IT-Experten diskutieren

Wie wird man eigentlich CIO?

26.02.2011 von Nicolas Zeitler
Zum CIO über Bachelor und Master oder doch Diplom? Wie der ideale Weg zum CIO aussieht, darüber sprachen Branchenvertreter in Hamburg.
Podiumsdiskussion auf den Hamburger IT-Strategietagen 2011 (von links nach rechts): Horst Ellermann, CIO-Chefredakteur, Peter Kreutter, Director Resource Development, Stiftung Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU), Chittur Ramakrishnan, zuletzt CIO der RWE AG und Prof. Dr. Helmut Krcmar vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität München.
Foto: Joachim Wendler

Abitur und dann auf CIO studieren - dieser Weg zu einer Karriere in der IT funktioniert nicht. Darin war sich das Podium einig, das auf den 9. Hamburger IT-Strategietagen im Hotel Grand Elysée diskutierte, wie eine Ausbildung zu "fachlicher Mehrsprachigkeit" gelingt. Klar wurde: Das zweistufige Studiensystem mit Bachelor und Master bietet zwar Chancen, dass der Nachwuchs betriebswirtschaftliches und technisches Wissen bei der akademischen Ausbildung verbindet - gleichzeitig ergeben sich jedoch ganz neue Probleme.

Gezielt auf ein bestimmtes Berufsbild zu studieren gehe an der Idee des lebenslangen Lernens vorbei, sagte Professor Helmut Krcmar vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Münch en mit Verweis auf die CIO-Titelgeschichte "Junge, was lernst du hier?" aus dem vergangenen Jahr. "Als CIO muss man führen, man muss Menschen mögen", sagte Krcmar - Fähigkeiten, die man nicht einfach in einem Studium lernen könne.

Führungskraft mit 21?

Der Wirtschaftsinformatiker veranschaulichte, wie jüngste Veränderungen der Bildungslandschaft den Gedanken, auf ein klares Berufsziel hin zu studieren, ad absurdum führten: Wenn jemand nach dem achtjährigen Gymnasium mit 17 Jahren Abitur mache, dann einen sechssemestrigen Bachelor absolviere und sich danach mit 21 Jahren anschicke, Führungskraft zu werden, sei das "schwierig".

Dem pflichtete Peter Kreutter bei. Vor 20 Jahren mit einer Lehre bei der Deutschen Bank ins Berufsleben gestartet, arbeitet er heute für die Stiftung der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU). Entscheidend für die Gestaltung von Studiengängen sei die Frage, welche Fähigkeiten man Studenten mit auf den Weg geben könne. "Das ist das grundsätzliche Handwerkszeug", sagte Kreutter. Wesentlicher Erfolgsfaktor dafür, ob ein Absolvent es später bis zum CIO schaffe, sei aber, "was man daraus macht, wie mach sich entwickelt".

Als lebendes Beispiel dafür, wie wenig die Laufbahn zum CIO schon zu Studienzeiten absehbar ist, präsentierte sich Chittur Ramakrishnan, vor seinem Ruhestand zuletzt CIO der RWE AG. Ramakrishnan studierte zuerst auf Bachelor und sattelte später einen MBA darauf. "Damals wusste ich noch gar nicht, was ein CIO ist", erzählte er.

Der richtige Weg zum CIO?

Über Facebook und Twitter bestätigten Zuhörer der Diskussion die Äußerungen auf dem Podium. CIO zu werden sei ein "nicht steuerbarer Prozess", schrieb Bernd Hilgenberg, CIO von Fressnapf über die Frage nach dem richtigen Weg zum CIO-Sessel.

Matthias Moritz von Bayer Healthcare meinte auf Facebook, eine Alternative zum System Bachelor und Master sei die Kombination von Ausbildung und Bachelor oder Bachelor und Auslandsaufenthalt. David Thornewill von Deutsche Post DHL schrieb: "Weg mit dem Normierungszwang!"

Chittur Ramakrishnan, Ex-CIO der RWE AG.
Foto: Joachim Wendler

Chittur Ramakrishnan zufolge sind die meisten Akademiker direkt nach Studienabschluss nicht fit für den direkten Weg in eine Führungsposition. Dass sie an der Universität zu wenig Berührung mit dem Geschäft hätten, merke man überall. Zweites großes Manko seien schlechte Englischkenntnisse. "Wenn man jemanden in Verhandlungen über IT-Architektur stecken möchte, braucht er die aber", so der Ex-CIO.

Ohne Praxis geht es nicht

Dass Absolventen das Verständnis für das Geschäft von Unternehmen fehle, lässt sich laut Ramakrishnan zum Teil dadurch ausgleichen, dass der IT-Nachwuchs auch mehrere Fachabteilungen im Unternehmen kennen lernt - der Weg nach oben führt also über die Verbindung von Studium und Praxiserfahrung.

Dem versuche man im neuen zweistufigen Studiensystem gerecht zu werden, erklärte Krcmar. Der Bachelor biete die Möglichkeit, "Interesse und Spaß" an einem Thema zu entwickeln. Später könne man dann in einem Master einen Schwerpunkt vertiefen. Das Studiensystem trage auch dem Problem Rechnung, dass ein 17- oder 18-Jähriger noch nicht entscheiden könne, was er sein gesamtes Berufsleben lang machen wolle. "Es ist jetzt nicht mehr so, dass ich bei nachlassendem Interesse künftig herumlaufe mit dem Makel eines abgebrochenen Studiums", so der Wirtschaftsinformatiker. Stattdessen könne man nach dem Bachelor die Richtung korrigieren und im Master gezielt einen Schwerpunkt vertiefen.

Unternehmen misstrauen Bachelor-Abschluss

Prof. Dr. Helmut Krcmar vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität München.
Foto: Joachim Wendler

Die Chancen, die die Studienstruktur biete, nutzten aber wenige. "78 Prozent der Bachelors schließen direkt den Master an", berichtete Krcmar. Es sei schwer, Unternehmen dazu zu bringen, Bachelors einzustellen. Er räumte ein, in Hochschulabgänger mit diesem Abschluss müssten Firmen zusätzliche Ausbildung investieren. Außerdem müssten sie damit rechnen, dass ein Bachelor nach zwei bis vier Jahren Berufspraxis erneut studiere.

Ein weiteres Problem nannte Ramakrishnan: Bei Firmen sei noch zu wenig angekommen, was ein Bachelor könne und was nicht. "Es muss noch deutlicher gemacht werden, wie der Abschluss mit dem bisherigen System vergleichbar ist." Die Unsicherheit in Unternehmen gegenüber neuen Bildungswegen bestätigte Krcmar: Gerade die neue Sitte, nach einem Bachelor einige Jahre in einem Beruf zu arbeiten und sich dann mit einem Master in einem anderen Fach in eine neue Richtung zu bewegen, fordere Personalabteilungen heraus. "Es ist schwer einschätzbar, was jemand kann."

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten für Unternehmen pries Ramakrishnan das zweistufige Studiensystem an - speziell die Möglichkeit, später einen MBA zu machen. Nach drei bis vier Jahren Berufserfahrung arbeite man in einem solchen Programm dann "sehr praxisorientiert". (ka)

Erfolgreich bewerben - 10 Tipps
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.