Lebensretter Smartphone

Wie die Mobilfunkbranche auf die Flüchtlingskrise reagiert

19.02.2016
Ohne Handys geht für Flüchtlinge oft nichts. Doch ohne Empfang geht noch weniger. Darauf reagiert auch die Telekommunikationsbranche, die derzeit stark gefragt ist - und es bald noch mehr sein könnte.

Wer im 21. Jahrhundert flüchtet, tut das in vielen Fällen nicht ohne sein Smartphone. Kein Wunder, schließlich ist es nicht nur Telefon, sondern auch Nachrichtenquelle, Wörterbuch und Kompass. Für Flüchtlinge, Asylbewerber oder Migranten sind Smartphones kein Luxus, sondern Lebensretter. Auch und insbesondere nach geglückter Flucht aus Syrien oder dem Irak bleiben die mobilen Taschencomputer unentbehrlich, um Kontakt zu Freunden und Familie in der Heimat zu halten. Ohne Netz bringt allerdings auch das beste Smartphone nichts. Inwiefern macht sich die sogenannte Flüchtlingskrise also in der deutschen Mobilfunkbranche bemerkbar?

Das Smartphone ist für viele Flüchtlinge der einzige Weg, um Kontakt zu Freunden und Familie in der Heimat zu halten. Die Mobilfunkbranche reagiert auf den wachsenden Bedarf.
Foto: Photoman29 - shutterstock.com

Kostenlose WLAN-Hotspots für Flüchtlinge

Über eine Million Flüchtlinge erreichten im vergangenen Jahr Deutschland. Fast die Hälfte stellte einen Asylantrag - so viele wie noch nie. Eine Situation, mit der sich auch Vodafone schon "sehr intensiv auseinandergesetzt hat", wie Volker Petendorf, Sprecher von Vodafone Deutschland, sagt. "Die meisten nutzen moderne Kommunikationsmittel wie Whatsapp oder Skype." Breitbandnutzung sei in den Flüchtlingsunterkünften deshalb eines der Top-Themen. "Es ist ein großes Bestreben der Betreiber, WLAN und Hotspots anzubieten", sagt Petendorf.

Gerade soziale Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas oder die Diakonie, die bereits langjährige Kunden sind, meldeten weiteren Bedarf. Um wie viel das Datenvolumen genau angestiegen ist, kann der Konzern nicht sagen. Klar ist aber: Die Nachfrage wächst. Auch sozial-engagierte Prominente hätten schon nachgefragt, ob sie Zugänge spenden können.

Diese Smartphone-Highlights kommen zum MWC
Samsung MWC-Teaser 1
Die Chefdramaturgen von Samsung teaserten das Galaxy S7 dezent mit einer Box an...
Samsung MWC-Teaser 2
...um dann in einem Werbevideo und einer eigenen Teaser-Webseite ziemlich konkret zu werden.
LG MWC G5-Teaser
LG verriet bereits im Vorfeld, dass das neue Flaggschiff G5 mit AlwaysOn-Display ausgestattet sein wird.
LG MWC-Teaser
Das G5 wird aber sicher nicht die einzige Überraschung von LG auf dem MWC sein.
Xiaomi MWC-Teaser
Xiaomi-CEO Hugo Barra gibt via Twitter Schritt für Schritt neue Informationen über das MI5 preis.
Lenovo MWC-Teaser
Lenovo wird vermutlich das Lemon 3 Plus vorstellen, eine größere Version des Mittelklasse-Smartphones Lemon 3.
Sony MWC-Teaser
Sich nicht in die Karten schauen lässt Sony, manche Branchenbeobachter bezweifeln, dass die Japaner überhaupt ein neues Flaggschiff vorstellen.
Nokia MWC-Teaser
Spannend macht es auch Nokia: Zeigen die Finnen ihr erstes Smartphone aus der Post-Microsoft-Ära?

Alte Konzepte, neue Zielgruppen

Konkrete Zahlen kann auch die Deutsche Telekom nicht geben - aber man hat eine ungefähre Vorstellung. WLAN werde intensiv genutzt und stark nachgefragt, sagt Sprecherin Katja Werz. "Pro Monat wird ein Datenvolumen genutzt, das dem großer Verkehrsflughäfen entspricht" - und bezieht den Vergleich auf allein eine Unterkunft für Asylbewerber.

Wie viele Wettbewerber bietet auch die Telekom eine kostenlose WLAN-Anbindung für Flüchtlings-Unterkünfte an. Nach Firmenangaben sind - in Absprache mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Bundesinnenministerium - bereits 65 Unterkünfte für etwa 75.000 Flüchtlinge mit kostenlosem WiFi ausgestattet. Die laufenden Kosten dafür trägt die Telekom zwar selbst - dazu kommen aber "mehrere Hundert", die zahlen. Für Kommunen und Wohlfahrtsverbände kostet die günstige Variante etwa 39 Euro im Monat. Auch ein Blick in das Portfolio der Anbieter zeigt, das bestehende Konzepte neue Verwendung finden: "Produkte, die es gab, finden jetzt eine neue Zielgruppe", sagt Werz und meint zum Beispiel "HotSpot Plug'n'Play". Was für Privatkunden gedacht war und einer "mittelgroßen Zahl" von Leuten Internetzugang ermöglicht, werde nun von Flüchtlingsinitiativen genutzt.

Smartphone-Trends 2016
Virtual- und Augmented Reality
Bereits heute kann man mit einem Smartphone virtuelle Welten erkunden – zum Beispiel mit Googles Cardboard oder Samsungs Gear VR. Die VR-Erfahrung dürfte in diesem Jahr mit Project Tango – einem Gemeinschaftsprojekt von Lenovo und Google – deutlich an Qualität gewinnen. Das VR-Handset soll jede Menge Infos zum Aufenthaltsort seiner Nutzer und Objekten in Sichtweite zur Verfügung stellen. Die Informationen werden dabei ins Sichtfeld eingeblendet. <br /><br /> Sensoren werden – ähnlich wie bei Microsofts Xbox-Bewegungssteuerung Kinect – Abstände messen, sowie Bewegungen und Gesten erfassen. Durch das Mapping der Umgebung soll es beispielweise möglich sein, einen Mitarbeiter per Smartphone direkt zum richtigen Meeting-Raum zu geleiten. Lenovo und Google sehen Project Tango in erster Linie im Ingenieurs- und Gesundheitswesen im Einsatz. Natürlich dürfen zur Erheiterung auch Augmented-Reality-Games gespielt werden – dann verschmilzt die reale Welt mit dem Spieluniversum. Mitte 2016 soll Project Tango Markteinführung feiern – zum Preis von unter 650 Dollar. Für Entwickler wird Intel zudem für 399 Dollar ein Tango-kompatibles Smartphone inklusive SDKs und 3D-Kamera anbieten.
Wireless-Boost
Mit zunehmender Verbreitung der LTE-Technik werden Smartphones datenintensive Inhalte wie Karten oder Filme künftig deutlich schneller laden können. Viele High-End-Smartphones, die beim diesjährigen MWC gezeigt werden, dürften mit dem neuen Qualcomm Snapdragon 820 ausgestattet sein, der in seiner Funktion als LTE-Modem einen Downstream von bis zu 600 Mbps und einen Upstream von bis zu 150 Mbps erreichen soll. Erstmals werden Smartphones auch den neuen LTE-U-Standard unterstützen, der noch schnellere Datentransfers ermöglicht – und zwar in lizenzierten wie unlizenzierten Frequenz-Spektren. <br /><br /> Der Snapdragon 820 unterstützt außerdem auch die WiGig-Technologie, mit der sich Smartphones kabellos mit externen Monitoren und sonstiger Peripherie verbinden lassen. Bei Qualcomm ist man der Überzeugung, dass WiGig bis zu dreimal schneller ist als der WiFi-Standard 802.11ac. Leider werden nicht alle Exemplare des Snapdragon 820 mit WiGig und LTE-U ausgestattet sein – ein Blick in die Specs des entsprechenden Geräts empfiehlt sich deshalb.
Cognitive Computing / Machine Learning
Die Kombination von Smartphone und Machine Learning steht bei Qualcomm übrigens ebenfalls hoch im Kurs. Dadurch könnten Applikationen, die auf Gesichts- und Bilderkennung oder Lokalisierung setzen, deutlich optimiert werden. Laut dem US-Chiphersteller können alle neuen Smartphones mit Snapdragon 820-Chipsatz darauf „trainiert“ werden, die Gewohnheiten ihrer Nutzer zu erkennen, indem sie Geräusche, Lokalisierung und andere Datenströme analysieren. <br /><br /> Diese Fähigkeiten erhält das Mobiltelefon durch den sogenannten Zeroth-Chip. Die Kollegen des IDG News Service durften ein solches, „kognitives“ Smartphone bereits ausprobieren und berichten davon, dass das Gerät beim Fotografieren sofort alle Personen erkannt und getaggt hat. Eine Methode, wie sie ganz ähnlich auch bei Facebook geschieht – nur dass dieser Prozess beim Device mit der neuen Qualcomm-Technik komplett lokal abläuft. Laut Qualcomm hat man für diese Technologie bereits rund 30 App-Ideen – auch wenn das kognitive Smartphone so manchem Datenschutz-Jünger die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte.
Schnellere GPUs
Die Bedeutung von Smartphones in Sachen Home-Entertainment steigt kontinuierlich. Dass Virtual-Reality-Apps und Ultra-HD-Filme nicht nur mehr Rechen-, sondern auch Grafikpower benötigen, ist klar. Mobiltelefone aus dem unteren Preissegment dürften vorerst weiterhin maximal Full-HD-Auflösung bieten, während High-End-Devices für besagte Aufgaben neue, schnellere Grafik-Prozessoren von Qualcomm und ARM erhalten. Auf Smartphones mit Nvidia-GPU wird man künftig leider verzichten müssen. Das US-Unternehmen baut zwar die besten mobilen Grafikprozessoren, hat sich aber aus dem Smartphone-Markt zurückgezogen.
Bessere Displays
Wer Ultra-HD-Inhalte in Zukunft auch auf dem Smartphone genießen will, braucht auch ein entsprechendes Display. Momentan sind noch keine (echten) 4K-Displays auf dem Markt erhältlich, doch das dürfte sich 2016 bei den hochpreisigen Devices ändern. Generell werden Smartphone-Displays noch mehr Farbenintensität bieten und noch höhere Auflösungen unterstützen. Die Analysten von Morgan Stanley gehen zudem davon aus, dass faltbare OLED-Screens in den nächsten zwei Jahren auf den Markt kommen. Vorreiter bei der OLED-Technologie ist LG – die Koreaner zeigten bereits auf der CES 2016 einen flexiblen OLED-Bildschirm, der sich zusammenrollen lässt.
USB-C
Mobiltelefone aller Preissegmente werden künftig den USB-C Anschluss unterstützen. Die neuen Anschlüsse sind nicht nur verdrehsicher, sondern sollen auch den Anschluss von Smartphones an Monitore oder externe Festplatten vereinfachen. So lässt sich beispielsweise Samsungs T3-SSD direkt an Android-Devices anstöpseln.
Schnellere CPUs
Natürlich werden Smartphones im Jahr 2016 nochmals schnellere und energieeffizientere Chips an Bord haben. Ein neuer Trend bei der Herstellung von Mikrochips sind gestapelte Transistoren, die es erlauben, mehr Features in kleinere Chips zu integrieren. Diese Technik kann man durchaus als Quantensprung auf dem Gebiet der Chipherstellung bezeichnen, da sie den kommenden Smartphones noch mehr Rechenpower verleiht, dabei aber gleichzeitig den Akku schont. Einige Smartphones werden zudem auch mit energieeffizientem DDR4-Speicher kommen, der der App-Performance durch schnellere, interne Datentransferraten nochmals einen Boost verleihen dürfte.

Ethno-Tarife für Migranten

Auch Telefónica Deutschland, nach der Übernahme von E-Plus größter Mobilfunkanbieter Deutschlands, hat sein Tarifsystem bereits in der Vergangenheit an den Bedarf von Migranten angepasst. Von Ortel Mobile werden sogenannte "Ethno-Tarife" angeboten. Gemeint sind Konzepte, "die sich an bestimmte Zielgruppen richten und besonders attraktive Angebote beinhalten, um mit den jeweiligen Heimatländern in Kontakt zu bleiben", sagt Telefónica-Sprecher Ralf Opalka. Zugehöriger Service und Produktinfos werden in mehreren Sprachen angeboten.

Was die Zahl abgeschlossener Mobilfunkverträge angeht: die Einnahmen hier wachsen nicht. Denn wer Internet hat, kommt laut Vodafone-Sprecher Petendorf auch gut ohne einen Handyvertrag aus. Dazu kommt: Ohne sicheren Aufenthaltsstatus bietet Vodafone überhaupt keinen Vertrag mit einer Mindestlaufzeit von zwei Jahren an. Wer außerhalb der Unterkunft Empfang braucht, könne stattdessen Prepaid-Karten nutzen, sagt Petendorf. Für 9,95 Euro pro Monat gibt es in der Regel bereits ein Datenvolumen von 1 GB. Bislang ist der Absatz aber nur "minimal gestiegen", sagt Petendorf. In der Masse sei das noch zu vernachlässigen. Dennoch muss das nicht immer so bleiben.

"Wenn der Weg der Integration fortschreitet, dann werden auch in Deutschland Kontakte immer wichtiger", meint Telekom-Sprecherin Werz. Gerade dann, wenn Flüchtlinge zunehmend ein soziales Umfeld aufbauen, Behördengänge erledigen müssen und deshalb auch Anrufe tätigen. (dpa/fm)

eco Verband: Mobile Trends 2015
eco Report Mobile Trends 2015
94 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich der herkömmliche Datenschutz längst überholt hat.
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Aus Sicht vieler Experten scheitert Industrie 4.0 bereits an den überholten Datenschutzkonzepten im B2B-Bereich.
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82 Prozent der Experten sind der Ansicht, dass der Human Factor stärker in Datenschutzkonzepten abgebildet werden sollte.
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Die Befragten sehen für Industrie 4.0 gleich mehrere Hürden, etwa fehlendes Vertrauen, Schwierigkeit, Geschäftsmodelle aufzubauen oder den mangelnden Datenschutz.