Reality Check Social Media

Wie Unternehmen Social Media nutzen

17.01.2011 von Simon Hülsbömer
Deutsche Unternehmen beschäftigen sich mit Social Media. Geld wird dafür jedoch kaum ausgegeben, und die Initiativen laufen an der IT vorbei.
Für welche Geschäftszwecke nutzt Ihr Unternehmen Social-Media-Anwendungen? (202 Antworten, Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)
Foto: Karin Reitberger / CW

Wie eine Umfrage unter mehr als 200 Lesern der COMPUTERWOCHE aus allen Branchen und Abteilungen inner- und außerhalb der IT ergab, nutzen rund 70 Prozent der Unternehmen Social-Media-Anwendungen. Ganz vorne dabei sind Firmenprofile in sozialen Netzen wie der Business-Plattform Xing und dem aktuellen Überflieger Facebook. Immerhin schon knapp 22 Prozent der Unternehmen machen sich die Möglichkeit des Mikrobloggings, wie sie beispielsweise Twitter bietet, zunutze. Ein gutes Drittel der Befragten nutzt die Angebote dabei nicht nur intern, sondern bindet sie auch in den öffentlichen Webauftritt ein.

Vorstände preschen vor

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihren Social-Media-Angeboten? (112 Antworten, Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)
Foto: Karin Reitberger / CW

Obwohl naturgemäß besonders die Marketingabteilung (65 Prozent) und der Vertrieb (46 Prozent) Social-Media-Kanäle zu internen und externen Kommunikation verwenden, sind es darüber hinaus in erster Linie die Vorstände und Geschäftsführer, die mit gutem Beispiel vorangehen: Mehr als 45 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Chefs die Tools vor allem zur internen Kommunikation verwenden. Interessante Randnotiz: Damit nutzen fast zehn Prozent mehr Unternehmensvorstände als IT-Mitarbeiter (36 Prozent) Social Media. Da ist es wenig verwunderlich, dass in mehr als einem Viertel der Unternehmen die Vorstände selbst die Social-Media-Aktivitäten federführend verantworten. Nur das Marketing ist mit fast 42 Prozent häufiger zuständig. Die IT-Abteilungen geben in weniger als zehn Prozent der befragten Unternehmen den Ton an. Schlussfolgerung: Social Media im Unternehmen wird als Marketing- und Selbstdarstellungsinstrument verstanden, das weitestgehend an den IT-Entscheidern vorbeiläuft.

CRM meets Social Media

Wie lassen sich Facebook & CO. optimal für den Kundendialog nutzen? Auf der "CW Experience CRM" zeigen wir Ihnen, dass hinter dem Begriff "Social CRM" mehr steckt, als Sie ahnen. Für alle IT-Manager, Vetriebs-, Marketing- und Serviceleiter. Besuchen Sie die Veranstaltung in folgenden Städten:

  • Berlin, 24. März 2011

  • Karlsruhe, 31. März 2011

  • Köln, 7. April 2011

  • Hamburg, 14. April 2011

Infos & Anmeldung: http://cw.idgevents.de

Kontakt: events@idgmedia.de

Lesen Sie auf der nächsten Seite, für welche Zwecke Unternehmen bereits mit Social Media arbeiten…

Praktische Beispiele

Einige Unternehmen binden Social Media direkt in die internen Arbeitsabläufe ein.
Foto: Fotolia, fizzgig

Es geht nicht darum, Prozesse zu optimieren, sondern um das Einrichten eines öffentlichen Schaufensters für Produkte und Image, und den Aufbau eines besseren Kundenkontakts. Deshalb haben nur wenige Unternehmen bereits Schnittstellen zu Social-Media-Werkzeugen entwickelt, um diese innerhalb ihrer IT-Infrastruktur gezielt einsetzen zu können. So gibt es Unternehmen, die den Mikroblogging-Dienst Twitter an ihr CRM-Portal angebunden haben, um direkt mit Kunden in Kontakt treten zu können. Ein anderes Beispiel ist eine Schnittstelle zwischen Unternehmens-Website und Social Networks: Werden Neuigkeiten und Informationen auf der Webpräsenz veröffentlicht, gelangen diese automatisch auch zu Facebook, Xing und LinkedIn.

Großunternehmen und Konzerne warten ihre Auftritte häufig über selbstprogrammierte Social-Media-Räume, um alle Kanäle von zentraler Stelle bedienen zu können. Mittelständler setzen für diesen Zweck eher auf vorhandene All-in-one-Tools von Drittanbietern - beliebtes Beispiel ist Tweetdeck. Besonders kleine Unternehmen haben keinerlei Lösung im Einsatz und steuern jeden Kanal manuell an.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass sich ein großer Teil der Anwender noch ganz am Anfang seiner Social-Media-Aktivitäten befindet.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wieviel Geld für Social Media ausgegeben wird und welche Strategie dahinter steckt...

1.Buzzom
Buzzom zeigt anhand einer grafischen Auswertung Ihren Status in der Twitter-Sphäre. Ihr "Einfluss" wird beispielsweise ermittelt, indem das Verhältnis aus Ihren Followern und den Leuten, denen Sie folgen, gebildet wird. Das Ergebnis wird umso besser, wenn Ihnen Leute folgen und Sie diesen gar nicht zurück folgen wollen. Ihr "Retweet-Ergebnis" hängt damit zusammen, wie oft Sie retweetet werden. Bei der "Tweet-Effizienz" wird Ihre Tweet-Häufigkeit mit Ihren Followern verglichen. Twittern Sie oft und haben dennoch wenig Follower, sind Ihre Tweets verschwendet und Ihre Punktzahl ist niedrig. Das Gesamtergebnis – von Buzzom "InRev TwitIn Score" genannt – ist eine Auswertung, basierend auf allen anderen Ergebnissen. <br/><br/><a href="http://www.buzzom.com/">Zur Website</a>
2.Topsy
Topsy ist eigentlich eine Twitter-Suchmaschine, kategorisiert aber Twitter-Nutzer als "einflussreich" oder "sehr einflussreich". Dies geschieht anhand einiger Faktoren, darunter: Wie oft werden Sie in Tweets zitiert, wie einflussreich sind Leute, die über Sie twittern und wie stark sind Ihre eigenen Links. Ein Beispiel: Andrea retweetet Hans und Sandra retweetet wiederum Andrea. Folglich erreichen die Tweets von Hans nicht nur die Follower von Andrea, sondern auch die von Sandra. Je öfter einflussreiche Leute Sie retweeten, desto höher wird auch Ihr Einfluss sein. Laut Topsy erreichen lediglich 0.2 Prozent der Nutzer den Status "sehr einflussreich". Auf "einflussreich" bringen es immerhin 0.5 Prozent. <br/><br/><a href="http://topsy.com/">Zur Website</a>
3.Twinfluence
Twinfluence liefert vier Rankings, nachdem man seinen Usernahmen eingegeben hat und Zugriff auf seinen Twitter-Account gewährt. Gleich neben dem Usernamen sieht man seinen Platz unter allen Usern, die Twinfluence benutzt haben. Die Prozentzahl daneben zeigt einem den eigenen Grad. 75 Prozent bedeutet zum Beispiel, dass man eine höhere "Reichweite" (Follower) hat, als drei Viertel der anderen Nutzer.<br/><br/> Das nächste Set von Statistiken analysiert "Geschwindigkeit", "Soziales Kapital" und "Zentralisierung". "Geschwindigkeit" misst die durchschnittliche Anzahl an Followern erster und zweiter Ordnung, die pro Tag dazukommt. Je höher diese Zahl, desto höher Ihr Einfluss. "Soziales Kapital" beschreibt, wie einflussreich Ihre Follower sind. Ein hoher Wert sagt aus, dass Ihre Follower selbst wiederum viele Follower haben. "Zentralisation" schließlich zeigt, wie viel Ihres Einflusses sich von wenigen wichtigen Personen ableitet. Ist Ihr Netzwerk wenig zentralisiert, fällt es nicht so sehr ins Gewicht, wenn Ihnen hochrangige Mitglieder nicht mehr folgen. <br/><br/><a href="http://twinfluence.com">Zur Website</a>
4. Twitter Grader
Twitter Grader zieht sechs Faktoren heran, um den persönlichen Rang zu ermitteln: Die Anzahl der Follower (mehr Follower = höherer Grad), die Stärke Ihrer Follower (ein Follower mit höherem Grad zählt mehr), Anzahl und Aktualität der Updates (je mehr und aktueller desto besser) und das Verhältnis von Followern zu Following (hier sind natürlich mehr Follower gefragt). Das Ergebnis der Berechnungen ist wieder eine Prozentzahl. Diese zeigt wie viele Prozent der Nutzer einen niedrigeren oder gleich hohen Rang haben. Mit Nutzern sind natürlich jene gemeint, die sich haben analysieren lassen, also nicht die Gesamtzahl. Nebenbei bemerkt: Auch Schawbel ist ein Twitter-Grader-Fan. <br/><br/><a href="http://twitter.grader.com">Zur Website</a>
5.Twitterscore
Mit TwitterScore kann man einfach seine "Popularität" im Microblogging-Dienst messen. Usernamen eingeben, Zugriff erlauben, schon sieht man seinen Rang im Vergleich zu knapp 90.000 Usern. Neben Standards wie Followern und Updates werden auch "Freunde" gezeigt. Das sind Personen, denen man folgt, die einem aber auch zurück folgen. Anhand dieser Faktoren plus der Popularität der eigenen Follower ermittelt TwitterScore eine Punktzahl von 1 bis 10. <br/><br/><a href="http://www.twitterscore.net/">Zur Website</a>

Alles für null Euro

Können Sie sagen, wie hoch der Anteil Social Media am gesamten Marketing-Budget ist? Wenn Sie es nicht genau wissen, geben Sie doch bitte eine ungefähre Schätzung an. (109 Antworten)
Foto: Karin Reitberger / CW

Soziale Medien leben von der Kommunikation - selbstverständlich. So sind es auch nur 16 Prozent der Unternehmen, die nur dann reagieren, wenn Feedback oder andere Interessensbekundungen am Unternehmen via Social Media eintreffen. Der weitaus größere Teil der Social-Media-Nutzer stellt zumindest manchmal (19 Prozent), zumeist aber regelmäßig (52 Prozent) eigene Inhalte ein. An Interesse und Engagement hapert es also keineswegs - eher an den finanziellen Mitteln. Wer das Thema ernsthaft betreiben will, muss schließlich Mitarbeiter abstellen, die die Aktivitäten im Social Web vorantreiben und überwachen - das verursacht Kosten, die vorher nicht vorhanden waren. Gleiches gilt für die technische Entwicklung eigener Tools und Schnittstellen. 24 Prozent der Unternehmen haben noch kein dezidiertes Social-Media-Budget bereitgestellt, 21 Prozent geben immerhin bis zu fünf Prozent des Marketing-Budgets hierfür aus. Mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer hat keine Kenntnis darüber, ob ein solches Budget vorhanden ist.

Viele noch planlos

Gibt es in Ihrem Unternehmen eine Erfolgsmessung, eine Art "Monitoring" der durchgeführten Social-Media-Aktivitäten? (109 Antworten)
Foto: Karin Reitberger / CW

Wer für soziale Medien kein Geld zur Verfügung stellt, hat meist auch keine konkrete Strategie: Nur knapp dreißig Prozent der befragten Unternehmen haben bereits einen übergreifenden oder abteilungsabhängigen Social-Media-Fahrplan ausgearbeitet. Bei 23 Prozent der Befragten befindet er sich noch in der Vorbereitung, 24 Prozent haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht. Nur diejenigen, die strategisch vorgehen, messen ihre Social-Media-Aktivitäten genau: 26 Prozent der Unternehmen haben ein Monitoring aufgesetzt, 42 Prozent nicht.

Dass eine Erfolgsmessung aber durchaus zu empfehlen ist, zeigt eine andere Zahl: Die Unternehmen mit Monitoring beurteilen die eigenen Social-Media-Aktivitäten im Durchschnitt mit der Schulnote 2,19 - die Unternehmen, die nicht so genau hinschauen, nur mit 3,59.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, mit welchen Problemen sich deutsche Unternehmen in Bezug auf Social Media noch herumärgern...

Schokolade aus Tintenfisch?
eingeschickt von Katja D.
Auf hoher See
eingeschickt von Kai
Superschurken
eingeschickt von Julia
Eine Frage der Einstellung
eingeschickt von Johannes K.
Kiwi-Kraftwerk
eingeschickt von Tobias R.
Irgendwann schrumpelt's
eingeschickt von Ute M.
Was nicht passt...
eingeschickt von Sebastian W.
Zurück in die Zukunft
eingeschickt von Sebastian K.
Singles haben's schwer
eingeschickt von Dennis
Total männlich
eingeschickt von Peter B.
Einer flog übers Kuckucksnest
eingeschickt von Hakan T.

Probleme mit dem Datenschutz

Wer die deutschen Unternehmen, die noch nicht auf den Social-Media-Zug aufgesprungen sind, nach ihren Gründen fragt, erhält die altbekannten Antworten: Über 43 Prozent von ihnen sehen keinen Nutzen für ihr Unternehmen, 38 Prozent führen datenschutzrechtliche Bedenken an, 28 Prozent begründen das fehlende Engagement mit personellen und finanziellen Engpässen, 26 Prozent geht schlicht das Interesse ab und immerhin noch ein gutes Fünftel der Befragten sieht sich fachlich nicht in der Lage, Social Media einzuführen.

Der "Social Media Reality Check 2010" fand im Oktober und November 2010 im Form einer branchen- und abteilungsübergreifenden Online-Befragung von 218 Unternehmensanwendern statt. Der Ergebnisband ist im COMPUTERWOCHE-Studienshop erhältlich .

Google Wave
Googles ambitioniertes Real-Time-Collaboration- und Kommunikations-Protokoll hielt kein Jahr durch, bis es wegen "öffentlicher Gleichgültigkeit" schon wieder vom Markt genommen wurden. Google begründete die fehlende Akzeptanz im Markt damit, dass Wave seiner Zeit voraus sei. Zugegeben: Das Logo war schon cool.
Cuil
Die Suchmaschine, die im Sommer 2008 mit großem Tamtam startete und einen Gegenpol zu Google bilden sollte, verschwand zwei Jahre später heimlich, still und leise durch die Hintertür. Einige ehemalige Google-Entwickler hatten Cuil aus der Taufe gehoben und rühmten ihre guten Suchergebnisse. Wochenlang lieferte sich die Blogosphäre Schlachten um die Relevanz und Irrelevanz von Cuil-Suchergebnissen. Genützt hat die Aufregung schlussendlich nichts - nicht einmal die Möglichkeit, dass sich Cuil-Nutzer über die Suchmaschine direkt beim derzeit übermächtigen Facebook einloggen konnten.
Palm Pre
Auch wenn HP jüngst das Palm Pre 2 auf den Markt geworfen hat, heißt das nicht, dass das Original noch lebt. Das Smartphone erreichte nie überzeugende Verkaufszahlen und kann nur hoffen, mit dem fürs erste Palm neu eingeführten mobilen Betriebssystem WebOS in Zukunft auf einige tollen HP-Tablets zumindest teilweise weiterzuleben.
MySpace
Der einstige Social-Media-Gigant ist nur noch ein Schatten seiner selbst. In den vergangenen zwölf Monaten wurde aus MySpace eher MyGeisterstadt. Die von Medienmogul Rupert Murdoch geführte News Corp. teilte mit, den Kampf gegen Facebook aufgegeben zu haben. Man wolle sich in Zukunft mit einem neuen Web-Angebot auf den Bereich "Social Entertainment" verlegen. Dazu gehörten Musik, Filme, Promis und Games.