Wie viele Tennisbälle passen in eine Boeing 737?

15.03.2004 von Alexandra Mesmer
Für viele Absolventen gehören Unternehmensberatungen zu den Wunscharbeitgebern. Doch McKinsey und Co. geben nur den Besten eine Chance. Mit Fallstudien und Logiktests prüfen sie die Kandidaten auf Herz und Nieren.

"Wir stellen wieder ein!" Zu Jahresbeginn konnte der Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) erstmals wieder eine positive Botschaft verkünden, nachdem die wirtschaftliche Krise die Beraterzunft empfindlich getroffen hatte. Auch wenn der Branchenumsatz im vergangenen Jahr noch um ein halbes Prozent auf 12,23 Milliarden Euro gesunken ist, erwarten die Consultants für 2004 ein Umsatzplus.

Die Hoffnung nährt sich aus einem guten vierten Quartal 2003, anstehenden Fusionen im Banken- und Pharmasektor sowie einer stärkeren Nachfrage nach Projekten im Bereich IT-Sicherheit, Customer-Relationship- und Supply-Chain-Management. Laut BDU wollen darum 41 Prozent der Beratungen im Laufe des Jahres neue Mitarbeiter rekrutieren, die großen Player suchen sogar wieder im dreistelligen Bereich - allen voran Accenture mit 700, McKinsey mit 200, Roland Berger mit 150 und die Boston Consulting Group mit 120 Positionen.

Doch die Unternehmensberatungen stellen nach wie vor sehr hohe Ansprüche an ihren Nachwuchs, der sich erst in zahlreichen Interviewrunden an Fallstudien, Abschätzungsfällen und Logiktests beweisen muss. Geprüft werden analytisches Denken, Belastbarkeit, Kreativität und mathematisches Verständnis.

Kreativität lässt sich üben

Damit sich Bewerber besser auf den Auswahlprozess vorbereiten können, hat das Karrierenetzwerk www.squeaker.net, dem 15 000 Studenten, Absolventen und Young Professionals angehören, einen Ratgeber veröffentlicht. Das "Insider-Dossier: Bewerbung bei Unternehmensberatungen", so der Titel des Buchs, beschreibt die verschiedenen Elemente des Bewerbungsverfahrens wie Telefoninterview, Fragen zum Lebenslauf oder Fallstudien. Letztere nehmen in Vorstellungsgesprächen für angehende Berater breiten Raum ein und werden darum im Buch ausführlich behandelt.

Die Bandbreite der aufgelisteten Fälle reicht von der Reorganisation eines Automobilherstellers über die Positionierung der Billig-Fluglinien bis hin zur Einstellung der Boys- und Girls-Windeln. "Es ist ein Buch zum Üben. Die Cases stammen von amerikanischen Business Schools oder von Mitgliedern unseres Karrierenetzwerkes, die sie selbst erlebt haben", erklärt Squeaker.net-Geschäftsführer Stefan Minden. "Wir geben immer beispielhafte Lösungen, die aber nicht als einzig gültige Schablone verstanden werden dürfen."

Allerdings wiederholten sich in den Fallstudien aber bestimmte Grundstrukturen, weswegen die Buchautoren dem Leser betriebswirtschaftliche Tools wie Kosten-Nutzen-, Break-even- oder ABC-Analyse an die Hand geben, um die Fälle zu lösen. In einigen Beispielen haben die Autoren Gespräche zwischen Bewerber und Recruiter simuliert, so dass der Leser ein Gespür dafür bekommt, welche Fragen er wann stellen muss, um den Fall zu lösen.

Wer sich die Mühe macht und das Buch Seite für Seite durcharbeitet, wird merken, dass sich Analytik, Logik und Kreativität auch bis zu einem gewissen Maß trainieren lassen. Warum sind Kanaldeckel rund? Warum ist die Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses immer im Untergeschoß? Wie viele Tennisbälle passen in eine Boeing 737? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es viele. Um auch unter Stress und Anspannung eine überzeugende zu finden, hilft es, sich schon vorher mit solchen Fragen auseinander gesetzt zu haben.

Was Berater fragen - Beispiele für Fallstudien:

"Das Insider-Dossier": Bewerbung bei Unternehmensberatungen. Consulting Cases meistern", das die Squeaker.net GmbH herausgegeben hat. (ISBN: 3-9809073-0-6; 23,90 Euro)