarta mit Ausnahme der Abbildungen ganz verzichten.

DVD-Ausgabe der Wikipedia mit neuem Erscheinungsbild (PC-WELT Online, 27.11.2006)

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