Drei praktische Schritte

Wie Sie mit WLAN Ihr IT-Budget schonen und die Welt retten

10.09.2009 von Roger Hockaday
Die teilweise Umstellung von kabelgebundenen auf drahtlose Netze hilft, Investitions- und Betriebskosten zu senken, und verbessert die Umweltverträglichkeit.

Obwohl IT-Budgets heutzutage stagnieren oder gar reduziert werden, steigen die Anforderungen an die IT-Infrastruktur und die IT-Abteilungen. Da trifft es sich, dass es inzwischen neue Möglichkeiten gibt, durch das "Rightsizing" bestehender und neuer Netze Geld zu sparen. Darüber hinaus kann die unternehmerische Maßgabe, Investitions- und Betriebskosten zu senken, sogar einen Beitrag zur Rettung der Erde leisten, indem der Kohlendioxidausstoß verringert und die Umweltverträglichkeit eines Unternehmens verbessert werden.

WLAN-Netze kommen nicht nur bei den Mitarbeitern an, sie schonen auch das IT-Budget.
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Der Kostendruck führt dazu, dass viele Unternehmen ihre traditionellen, überdimensioniert ausgelegten Kabelnetze neu bewerten und drahtlose Netze in Betracht ziehen, die kostengünstiger einzurichten und zu betreibend sind. Diese bieten dem Anwender heute eine dem Kabelnetz vergleichbare Leistung und Zuverlässigkeit, kosten jedoch nur halb so viel wie ein vergleichbares kabelgebundenes Netz. Analysten sehen dies ähnlich. "CIOs sollten den Status quo durchbrechen und diesen Upgrade-Zyklus als Chance betrachten, drahtlose Netzwerke als Primärtechnologie einzurichten", rät etwa die Yankee Group in ihrem Bericht "It's the Economy, Stupid: Yankee Group's 2009 Predictions".

Jede IT-Abteilung, die ihre Effizienz oder Umweltverträglichkeit erhöhen muss, kann durch einen einfachen Prozess in drei Schritten feststellen, ob sich aus einem Rightsizing ihres Netzwerks Vorteile ziehen lassen.

Analyse und Vergleich

1. Analysieren Sie die Leistung der bestehenden kabelgebundenen und drahtlosen Netzwerke und ziehen Sie einen Vergleich zur Nutzung von Client-Geräten durch die Mitarbeiter sowie zu den Applikationen, auf die sie zugreifen.

Trotz der Verfügbarkeit von 100 Mbit/s oder sogar 1 Gbit/s bis hin zum Schreibtisch nutzen in Wirklichkeit nur wenige Anwender in einer Organisation mehr als die 5 bis 10 Mbit/s, die "gängige" Office-Anwendungen erfordern. Weitaus mehr Wert legen Mitarbeiter auf Mobilität und bequeme Konnektivität. So bedeutet die wachsende Verwendung von WLAN-fähigen Laptops, dass sich viele, wenn nicht gar die meisten Mitarbeiter drahtlos mit dem Netzwerk verbinden können - und dies auch tun, soweit ihnen diese Möglichkeit gegeben wird. Bei Microsoft arbeiten 72 Prozent der Mitarbeiter täglich drahtlos, und 70 Prozent schätzen, dass drahtloses Arbeiten ihnen pro Woche fünf oder mehr Stunden an Produktivitätszuwachs bringt.

Installation und Erweiterung

2. Richten Sie drahtlose Netzwerke ein oder erweitern Sie bestehende WLANs, um Investitions- und Betriebskosten unnötiger kabelgebundener Verbindungen zu senken.

Die Bereitstellung von WLAN - im Idealfall 802.11n mit seiner deutlich höheren Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit - reduziert zum einen Investitionskosten, die beim Einrichten beziehungsweise Modernisieren von Netzwerkinfrastrukturen anfallen. Zum anderen sinken dadurch die jährlichen Betriebskosten in einem Ausmaß, dass sich das neue drahtlose Netz innerhalb von neun bis 18 Monaten amortisiert.

Ein skandinavisches Bauunternehmen hat kontinuierlich seine Standorte mit WLAN ausgestattet und über den gesamten Zeitraum hinweg Geld gespart - im Durchschnitt 50 Prozent der Kosten an jedem Außenstandort. An seinen kleinsten Standorten (mit einem sehr kleinen Team in einem Containerbüro) betrugen die Netzwerkkosten anstelle von 4500 bis 5700 Euro nur 2400 Euro. Bei einem Standort mit 180 bis 200 Mitarbeitern lagen sie bei nur 23.000 Euro im Vergleich zu 46.000 Euro für ein traditionelles kabelgebundenes Netzwerk. Die Einsparungen ergaben sich unter anderem dadurch, dass früher für jeden Anwender beziehungsweise für jeden Büroarbeitsplatz mindestens drei Kabel eingezogen werden wussten, während heute maximal zwei nötig sind.

Die Nutzung der Drahtlostechnik für Telefonie und Datenverkehr gibt Organisationen die Möglichkeit, die Anzahl verkabelter Ports - also der Kabelzüge - je Anwender von durchschnittlich 3,5 bis 4,4 Ports auf bis zu zwei Ports je Anwender zu reduzieren (dies schließt sämtliche Gemeinschaftsbereiche, Drucker und Faxe ein). Die Vorzüge einer solchen Reduzierung ergeben sich bei den Investitionskosten, da deutlich weniger Kabel beziehungsweise Steckplätze an einem Switch benötigt werden. Gleichzeitig sinken die Aufwendungen im laufenden Betrieb, da weniger Kosten für Rechnerumzüge, -erweiterungen und -veränderungen anfallen. Außerdem geht die Anzahl der Ports und damit auch Switches zurück, für die relativ hohe Kosten durch anbieterseitige Instandhaltung anfallen. Last but not least ist noch der geringere Stromverbrauch zu erwähnen, der sich auch positiv auf den Klimatisierungsbedarf und allgemein auf die CO2-Bilanz auswirkt. In welcher Größenordnung die Einsparungen liegen, belegt das Beispiel eines bekannten Beratungsunternehmens, das im Frühjahr 2009 in eine neue europäische Hauptniederlassung einzog und für seine 2800 Mitarbeiter ein Drahtlosnetzwerk auf Basis von 802.11n einrichtete. Dank dieser Maßnahme wurde die Anzahl der Ports von 12.000 auf 6000 gesenkt. Die sofortigen Einsparungen bei den Netzwerkkosten betrugen knapp 1,5 Millionen Euro, während die jährlichen Betriebskosten um immerhin 570.000 Euro schrumpften.

Doppelt gespart

Solche Einsparungen bei Investitions- und Betriebskosten tragen zum finanziellen Erfolg eines Unternehmens bei, sie unterstützen aber auch weitgehend seine CO2-Bilanz. Im genannten Beispiel wurde der Kohlendioxid-Ausstoß des Unternehmens am neuen Standort um beinahe 1000 Tonnen vermindert - allein durch den Umzug in einen Gebäudekomplex mit einem überall verfügbaren 802.11n-Drahtlosnetzwerk in Kombination mit einem richtig dimensionierten Kabelnetzwerk.

Zusätzlich zu Einsparungen beim Kohlendioxidausstoß und bei den Kosten bringt ein Standort mit reduzierter Verkabelung (oder ausgeweiteter Drahtlostechnologie) eine deutlich höhere Nachhaltigkeit; Kabelisolierungen, Systeme für Kabel-Management und Trunking sowie Zubehör für die Verkabelung wie etwa Stecker und Schutzmanschetten bestehen aus PVC, Polyethylen, Polypropylen, synthetischem Gummi, MIC, Nylon und Phenolformaldehyd. Jeder dieser chemischen Bestandteile wirkt sich auf die Umwelt aus: bei der Fertigung des Teils, bei seiner Verwendung, unter dem Einfluss von Feuer und wenn es entsorgt wird. So ist beispielsweise PVC ein häufig benutztes Isoliermaterial, es enthält jedoch Blei und weitere toxische Chemikalien. Nicht nur erfordert PVC bei der Entsorgung besondere Handhabung - was selten Beachtung findet -, sondern es produziert auch hochgiftige Chemikalien, wenn es verbrannt wird. Polyethylen, Polypropylen, synthetischer Gummi und Nylon sind nur geringfügig weniger toxisch.

Einrichtung von drahtlosen Remote-Netzen

3. Erweitern Sie den drahtlos vernetzten Standort hin zu den Außenstandorten und unterstützen Sie "Teleworking", weil das Einrichten von Remote-Netzwerken nicht immer schwierig (oder teuer) sein muss und Business Continuity unterstützt wird.

Der traditionelle Ansatz beim Bau vom Außenstandorten - das Kopieren der Funktionalität eines Mini-Hauptstandortes an jedem Standort - mag in Zeiten der verteilten Server und Applikationen angemessen gewesen sein. Im Jahr 2009 handelt es sich dabei nicht unbedingt um die beste Herangehensweise. Die heutige rechenzentrumsorientierte Applikationsarchitektur profitiert nicht notwendigerweise von einem gerouteten WAN, das verteilte Remote-Standorte verbindet. So ermöglichen es Remote Access Points (als Pendant zu Routern), das Corporate Office unter Nutzung von Layer 2 an Außenstandorte zu bringen, während Management und Sicherheit im Rechenzentrum zentralisiert sind. Viele Organisationen betreiben bereits WANs unter Verwendung von Remote Access Points, sei es um Kosten zu senken oder weil mit dem einfachen Einsatz der Remote Access Points Business Continuity sichergestellt ist.

Ein Anwender, der mit der Technologie gute Erfahrungen gemacht hat, ist das französische Unternehmen Galderma: "Remote Access Points sind integraler Bestandteil unserer Disaster-Recovery- und Business-Continuity-Strategie", erklärt Marc Tournier, Security und Compliance Manager von Galderma. "Ist der Betrieb durch einen Vorfall unterbrochen, sorgt die Technologie der Remote Access Points dafür, dass die Systeme wieder einfach und sicher laufen." Der Einsatz eines einzigen Netzwerks, das alle Standorte über Layer 2 verbindet und trotzdem Sicherheit durch zentrale Datenverschlüsselung und Authentisierung aufrechterhält, ermöglicht Organisationen beträchtliche Einsparungen, erleichtert Remote-Installationen, bringt Mitarbeitern erhöhte Mobilität und verringert den Kohlendioxidausstoß."

Nicht zuletzt ist das Rightsizing von Netzwerken ein Prozess, der es Organisationen ermöglicht, ihre traditionellen Herangehensweisen an Netzwerke zu überdenken und zu entscheiden, ob frühere Methoden der Schaffung von Konnektivität für Anwender tatsächlich den heutigen Anforderungen seitens der Mitarbeiter und des Unternehmens gerecht werden. (mb)