SOA Best Practices

Wie Unternehmen Governance-Probleme lösen

14.11.2008 von Wolfgang Herrmann
Erst mit effizienten Governance-Strukturen lassen sich die Nutzenpotenziale einer SOA heben. Erfolgreiche Organisationen machen es vor, wie eine Studie der Aberdeen Group zeigt

Service-orientierte Architekturen (SOA) können Unternehmen mehr Agilität, Effizienz und produktivere IT-Systeme bringen, argumentiert das amerikanische Marktforschungs- und Beratungshaus in der Studie "SOA-Governance: Separating Success from Chaos". Doch fast alle diese Vorteile ständen auf dem Spiel, wenn ein umfassendes Governance-Framework fehlt. Die Auguren untersuchten deshalb, wie erfolgreiche Organisationen in Sachen SOA-Governance vorgehen und wie sie typische Probleme umschiffen. Dazu befragten sie rund 120 Manager, die vorwiegend aus Großunternehmen in Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum stammen (siehe auch: Wie sich SOA-Governance planen lässt).

SOA-Erfolgskriterien

Zwar ließ sich Aberdeen die Untersuchung zum Teil von den Softwareherstellern iTKO und Layer 7 Technologies bezahlen. Doch die Erkenntnisse können SOA-Verantwortlichen dennoch von Nutzen sein. Studienautor Stephen Walker definierte vier Kriterien, um die besten Unternehmen in Sachen SOA-Governance herauszufiltern:

  1. Reduzierte Kosten durch das Wiederverwenden existierender Softwareservices

  2. Kürzere Reaktionszeiten der IT auf Business-Anforderungen

  3. Schnellere Anwendungsentwicklung,

  4. Eine steigende Zahl wiederverwendeter Services.

Die besten 20 Prozent der verglichenen Firmen wiesen nach diesem Schema durchaus beeindruckende Ergebnisse vor. So sanken die Kosten aufgrund wiederverwendeter Softwaredienste im Schnitt um 23 Prozent, zugleich verkürzte sich die Reaktionszeit auf Anforderungen der Fachbereiche um 18 Prozent. Der Zeitaufwand für die Anwendungsentwicklung reduzierte sich um 23 Prozent. Dagegen berichtete das "Mittelfeld", sprich die 50 Prozent der eher durchschnittlich bewerteten Unternehmen, lediglich von Kosteneinsparungen in Höhe von 3 Prozent. Die übrigen 30 Prozent, Aberdeen bezeichnet sie als Nachzügler, mussten sogar höhere Kosten und längere Reaktionszeiten in Kauf nehmen.

Die Spitzengruppe zeichnet sich laut Walker durch mehrere gemeinsame Merkmale auf. So kümmern sich 82 Prozent dieser Unternehmen intensiv um Weiterbildungsmaßnahmen der am SOA-Projekt beteiligten Mitarbeiter. 78 Prozent haben Service-Level-Agreements (SLAs) eingeführt und überwachen deren Einhaltung. Rund 77 Prozent der erfolgreichen Organisationen messen zudem systematisch die Effizienz ihrer Anwendungen

Strategische Schwerpunkte

Weitere Hinweise auf Erfolgsfaktoren liefern die strategischen Schwerpunkte, die die Verantwortlichen beim Aufbau einer SOA-Governance setzen. Mit 62 Prozent der Nennungen ganz oben auf der Liste steht die Unterstützung durch das Topmanagement. Ohne diese Rückendeckung seien die finanziellen Mittel für Governance-Strukturen in der Regel kaum zu bekommen, kommentiert Walker. Dazu müssten Projektverantwortliche die Führungsgremien von den wirtschaftlichen Vorzügen der SOA überzeugen.

Was erfolgreiche Governance-Strategien von anderen unterscheidet, ist Aberdeen zufolge auch der Einsatz von "SOA-Acceleration"-Technologien. Ohne darauf einzugehen, was genau dahinter steckt, verweisen die Auguren auf den Faktor Schnelligkeit bei der Einführung von Maßnahmen zur SOA-Governance. Je rascher die Strukturen stehen, desto mehr Zeit bleibt den IT-Mitarbeitern für strategische Aufgaben, lautet die Begründung. 37 Prozent der "Top Performer" nannten zudem das Optimieren bestehender Anwendungen für den Betrieb in einer SOA als Erfolgsfaktor, 31 Prozent halten es für wichtig, die Leistung implementierter Software-Services laufend zu kontrollieren und zu beeinflussen.

Demgegenüber identifiziert die Studie eine Reihe von Hürden, die IT-Verantwortliche beim Verwalten und Steuern einer Service-orientierten Architektur nehmen müssen. 44 Prozent der Befragten nannten dabei das Einrichten von Sicherheits-, Governance- und Managementstrukturen; 39 Prozent wiesen darauf hin, dass sich Sicherheitsanforderungen in einer SOA wesentlich von denen älterer IT-Architekturen unterschieden. Fast ebenso viele sorgen sich um SLAs und damit verbundene Schwierigkeiten bezüglich Skalierbarkeit, Verlässlichkeit und Verfügbarkeit der Dienste. Hinzu kommen aus der Sicht etlicher Projekt-Manager Probleme beim Testen und Debuggen von komplexen Services.

Auf der Habenseite effizienter Governance-Strukturen verbuchen SOA-Verantwortliche längst nicht nur geringere Kosten. Der wichtigste Grund für SOA-Governance liegt für mehr als die Hälfte der Befragten in einer verbesserten Agilität ihres Unternehmens. Rund 35 Prozent versprechen sich eine engere Abstimmung von Geschäfts- und IT-Zielen (Alignment). Erst an dritter Stelle folgen erhoffte Einsparungen beim Entwickeln und Betreiben von Anwendungen.

Mehr zum Thema SOA-Governance finden Sie im CW-Experten-Blog SOA meets BPM.