Fallbeispiel Green IT

Wie ein Rechenzentrum 30 Prozent Energie einspart

08.10.2009 von Klaus Manhart
Mit einem "ganzheitlichen Energie-Check" spart der holländische RZ-Betreiber TCN zusammen mit seinen Kunden 30 Prozent Energie ein. Der IT-Betrieb erfüllt bereits die Bedingungen für den EU-Verhaltenskodex Energieeffizienz.
"Damit Kühlung so effizient wie möglich funktioniert, ist es erforderlich, dass warmer und kalter Luftstrom strikt getrennt werden“, sagt Dr. Dirk Harryvan, Green-IT Experte beim IT-Dienstleister Mansystems.

Mit ganzheitlichen Maßnahmen ist es dem niederländischen RZ-Betreiber TCN Telehouse Groningen gelungen, den Energieverbrauch für sich und seine Kunden um 30 Prozent zu drosseln. TCN ist ein Hosting-Anbieter, der den RZ-Betrieb für seine Kunden abwickelt. Um den Stromverbrauch zu reduzieren, wurde ein umfassender Umwelt-Check zusammen mit ausgewählten Kunden und der Unterstützung des IT-Dienstleisters Mansystems durchgeführt.

Die enge Kooperation mit den Kunden war für diese Initiative unabdingbar, denn Speichersysteme und IT-Zubehör werden in Hosting-Rechenzentren überwiegend von den Rechenzentrumskunden selbst eingebracht. Einzelinitiativen der Betreiber laufen deshalb ins Leere.

Die Verbesserung der Energiebilanz ermöglichte TCN, den im Rechenzentrum verfügbaren Platz noch effektiver auszunutzen und Spielraum für Wachstum zu erhalten. Bei den Rechenzentrumskunden schlägt sich der Energieverbrauch direkt auf die Endabrechnung nieder - Energiekosten machen in der Regel 30 bis 50 Prozent der Gesamtkosten aus.

Freie Kühlung eingeführt

Die Trennung von Kalt- und Warmbereichen ist eine der effizientesten Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten (Quelle: dena).

Die wichtigsten Veränderungen bei TCN wurden durch die Umstellung von kompressorbasierender Kühlung auf freie Kühlung erzielt. Zudem wurde die Temperatur in den Server-Suiten auf 22 Grad erhöht. Die dafür benötigte Kühlungsluft wird mit Hilfe von Kaltwasser erzeugt. Vor der Temperaturerhöhung bedurfte es einer Wassertemperatur von 7 bis 14 Grad zur Kühlung - heute reichen dafür bereits 11 bis 18 Grad aus. Bei einer Außentemperatur bis 11 Grad wird dieser Wert ohne zusätzliche Energiezufuhr erreicht.

"Damit diese Art der Kühlung so effizient wie möglich funktioniert, ist es erforderlich, dass warmer und kalter Luftstrom strikt getrennt werden", kommentiert Dr. Dirk Harryvan, Green-IT Experte bei Mansystems die Optimierungsmaßnahmen. "Bisher fand eine Vermischung in den Zwischenräumen oberhalb der Racks statt. Aus diesem Grund haben wir empfohlen, die Gänge zwischen den Racks mit Deckenplatten abzuschließen."

Rechenzentrumskunde Bytesnet kann bereits erste Ergebnisse verzeichnen. "Den FastTrack haben wir durchführen lassen weil er uns einen Spiegel vorhält, das heißt, wir bekommen von einer objektiven Instanz eine Beurteilung der Maßnahmen, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Kunden bereits getroffen haben und noch treffen werden", betont Peter de Jong, COO von Bytesnet.

Energieeffizienz nach EU-Verhaltenskodex

Weiterhin hat TCN mit dem FastTrack einen Statusbericht darüber erhalten, inwieweit der IT-Betrieb die Bedingungen für den European Code of Conduct for Data Centres Energy Efficiency bereits erfüllt. Dieser wurde Ende des letzten Jahres durch die Europäische Union veröffentlicht und zielt darauf ab, den Energieverbrauch in Rechenzentren um mindestens 20 Prozent zu verringern. TCN und Bytesnet erfüllen seit Anfang September 2009 die Kriterien für den Beitritt zum European Code of Conduct.

Die niederländische Regierung unterstützt den Beitritt zur europäischen Initiative mit Leistungsanreizen. Verantwortungsbewusste Unternehmen werden für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes mit Steuererleichterungen belohnt. Sie verpflichten sich in einer mehrjährigen Vereinbarung zur Verbesserung ihrer Energieeffizienz um 30 Prozent innerhalb von 15 Jahren.