Verantwortung übernehmen

Wie Mitarbeiter Probleme selbst lösen

08.05.2011 von Nancy Weil und Andrea König
Sinnlose Meetings und unnötige Prozesse müssen nicht sein. Mitarbeiter sollten sich nur mehr zutrauen und selbst aktiv werden. Autor Russell Bishop zeigt, wie das geht und was man davon hat.
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Management-Theorien kann Russell Bishop eigentlich nichts abgewinnen. Was den 63-jährigen Geschäftsführer einer Beratungsfirma interessiert, sind Anwendungsbeispiele und die Wege zu den Ergebnissen. Anfang Januar ist Bishops Managementbuch "Workarounds that Work" erschienen. Bishop ist davon überzeugt, dass es in jedem Unternehmen Hindernisse gibt, im einen mehr, im anderen weniger. Das können zum Beispiel unnötige Prozesse, Widerstände oder sinnlose Meetings sein, die die Angestellten frustrieren und Trägheit verursachen.

Immer wieder erlebt Bishop Mitarbeiter, die mit dem Finger auf andere zeigen anstatt selbst Verantwortung für Hindernisse im Unternehmen zu übernehmen und Abhilfe zu schaffen. Wer das einmal ausprobieren möchte, sollte sich in einem ersten Schritt fragen, mit welchen Maßnahmen man Hindernisse im Job abbauen könnte, die niemand genehmigen oder unterstützen muss.

Zwölf Tipps zur Mitarbeiterführung
So klappt die Zusammenarbeit in der Firma
Damit es im Unternehmen "funktioniert", sollten Führungskräfte einige Regeln befolgen. Stefan Bald stellt sie vor.
Tipp 1
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeitergespräche und bereiten Sie sich gut darauf vor.
Tipp 2
Hören Sie Ihren Mitarbeitern zu; achten Sie auch auf leise Zwischentöne.
Tipp 3
Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern realistische Ziele.
Tipp 4
Erläutern Sie Ihren Mitarbeitern auch, warum das Erreichen der Ziele für das Unternehmen/Ihren Bereich wichtig ist.
Tipp 5
Sprechen Sie mit ihnen auch darüber, wie sie diese erreichen können und welche Schritte hierfür nötig sind.
Tipp 6
Klären Sie mit Ihren Mitarbeitern auch, was sie brauchen, damit sie die vereinbarten Ziele erreichen und die übertragenen Aufgaben erfüllen können.
Tipp 7
Denken Sie stets daran, dass Sie als Führungskraft für die Leistung Ihrer Mitarbeiter verantwortlich sind. Ihre Leistung wird an der Leistung Ihrer Mitarbeiter gemessen. Setzen Sie diese deshalb so ein, dass sie ihr Potenzial entfalten können.
Tipp 8
Kontrollieren Sie regelmäßig, ob Ihr Mitarbeiter sich noch auf dem richtigen Weg zum Erreichen der (Zwischen-)Ziele befinden.
Tipp 9
Würdigen Sie die Leistung Ihrer Mitarbeiter angemessen.
Tipp 10
Kritisieren Sie ein registriertes Fehlverhalten zeitnah, damit sich dieses nicht zu einem Verhaltensmuster verfestigt.
Tipp 11
Äußern Sie Kritik jedoch stets unter vier Augen - speziell wenn sie auch persönliche Verhaltensmuster des Mitarbeiters betrifft.
Tipp 12
Machen Sie Ihren Mitarbeitern nie (finanzielle) Zusagen, von denen Sie nicht sicher wissen, dass Sie diese auch hundertprozentig einhalten können.

In einem zweiten Schritt kann man dann darüber nachdenken, was alles möglich wäre, wenn man dazu die Unterstützung anderer bekommt und wie man andere beeinflussen kann, damit sie einem ihre Unterstützung zusichern. Im dritten Schritt sollte man sich dann überlegen, wie dieser Einfluss einen selbst und das Unternehmen so weit bringt, dass effektiver auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen eingegangen werden kann.

Bishop bringt ein persönliches Beispiel, bei dem einer seiner Mitarbeiter durch persönlichen Einsatz ein Hindernis aus dem Weg räumen konnte: Der Kollege drohte wegen Unwetters eine Maschine zu einem Kundentermin zu verpassen. Anstatt den Termin abzusagen, buchte er mit Eigeninitiative eine neue Maschine und einen Mietwagen und erschien pünktlich zum Meeting.

Aufgaben nicht mehr vor sich herschieben

Abhilfe schafft man häufig, ohne dass die Maßnahme großes Aufsehen erregt. Außenstehende werden wahrscheinlich nicht bemerken, was man anders macht aber durchaus wahrnehmen, dass die Dinge reibungsloser ablaufen als zuvor. Man selbst wird mehr Freude an seinem Job haben, prophezeit Bishop. Er beobachtet immer wieder, dass Angestellte sich nicht trauen, dieses oder jenes Hindernis abzubauen. Häufig ist das so, weil sie Angst haben, dass ihr Einsatz schief geht und sie die Prozesse im Unternehmen am Ende verschlimmern.

Für den Anfang rät Bishop, der Prokrastination ("Aufschieberitis") ein Ende zu machen. Denn wer Projekte und Aufgaben vor sich her schiebt, hat den Kopf nicht frei. Dann unterteilt man die Aufgaben nach Dringlichkeit und entscheidet, was zuerst gemacht werden muss und was noch warten kann. Mittlerweile unnötig gewordene Aufgaben streicht man aus der Aufgabenliste.

Wenn man jetzt mehr auf dem Schreibtisch liegen hat als man bewältigen kann, hält Bishop das nicht für einen Grund zur Panik sondern für eine gute Sache. Man sei schließlich nicht dafür da, alles zu erledigen, sondern um die Dinge in Bewegung zu halten, sagt er. (mhr)

Der Artikel ist ursprünglich bei unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com erschienen.